Broken Heart Vampires 04 - Cocktail mit einem Vampir
Zellentür. Stan war sehr blass. Schweiß lief ihm übers Gesicht, und die paar Haare um seine Glatze standen ihm vom Kopf ab. Sein weißer Laborkittel war fleckig und zerknittert.
„Du siehst ja fürchterlich aus. Wie lange hab ich denn geschlafen?“ Die Hoffnung stieg wieder auf. „Lasst ihr mich jetzt gehen?“
„Du hast nur ein paar Stunden geschlafen.“ Er musterte mich mit gerunzelter Stirn. „Ich fürchte, wir können dich nicht freilassen.“
Wie er mich da ansah, gefiel mir gar nicht. Ich trat von der Tür zurück und legte meine Arme um mich. Böse Vorahnungen wirbelten in meinem Bauch herum. „Was ist los?“
„Erzähl mir bitte, was du mit Patrick angestellt hast.“
Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut. Ich wollte diesen Pflock nicht in ihn hineinrammen. Und später ging es ihm doch wieder gut. Hat Ralph jedenfalls gesagt.“
„Hast du ihm irgendwas gegeben?“
„Außer meinem eigenen Blut?“
„Ja“, zischte er. Er warf einen Blick den Flur runter, dann sah er mich wieder an. „Bitte, Libby! Hast du ihm was gespritzt? Hast du ihm eine Pille verabreicht ... oder eine Tinktur?“
„Eine Tinktur ? Na hör mal! Ich bin doch kein Spion oder so“, sagte ich, verärgert über diese Fragen. „Ich habe mir das Handgelenk aufgeschnitten und ihn mein Blut trinken lassen.“
„Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass du nach Broken Heart gekommen bist.“ Sein Blick wurde kalt. „Du stammst ja aus einer außergewöhnlichen Familie. Sie haben schließlich mich gefunden. Auch dich könnten sie gefunden haben.“
„Wer denn?“
„Vampire. Die Wiedergänger oder Hu Mua Lan.“ Finster blickend trat er einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du zu Lias Handlangern gehörst. Zumindest nicht mit Absicht.“
„Wovon redest du überhaupt“, fragte ich. Vor Furcht krampfte sich mein Magen zusammen. „Ich kenne keinen, der Hu Irgendwas heißt. Ich habe keine Ahnung, was ein Wiedergänger ist. Und ich habe Patrick nichts getan.“
„Doch, das hast du.“ Seine Stimme zitterte. „Du hast ihn vergiftet.“
Was Stan mir da vorwarf, schockierte mich. Vor Entsetzen gaben meine Knie nach. Ich stützte mich gegen die Wand und holte tief Luft, um nicht umzufallen. Großer Gott. Glaubten die etwa, ich hätte versucht, jemanden umzubringen?
Ich konnte nicht mehr sprechen. Ich starrte Stan nur an, und er sah zu Boden, während sein Gesicht sich dunkelrot verfärbte. In diesem Augenblick erkannte ich: Er persönlich glaubte nicht, dass ich irgendetwas Furchtbares getan hätte. Aber er war diesen Vampiren verpflichtet. Ihnen gehörte seine Loyalität.
Beim schwachen Scheppern einer zufallenden Tür draußen im Gang wurde mir nun wirklich ernsthaft angst und bange. Dann waren schnelle Schritte von schweren Stiefeln zu hören. Gleich würde man mir mitteilen, dass mein Gnadengesuch abgelehnt worden war. Stan warf mir einen Blick zu, Mitleid stand in seinem Bluthund-Gesicht.
Lorcan, Patricks Zwillingsbruder, erschien. Jedenfalls nehme ich an, dass es Lorcan war. Er schien stocksauer zu sein, aber er wirkte nicht wie jemand, der vergiftet worden war. Außerdem umgab ihn eine purpurfarbene Aura. Die von Patrick war blau gewesen.
Links neben Stan baute sich ein großer, überaus muskulöser Mann auf. Er war ganz in schwarzes Leder gekleidet. Igitt. Tierische Haut. Seine Füße steckten in schwarzen Motorradstiefeln mit silbernen Schnallen. Er hatte jadegrüne Augen und ein Dressman-Gesicht. Sein langes
schwarzes Haar trug er in einem Pferdeschwanz. Feindseligkeit war gar kein Ausdruck für die Art, wie er mich musterte. Seine Silhouette strahlte gefährlich rot.
„Hat sie verraten, was sie ihm angetan hat?“ Er hatte einen deutschen Akzent. Er sah aus, als könnte er mich spielend in Stücke reißen. Und das schien er auch vorzuhaben. Ich erschauerte.
Stan schüttelte den Kopf. „Was immer sie gemacht hat, ich bin überzeugt, sie hat es nicht mit Absicht getan.“
„Das werden wir ja noch feststellen.“ Lorcan hatte einen schweren irischen Akzent. „Wenn ihr Gift meinen Bruder umbringt, dann wird Jessica auch sterben.“
„Jessica?“ Vage erinnerte ich mich an den Namen, wusste aber nicht, wo ich ihn hintun sollte. Ich wich zurück, aber in dieser Zelle konnte ich mich nirgends verstecken. Wenn sie diese Tür aufmachten, konnten sie mich ganz leicht
Weitere Kostenlose Bücher