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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Ambrose deutete zu Jin und ihren Kisten. «Dann fangen Sie damit an, dieser jungen Künstlerin beim Transport ihrer Farben zu assistieren.»
    «Alles klar. Sagen Sie nur, wo Sie die Sachen haben wollen, Miss.»
    Dankbar reichte Jin ihm die erste Kiste. «Ganz oben auf dem Turm, bitte.»
    Constantine stieß den Atem aus, den er schon geraume Zeit angehalten hatte. «Danke, Paul.» Er klopfte dem Arbeiter auf die Schulter. «Ich werde jetzt den Bürgermeister auf die andere Seite bringen. Kannst du Jin und Mr. Mapp zeigen, wie der Wagen funktioniert? Sie wollen das Feuerwerk von einem Ende zum anderen abfackeln, sodass es in der Mitte zusammenläuft.»
    Paul warf Jin einen ungläubigen Blick zu. Dann zuckte er mit den Schultern. «Wenn’s weiter nichts ist, Con. Es ist schön, dich so wohlauf zu sehen, mein Freund.»
    «Constantine.» Jin packte ihn am Ärmel, als er wieder ins Boot kletterte und es ausbalancierte, damit sie und Mapp aussteigen konnten. «Weißt du auch wirklich, wie du die Buchstaben fertig machen musst, die du von der anderen Seite aus anbringst?» Sie schaute zu dem himmelwärts aufstrebenden Turm hinauf. «Und schaffst du es überhaupt, da hochzukommen?»
    «Du meinst wegen meines Beins?» Er zuckte mit den Schultern. «Wenn es Scherereien macht, komme ich genauso hoch wie deine Kisten.» Er deutete zu der Stelle, wo Paul und Mapp die Ausrüstung auf eine hölzerne Plattform luden, die an einem Seil hing, das über ihren Köpfen verschwand. «Dann halten mich vermutlich alle für einen Waschlappen, aber das ist in unserer Situation wohl eher nebensächlich.» Er grinste. «Immerhin bin ich jetzt der Schmied. Ich trage die Verantwortung für eine Stadt.»
    Als alles, was auf dem Brooklyn-Turm benötigt wurde, ausgeladen war, hielt Constantine das Boot für Ambrose wieder fest. Mit einem letzten Winken stießen sich die beiden Männer ab und steuerten auf den anderen Turm auf der New Yorker Seite zu.
    «Hier entlang, Leute», rief Paul von der Treppe aus, die sich bei näherer Betrachtung als eine Reihe von Leitern erwies. «Die Kisten werden hochgezogen, aber wir haben einen langen Aufstieg vor uns. Macht Pause, so oft es nötig ist, und ruft, wenn ihr Hilfe braucht.»
    «Nimm’s mir nicht übel, Jin», brummelte Mapp, der unglücklich die Leitern hinaufschaute. «Ich warte immer noch darauf, dass mir dieser Plan sympathisch wird, aber daraus wird wohl nichts mehr – wenn man mir ständig so etwas auftischt!»
    Sam hatte Jin gesagt, dass die Türme fast dreihundert Fuß hoch seien, aber erst jetzt, da sie unter einem stand, bekam sie eine Vorstellung davon, welch schwindelerregende Höhe das war. Es kam ihr so vor, als müsste sie an einer senkrechten Bergwand hinaufkraxeln.
    Der Aufzug mit den Kisten ruckte los und verschwand rasch aus ihrer Reichweite. Jin und Mapp blickten ihm sehnsüchtig nach. «Warum bin ich nicht auf diese Weise hochgefahren?», fragte sie sich leise. Nun ja, jetzt war es zu spät. Sie fing an zu klettern. Mapp folgte ein paar Sprossen hinter ihr.
    Jede Leiter führte zu einer Plattform aus Holzbrettern, wo man sich einen Moment ausruhen konnte, während man sie überquerte und zur nächsten Leiter ging, die einen weiter nach oben brachte. Nach drei Stockwerken brannten Jins Arme und Beine. Und noch ehe sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, hätte sie heiße Tränen vergießen mögen, aber nicht wegen ihrer schmerzenden Füße, sondern um der Männer willen, die jeden Tag mehrmals hinauf und hinunter steigen mussten, sechs Tage die Woche und manchmal sogar sonntags.
    «Alles klar bei Ihnen, Miss?», rief Paul zu ihr nach unten. Jin, die gerade zum hundertsten Mal Pause machte – jedenfalls kam es ihr so vor –, winkte ihm von der Plattform aus zu, auf der sie saß. Brooklyn erstreckte sich unter ihr, beschirmt von dem mächtigen Schatten des Turms.
    «Mr. Mapp? Leben Sie noch?», rief sie ihrerseits nach unten.
    «Im Prinzip schon», erklang seine körperlose Stimme.
    Mit den Fäusten bearbeitete Jin ihre verkrampften Oberschenkelmuskeln und kletterte dann weiter.
    Als sie endlich auf der Spitze des Turms ankam, blieb ihr nur ein Moment, um erleichtert aufzuatmen, bevor die erste Windböe sie traf und ganze drei Schritte rückwärts trieb, ehe sie sich fangen konnte. Jemand packte sie am Arm und zog sie von der Kante weg, als erneut ein Windstoß heranfegte.
    «So ist es hier die ganze Zeit», warnte Paul sie. «Man muss aufpassen, dass man nicht

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