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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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zur Hölle vor der Nase zu.
    Und so kam es», sagte Ambrose abschließend, «dass Jack über das Antlitz der Erde wandert und einen Ort sucht, wo er sich niederlassen kann.»
    «Und genauso ist’s gewesen, und wer’s nicht glaubt, der fress ’nen Besen.» Tom hob sein Glas. «So beendet man eine gute Geschichte, jedenfalls da, wo ich herkomme.»
    «Aber das ist bloß eine Geschichte», gab Sam nach einer Weile des Schweigens zu bedenken. «Das ist nicht die Wirklichkeit. Das ist unmöglich.»
    «Ich sagte dir ja, dass du mir vermutlich nicht glauben wirst», erklärte Ambrose. «Eine Stadt ist ein chaotischer Ort, aber wenigstens ein Ort mit Regeln und einer gewissen Ordnung. Das Land ist weit und unberechenbar, voller Wunder, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben. Dafür steht Jack Höllenkohle.»
    «Die Nachricht», sagte Mapp düster, «die Worte auf der Mauer – durch Blut unterworfen für Jack Höllenkohle . Was genau will er unterwerfen?»
    «Nun», sagte Ambrose langsam. «Ich glaube, Sie müssen sich auf das Schlimmste gefasst machen, Mr. Mapp. Ich glaube, damit ist New York gemeint.»
    Sam starrte ihn an. «New York? Was will er damit? Will er … seine eigene persönliche Hölle errichten?»
    «Sieht ganz danach aus», sagte Ambrose und trank sein Glas aus.
    Jin drehte ihr Glas auf dem Tisch um die eigene Achse. «Wie funktioniert das? Wie macht man aus einer Stadt eine Hölle?»
    Ambrose zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung.» Er schaute erst Tom an und dann Mapp. «Ihr etwa?»
    Mapp schüttelte den Kopf. «Nein», sagte Tom nachdenklich, «aber ich kann nicht sagen, dass es für die Leute, die hier leben, besonders gute Aussichten sind.»
    Über die Runde senkte sich Schweigen.
    «Man muss ihn aufhalten», sagte Ambrose schließlich. «Unbedingt. Ihr versteht doch, dass es nicht nur um New York geht, nicht wahr? Ich meine, ich mag New York, aber hier steht etwas Größeres auf dem Spiel.» Er schaute zu Tom. «Das stimmt doch, oder?»
    Der alte Mann nickte. «Dieses Land ist kein besonders sicherer Ort. Die Leute sind wütend, immer noch. Sie haben Angst und sie haben den Eindruck, sie müssten sich gegenseitig bestrafen. Ich glaube, die meisten wissen nicht einmal, worauf sie wütend sind. Sie sind es einfach.»
    «Das liegt an der Art der Wut», murmelte Ambrose. «Es sind kaum ein Dutzend Jahre seit dem Schlimmsten vergangen, was diesem Land widerfahren konnte, und ehrlich gesagt haben sich viele Dinge, bei denen wir uns durch den Sieg der Union eine Verbesserung erhofften, keinen Deut verändert. Nehmt allein die Anzahl der Lynchmorde in diesem Jahr, die Streiks, die Bomben … die Leute, die keine Arbeit haben … und diejenigen, die alles daran setzen, dass Gleichberechtigung nichts weiter ist als ein leeres Wort, statt einem neuen Leben für Menschen wie Tom.» Er betrachtete den alten Gitarrenspieler. «Meinst du nicht auch?»
    Tom seufzte. «Frei zu sein ist besser als das Gegenteil. Aber das Wort allein reicht nicht aus. Es gibt viele Gegenden in diesem Land, wo man mit einem Menschen immer noch bitter-böse umspringt, egal ob er frei ist oder nicht.» Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, auf dem ein Ausdruck lag, der Sam an die gehetzten Mienen der alten Veteranen im Hotel erinnerte. «So viele Menschen sind gestorben, damit wir ein Recht auf dieses Wort haben: Freiheit.»
    Ambrose nickte. Seine Augen waren verschleiert, während er in die Vergangenheit blickte. «Die Leute starben wie die Fliegen», murmelte er. «Warum auch immer man sich darauf eingelassen hatte, schließlich und endlich lief es nur darauf hinaus: Die Leute fielen um und starben eines langsamen Todes. Es waren nicht einmal mehr Menschen. Es waren nur noch Körper; Körper, die fielen und schäumten und bluteten und erfroren und verhungerten und starben. Und niemand hat vergessen oder vergeben, keine Sekunde lang.»
    Er lächelte dünn in Sams Richtung. «Das Land ist wütend und verängstigt, und ich schwöre dir: Keine Stadt, kein einziger Ort ist davor sicher, beim geringsten Anlass in einem Strudel von Gewalt zu explodieren. Nichts würde eine schnellere Rückkehr in die Anarchie vergangener Tage bewirken als ein unerklärlicher Schrecken, der eine Großstadt wie New York befällt. Ehrlich gesagt – und ich bin wohl nicht der Einzige, der so denkt – glaube ich, dass es weit weniger bedarf, um ganz Amerika wieder in eine kopflose Panik zu versetzen. Überlegt nur einmal, was letzten Monat

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