Broken Lands
heruntergestoßen wird.»
Jin nickte und dachte schon darüber nach, welche Änderungen sie an der Ausrichtung der Raketen vornehmen musste, damit die heftige Luftströmung sie nicht in eine ungewollte Richtung trieb.
Die Fläche oben auf dem Turm war etwa so groß wie ein kleiner Häuserblock. Obwohl Paul ihnen versichert hatte, dass nicht viel gearbeitet wurde, weil doch Sonntag war, waren etwa zehn Leute hier oben – ein paar Arbeiter, ein paar gut gekleidete Männer und sogar zwei Frauen, bei denen es sich um Touristen handeln musste. Alle beäugten Jin neugierig und wunderten sich, was ein Chinesenmädchen hier oben zu suchen hatte.
Quer über die freie Fläche erstreckte sich ein hölzerner Laufsteg mit Seilen als Geländer, der nach rechts und links vom Turm wegführte. Zwei flussabwärtige Tragkabel wurden gerade gesponnen – die ersten von vielen, die eines Tages tief unter ihnen eine Straße halten würden. Die beiden Seile aus Stahlschnüren verliefen parallel zu dem Laufsteg. Daneben war das Nichts, ein tiefer Fall hinunter in den Fluss.
Wieder wurde Jin von einem Windstoß gebeutelt. Unwillkürlich griff sie nach Pauls Arm, und er tätschelte ihre Hand. «Sie werden sich dran gewöhnen. Der Wind ist nicht so stark, wie er sich zunächst anfühlt, wenn man sich auf ihn eingestellt hat.» Er nickte in Richtung Aufzug. «Und da sind Ihre beiden Kisten. Wohin hätten Sie sie denn gerne?»
«Neben das südliche Tragkabel.» Sie schaute zu dem New Yorker Turm, aber er war viel zu weit weg, um erkennen zu können, ob es Constantine, dessen Aufgabe es war, die Feuerwerksröhrchen an die Buchstaben für die Botschaft am nördlichen Tragkabel anzubringen, schon bis nach oben geschafft hatte.
«Macht Platz, Leute!», polterte Paul und stapfte mit der ersten Kiste zu der Stelle, die Jin ihm benannt hatte.
Walter Mapp erschien an ihrer Seite. Er nahm seinen Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Wenn ich das nächste Mal einen solchen Aufstieg mache», keuchte er, «dann möchte ich von einem Engel mit einem leicht angebratenen Steak und einer Flasche Armagnac empfangen werden.» Er holte ein paar Mal tief Atem und half dann Paul, die Ausrüstung auszuladen.
«Der Wagen», setzte Jin an, als sie den beiden Männern folgte. «Wie funktioniert er?»
«Schauen Sie mal.» Paul brachte sie zu der Stelle, wo eins der Kabel von der Oberfläche des Turms in Richtung Flussmitte verlief. An dem Kabel hing eine kleine hölzerne Plattform mit einem Geländer ringsum. Sie war klein, vielleicht zehn mal sechs Fuß.
«Damit fahren wir hinüber und klammern die Drähte zu Strängen zusammen», sagte Paul. «Das sollte für Ihre Zwecke gut geeignet sein. Jede Menge Platz für Ihre Gerätschaften. Sie ziehen sich an einem Seil nach draußen.»
Jin dachte an die einzelnen Schritte, die zu tun waren: Zunächst musste sie die Feuerwerkskörper an den Buchstaben befestigen und sie dann vom Wagen aus aufhängen. Walter Mapp konnte ihr helfen, sich damit hinüber zum anderen Turm zu ziehen, wo hoffentlich Constantine seine Buchstaben bereithalten würde. Dann würde sie auf dieselbe Weise an dem zweiten Kabel zurückkehren und den Rest der Botschaft aufhängen. Wieder zurück auf dem Brooklyn-Turm konnte sie die Arbeit an dem Dan beenden und die anderen notwendigen Komponenten für die Cinefaktion vorbereiten.
Walter Mapp kam zu ihr, während sie noch den Wagen beäugte. «Na, das sieht doch gar nicht schlecht aus», meinte er. «Scheint ziemlich stabil zu sein.»
Das stimmte. Der Wagen wirkte geräumig und sehr solide – bis sie an ihm vorbei auf das Kabel blickte, das die scheinbar endlose Distanz zwischen den Türmen überspannte. Die New Yorker Seite des Kabels war kaum zu sehen. Und diese beängstigende Höhe: Fast einhundert Meter unter ihr rauschte der Fluss.
Jin kauerte sich einen Moment lang hin. Sie vermochte nicht mehr zu stehen; ein heftiges Schwindelgefühl hatte sie erfasst.
«Alles klar?», fragte Paul mitfühlend.
Sie nickte, wappnete sich und stand wieder auf. «Ich brauche eine Weile, um das Feuerwerk vorzubereiten. Können Sie uns helfen, die Sachen in den Wagen zu bringen, wenn ich fertig bin?»
«Gewiss doch, sagen Sie einfach Bescheid.»
«Brauchst du mich?», fragte Mapp.
Jin schüttelte den Kopf. «Ich brauche nur Ruhe. Ich muss einen klaren Kopf bewahren.»
Während sie die Sprengstoffröhrchen an den Buchstabengerüsten befestigte, wanderten ihre Gedanken zu der Cinefaktion,
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