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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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getrunken hatte. Und während der ruhigen Überfahrt war er seekrank geworden, was dazu geführt hatte, dass er ständig an seinem Flachmann genuckelt hatte. Jetzt schob er die Hände in die Hosentaschen, blickte über den Spann seiner dünnen Nase auf den Arbeiter (was ein Meisterstück in Sachen Arroganz war, denn der Mann war etwa genauso groß wie er) und sagte: «Junger Mann, mein Name ist Frederick Schroeder. Vermutlich haben Sie schon von mir gehört.»
    Der Name sagte Jin gar nichts. Sie hatten nicht darüber gesprochen, welchen Namen Ambrose zum Besten geben sollte; der Plan hatte lediglich vorgesehen, dass er wie ein Dandy aussehen und sich wie ein Bürokrat benehmen sollte. Aber wenn Jin auch völlig ahnungslos war, bei den anderen zeigte dieser Name eine deutliche Wirkung.
    Constantine warf Walter Mapp einen panischen Blick zu. Mapp verzog keine Miene, aber er hob die Hand und kratzte sich unter der Hutkrempe, und Jin glaubte, ihn etwas murmeln zu hören, was wie ein Fluch klang.
    Paul fielen fast die Augen aus dem Kopf. Dann kniff er sie zusammen und blickte Ambrose prüfend an. «Sir?»
    Ambrose ließ die Musterung mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen. Dann betrachtete der Arbeiter Susannahs kleines Segelboot, Walter Mapp – der den Hut zurückschob und grüßend die Hand hob – und Jin, die ihm ein kleines Lächeln zuwarf und hoffte, dass sie nicht so verwirrt aussah, wie sie sich fühlte.
    «Ich weiß, was Sie denken», sagte Ambrose kurz angebunden. «Sie denken, dass mein Schnurrbart in Wirklichkeit deutlich beeindruckender ist als auf den Bildern in der Zeitung. Sie denken vermutlich auch, dass ich jünger aussehe. Und Sie haben recht, vielen Dank auch, aber wir haben es eilig. Diese beiden hier», und dabei deutete er auf Jin und Mapp, «müssen ein Feuerwerk vorbereiten, und wir verplempern hier nur unsere Zeit.» Dann wandte er sich zu Constantine. «Junger Mann, Sie haben mir versichert, dass wir uns nicht mit irgendwelchen Lappalien abgeben müssten.»
    «Wer ist dieser Frederick Schroeder?», wandte sich Jin flüsternd zu Mapp. «Was geht hier vor?»
    Der Klavierspieler antwortete aus dem Mundwinkel heraus, ohne den Blick von Ambrose zu wenden. «Ob du’s glaubst oder nicht, dieser Wahnsinnige behauptet ohne mit der Wimper zu zucken, der Bürgermeister von Brooklyn zu sein.»
    Jin bemühte sich um ein gleichmütiges Gesicht. «Oh nein», murmelte sie.
    «Oh doch.»
    «Feuerwerk?», wiederholte der Arbeiter fassungslos. «Was soll dieser Quatsch von einem Feuerwerk?»
    «Na ja … Sir.» Constantine trat nervös von einem Fuß auf den anderen. «Hör zu, Paul, ich habe ihm gesagt … ich habe Mr. Schroeder gesagt, wir könnten das in aller Stille hinkriegen. Ich habe nicht gedacht, dass um diese Zeit noch jemand hier oben ist. Hilf mir, bitte.»
    Paul starrte immer noch Ambrose an. «Kommt mir komisch vor, dass er … du … dass ihr hier auftaucht, ohne Vorwarnung, ohne Eskorte …»
    «Junger Mann», fiel ihm Ambrose ins Wort, seine Stimme troff vor Herablassung und Ungeduld, «das soll überhaupt nicht Ihre Sorge sein, aber wenn ich Sie erst beruhigen muss, damit Sie uns mit Ihrer Unterstützung beehren, dann darf ich Ihnen zwei Gründe nennen, warum diese Sache so im Geheimen ablaufen muss. Zum einen sind der verantwortliche Ingenieur und ich uns im Augenblick nicht besonders grün.»
    «Prima Schachzug», murmelte Mapp. «Das stand in allen Zeitungen. Vielleicht hat sein Wahnsinn doch Methode.»
    «Zum Zweiten», fuhr der hochstaplerische Bürgermeister fort, «möchten die Einwohner von Brooklyn den Fortschritt an den Arbeiten des Tragkabels feiern und ihr Vertrauen in den verwendeten Stahl demonstrieren, ohne dass New York daran irgendeinen Anteil hat.» Er warf Constantine einen Blick zu. «Ich vermute, Ihr Freund hier kommt aus New York», sagte er säuerlich.
    Der Arbeiter richtete sich mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck auf. «Nein, Sir. Geboren und aufgewachsen in Brooklyn.»
    «In Gottes Namen, Mann, warum stehen wir dann immer noch hier herum und reden Löcher in die Luft? Helfen Sie uns, damit New York vor Scham in den Boden versinkt! Was sagen Sie?» Ambrose streckte seine Hand aus. «Können wir Sie für das East River-Feuerwerksprojekt gewinnen?»
    Mapp nickte. «Das war brillant», flüsterte er Jin zu.
    Paul betrachtete Ambrose noch einmal genau, dann grinste er und schüttelte seine Hand. «Ja, Sir. Es ist mir eine Ehre, Sir.»
    «Ausgezeichnet.»

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