Broken Heart Vampires 04 - Cocktail mit einem Vampir
ein ... ein Ärgernis. Sie alle hier könnten mich wie eine Fliege töten, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.“
„Ich verstehe, was Sie meinen.“ Patsys Tonfall ließ die Proteste der anderen verstummen. „Menschenleben sind uns durchaus etwas wert, auch wenn wir Ihre Menschenwürde verletzt haben mögen. Ich versichere Ihnen, dass wir nicht die geringste Absicht haben, Ihnen etwas anzutun.“
Das hätte mich vermutlich beschwichtigen sollen, aber Worte waren keine Taten. Ich traute ihnen nicht. Zumindest nicht jedem Einzelnen. „Kann ich einen Beistand haben?“
„Ich würde ungern einen Außenseiter dazu bitten“, sagte Patsy. „Ist denn niemand hier in diesem Raum, den Sie als Ihren Beistand in Betracht ziehen könnten?“
Mein Blick wanderte sofort zu Ralph. Ich wollte, dass er mein Held war. Auf vielerlei Art war er das bereits. Ich wollte nicht länger meinen Aufpasser in ihm sehen.
Er betrachtete mich sehr lange, ohne dass sein Blick mir verriet, was er wohl dachte. Dann wandte er sich an Patsy und sagte: „Natürlich mache ich das. Ich werde Libbys Beistand sein.“
Ralph geleitete mich in einen Vorraum und reichte mir ein Handy. „Das ist ein Wegwerfgerät. Der Anruf kann nicht zurückverfolgt werden.“
„Ihr seid wirklich paranoid.“
„Mit gutem Grund.“
Ich klappte das Handy auf.
„Mach es kurz“, mahnte er.
„Weiß ich doch“, sagte ich. Es war ja nicht so, als hätte ich gerade die circa zweiundvierzig Grundregeln lernen müssen, was bei diesem Anruf zu bedenken sei. „Ich sage ihnen nur, dass es mir gut geht und dass ich mich bald wieder melden werde.“ Ich warf ihm einen Blick zu. „Das werde ich doch, oder?“
„Sicher“, sagte er ohne Zögern. „Dafür werde ich sor gen. ”
Durch die Sicherheit, mit der er das sagte, fühlte ich mich gleich besser. Ich konnte nicht wissen, wie das alles hier ausgehen würde, aber zumindest wollte das Konsortium, dass ich am Leben blieb. Da hatten wir ein gemeinsames Interesse.
Ich tippte die Handynummer meiner Mutter ein. Sofort wurde ich mit der Mailbox verbunden. Das war nicht gut. Mom ging sonst immer ans Handy. Sie ging nie das Risiko ein, den einen entscheidenden Tipp zu verpassen, dem Übernatürlichen endlich auf die Spur zu kommen. Ich hinterließ keine Nachricht, damit das nicht schon als mein einziger erlaubter Anruf zählte.
„Sie geht nicht ran. Ich probiere es bei meinem Vater.“
Da hatte ich ein bisschen Auswahl. Falls auch Dad nicht an sein Handy ging, könnte ich Braddock Hayes anrufen, den Einsatzleiter von PRIS, der wegen eines anderen Falls in Texas war. Er war vor etwa zehn Jahren zu uns gestoßen, nicht lange nachdem wir Stan bei jener Farm verloren hat ten. Brady hatte früher für die Regierung gearbeitet, ver riet aber nie, für welche Institution genau. Jedenfalls war er für verdeckte Operationen ausgebildet und schleppte technische Geräte an, die aus den neusten Science-Fict ion-Filmen zu stammen schienen. Normalerweise leitete er die Einsätze aus unserer Kommandozentrale, aber er hatte auch ein Spezialteam von Ermittlern ins Leben geru fen und ausgebildet, das die gefährlicheren Aufgaben über nahm. Um die Wahrheit zu sagen, er jagte mir ganz schön Angst ein.
Mein Magen fühlte sich ganz leer an. Die Sorge nagte an mir, aber ich konnte Ralph und seinen Freunden doch nicht verraten, dass meine Eltern hier in Broken Heart in Schwierigkeiten stecken könnten.
„Alles in Ordnung?“, fragte Ralph.
„Klar.“ Ich gab eine weitere Nummer ein. „Ich versuche es nur noch ein Mal.“ Das Handy begann zu tuten. „Das ist doch okay?“
Ralph verzog bedauernd das Gesicht. „Tut mir leid, Libby.“
„Schon kapiert. Du sollst sicherstellen, dass ich Patsys Regeln nicht verletze.“ Trotzdem war ich enttäuscht. Nicht nur, weil er mir nicht vertraute, sondern auch, weil er allen Grund dazu hatte. Ich wollte, dass jemand bei PRIS wusste, wo ich war, und mich hier rausholte. Aber vor allem wollte ich eine Bestätigung dafür, dass meine Eltern noch am Leben waren.
„Hayes.“ Beim Klang einer vertrauten Stimme wurden meine Augen feucht. Zwar war es weder Mom noch Dad, aber ich nahm, was ich kriegen konnte.
„Hi, Dad“, sagte ich und kehrte Ralph den Rücken zu. Ich versuchte, normal zu atmen. Auf keinen Fall wollte ich dem Vampir meinen Betrug durch körperliche Reaktionen verraten.
„Liberty. Status, bitte“,
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