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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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nur auf diesem Etikett sieben Inhaltsstoffe aufgeführt waren. Und in Bezug auf den Schlamm des perlenden Wassers hatte sie eine Eingebung und griff nach dem Gefäß mit der Mischung aus Sand und zermahlenen Muschelschalen.
    Sie bestrich zwei kleine goldene Schmelztiegel in Becherform von Onkel Liaos Arbeitstisch mit der Muschelschalenerde und stellte sie auf einen Ständer in den Ofen. Dann leerte sie die Pulver, die sie herausgesucht hatte, in einen großen Steinmörser und fing an, sie zu zermahlen.
    Bereits nach wenigen Sekunden stoben Funken aus der Mischung.
    Jin ließ den Stößel fallen und wich zurück. Funkenflug war eine allgegenwärtige Gefahr bei der Herstellung von Feuerwerk, was auch der Grund für die ständige Panik war, wenn sich Mr. Burns mit seiner Zigarre in der Nähe aufhielt. Als Jin das erste Mal Schwarzpulver gemischt hatte, hätte sie sich beinahe selbst in die Luft gesprengt.
    Die Funken erloschen so abrupt, dass Jin sich fragte, ob das, was sie gesehen hatte, eine optische Täuschung gewesen war, vielleicht ein Lichtschein vom Feuer, der sich auf der körnigen Oberfläche des Mörsers gespiegelt hatte. Sie schnüffelte. Ein schwacher Geruch lag in der Luft, irgendwie würzig, aber kein Brandgeruch. Sie fuhr mit den Fingern durch die Mischung. Nichts. Keine Hitze, keine Funken. Sie griff wieder nach dem Stößel und fing erneut an zu mahlen.
    Es knallte leicht, und die Funken kamen wieder. Aber diesmal war es kein Funkenflug, sondern eher ein Aufquellen von Feuer.
    Jin ließ den Stößel fallen, als die leckenden Flammen ihre Hand umloderten. Aber diesmal wich sie nicht zurück. Die Flammen waren dunkelblau, und obwohl Jin keinen Zweifel daran hatte, dass sie in brennendes Feuer blickte, glichen die Bewegungen der Flammen einer Wasserfontäne, die aus dem steinernen Mörser sprudelte.
    «Ich kann’s nicht glauben», murmelte sie und fuhr mit der Hand durch die blaue Flammenfontäne. Sie war warm, aber nicht heiß.
    Sie nahm eine der großen weißen Federn zur Hand, mit denen Onkel Liao seine Pulver mischte, und tauchte sie versuchsweise in das Feuer. Als sie sie wieder herauszog, war sie unversehrt.
    Sie starrte die Feder an und dann die bizarre blaue Fontäne. «Unglaublich.»
    Sie versuchte, sich nicht von diesem Rätsel aus der Ruhe bringen zu lassen, und fuhr fort, die Mischung zu zerkleinern, während das Feuer um ihre Hände leckte. Als sich das Pulver unter dem Stößel richtig anfühlte, nahm sie wieder die Feder und rührte es um. Langsam versickerten die Flammen, bis schließlich nur noch ein zähes silbrig blaues Öl übrig blieb. Jin goss es in einen der mit Schlamm präparierten Tiegel und setzte den zweiten wie einen Deckel darauf. Die Nahtstelle verschloss sie mit dem roten Schlamm des Sechs-und-eins und stellte das kugelförmige Ganze dann wieder in den Ofen. Nach einem weiteren schnellen Blick zu Sam hin fing sie an, ihren Rucksack zu packen.
    Sie hatte gerade das letzte Gefäß eingesteckt und den Kugel-Tiegel aus dem Ofen genommen, damit er abkühlen konnte, als ihr ein Gedanke kam. Sie ging zu Onkel Liaos Arbeitstisch und stöberte darauf herum, bis sie den roten Fettstift und das gelbe Papier gefunden hatte, mit denen er das Talisman-Wasser für Sam gemacht hatte. Jin riss das Blatt Papier in ordentliche Quadrate und malte auf jedes Stück ein Symbol.
    Dann steckte sie die gelben Papierfetzen in ihre Tasche. Bis auf eins. Das letzte Stück legte sie wie eine Opfergabe auf den Ofen. «Für Sam», wisperte sie, als es schwarz wurde. Dann huschte sie aus dem Zelt.
    Draußen fochten die Heiligen auf der Kiste einen heftigen Kampf aus.
    Der seltsamen Logik von Santine folgend, hatte Sam die Pest abgewehrt (wobei er diesmal einen Nothelfer einsetzte statt seines Marschalls), eine Sintflut und eine Heuschreckenplage. Ein paar Karten hatte er an die Folter und an die Abtrünnigkeit verloren. Walker hatte ihn meistens in der Defensive gehalten. Das einzige, allerdings ziemlich komplizierte Angriffsmanöver, das Sam gelungen war, hatte zu der Exkommunikation einer der höchsten Karten des rothaarigen Mannes geführt: des Teufels Advokat. Das hatte seinen Gegner nicht kalt gelassen.
    «Du verdammter …» Walker hatte den nutzlosen Advokaten wütend weggeschnickt. Auf der bleichen Haut seiner knochigen Finger waren schwarze Sommersprossen erblüht.
    Die Karte, die Sam am Anfang des Spiels eingesteckt hatte, schabte an seinem Ellbogen und erinnerte ihn daran, dass er die Sache

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