Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
gerade erst verwandelt worden waren, hatte der damalige Anführer der Wraiths, ein gewisser Ron, Jessica entführt. Er war später an Kontaminus gestorben, doch zuvor hatte er noch an seinen eigenen Anhängern Experimente durchgeführt. Ich habe nie erfahren, was eigentlich bei Jessicas Befreiung geschehen war.
„Ron sagte, wir sollten uns auf die Schlacht vorbereiten“, sagte das Mädchen. „Doch niemand tauchte auf, gegen den wir hätten kämpfen können. Wir waren verwirrt und rannten planlos durch den dichten Nebel, der uns auf einmal umfing. Ron konnte fliehen, doch die meisten von uns blieben in der Höhle zurück.“
„Plötzlich füllte sich der Raum mit grellem Licht, als wäre die Sonne vom Himmel in die Höhle gefallen. Wir starben alle.“
Ich sah die besorgten Blicke von Zerina und Arin. Vor allem von Arin. Zerina hatte sich auf ihren Lieblingsdiwan zurückgezogen und betrachtete ihren Bücherstapel.
„Was ist los?“, wollte Arin wissen.
Ich rieb mir die Stirn. „Jessica wurde vor ein paar Monaten von den Wraiths entführt. Nach ihrer Rettung sprengten ein paar Meister die Wraiths in die Luft, die sich in einer Höhle versteckt hatten.“
Schlagartig wurde mir klar, dass wir in der Nähe dieser Höhle sein mussten. Kein Wunder, dass Gabriel und seine Leute es geschafft hatten, die Grenzen zu überwinden und sich hier zu verstecken. Denn das gesamte Gebiet war vom Konsortium abgeriegelt worden, vor allem Wandelblute hatten hier nichts verloren.
Ich sah meine neueste Geister-Bekannte an. „Aber das hier ist nicht die Höhle, die gesprengt wurde?“
„Sie ist nicht weit von hier. Wir haben deine übernatürliche Energie gesehen und wurden davon angezogen.“ Das Mädchen kniete vor mir nieder und legte mir bittend seine durchsichtige Hand aufs Knie. „Du musst uns helfen.“
Da sie alle früher einmal Wraiths gewesen waren - und damit Vampire als ihre Lieblingsnahrung ansahen - war ich nicht besonders scharf darauf, diesen Gestalten irgendwie zu helfen.
Ich sah das Mädchen an und überlegte nicht lange: „Ich versuch’s.“
„Danke.“ Sie ging zu den anderen Geistern zurück, die mich aus sicherer Entfernung betrachteten. Gruselig.
„Die Geister der Wraiths sind hier?“, fragte Arin. Er klang schockiert.
„Eine super Nachricht nach der anderen, oder?“ Ich seufzte. Ich fühlte mich zwar, als hätte ich die schlimmste Magen-Darm-Grippe, die es geben konnte, aber ich war nicht hilflos. Ich konnte mit Geistern kommunizieren und ich besaß die sieben Zauberkräfte der Ahnen.
Ich stand auf und suchte mir eine Stelle, um die herum viel Platz war. Dort kniete ich mich hin und streckte meine Arme aus, die Handflächen nach oben gedreht, so wie Khenti es mir beigebracht hatte. Ich flüsterte den Zauberspruch, den er mir beigebracht hatte. Über mir öffnete sich eine Pforte aus grellem weißem Licht.
„Nur eure Ängste und eure Verwirrung halten euch hier“, sagte ich zu den Geistern. „Wenn ihr frei sein wollt, geht ins Licht.“
Ich hörte ihr Gemurmel, spürte ihre Zweifel, doch was hatten sie schon zu verlieren? Schon traten die Ersten durch die Pforte. Weitere folgten. Es wurden immer mehr, und binnen Minuten hatten alle Geister die Höhle verlassen.
Als Letzte trat das Mädchen mit dem schwarzen Lidstrich in das himmlische Licht. Es lächelte mich an und bedankte sich bei mir.
Die Pforte schloss sich hinter ihr.
Wow.
Ich stand wieder auf und ging zurück zur Couch. Arin und Zerina starrten mich mit wortlosem Staunen an.
„Was ist?“, sagte ich zu ihnen. „Ich habe nur gerade eine Pforte geöffnet und ein paar Hundert Geister hindurchgeschickt.“
„Hier drin fühlt es sich jetzt auch anders an“, bemerkte Arin. „Unbeschwerter. Nicht mehr so ... deprimierend.“
„Ja nun ... Die Wraiths sind nicht gerade fröhliche Kreaturen.“ Meine Übelkeit war wieder da. Ich wünschte mir mehr als alles andere, Gabriel wäre hier. Ich vermisste ihn. Mir kam es so vor, als wäre ich nur halb vorhanden, wenn er nicht da war. Abgedroschen, aber wahr.
Nonna und Dottie waren bisher nicht wieder aufgetaucht. Das sah ihnen gar nicht ähnlich. Doch jetzt brauchte ich sie. „Nonna, Dottie! Kommt zu mir!“ Einen Wimpernschlag später waberten meine beiden Freundinnen um mich herum und sahen sehr verärgert aus. Ich verdrehte die Augen. „Was habt ihr denn jetzt schon wieder? Hab ich euch beim Fernsehen
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