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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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wirbelte herum und schlug die Tür zu, ehe Jack reagieren konnte. Einen Moment später prallte von der anderen Seite etwas mit dumpfem Schlag dagegen. Die gesamte Hütte erzitterte. Dann kehrte Stille ein. Und Jack wandte sich von der Tür ab und starrte in die weit aufgerissenen goldenen Augen des Jungen.
    ‹Bitte›, sagte der Junge. ‹Es lauert auf mich. Bitte schicken Sie mich nicht weg.›
    Jack hatte sich verändert. Er war nicht länger der gastfreundliche Pionier der Wälder von früher. Aber er hatte gespürt, wie die Hütte gebebt hatte, und er war kein Ungeheuer. ‹Fass die Decken nicht an›, warnte er den Jungen. ‹Und wenn wir wieder hinauskönnen, berühre nicht den Rosenbusch. Setz dich ans Feuer. Ich mache Kaffee, während wir darauf warten, dass das, was da draußen ist, wieder verschwindet.›
    Sie warteten, und der Junge saß schweigend da, bis der Kaffee ausgetrunken war. ‹Was ist es?›, fragte Jack schließlich.
    ‹Ich weiß es nicht›, sagte der Junge. ‹Niemand hat es je gesehen. Nur das, was übrig bleibt, wenn es mit seinen Opfern fertig ist.›
    ‹Und wieso ist es hinter dir her?›
    Der Junge zuckte mit den Schultern. ‹Ich muss irgendetwas angestellt haben. Eine Kreatur wie diese verfolgt einen nicht ohne Grund.› Mit fragenden Augen betrachtete er Jack. ‹Das stimmt doch, oder? Ich muss irgendetwas angestellt haben, nicht wahr?›»
    Ambrose schwieg kurz, um sich ein neues Glas einzuschenken. «Ich bin nicht sicher, ob ich diese Frage hätte beantworten können. – Jack nickte, aber nur, weil das die Antwort zu sein schien, auf die der Junge hoffte.»
    «Moment mal», fiel Sam ihm ins Wort. «Warum?» Wie die meisten Jungen, die er kannte, hatte er bislang immer versucht, nichts anzustellen, was ihn in Schwierigkeiten bringen könnte – oder wenigstens nicht dabei erwischt zu werden.Warum sollte irgendjemand hören wollen, dass er verdiente, von einem unsichtbaren tödlichen Ungeheuer gejagt zu werden?
    Es war Jin, die antwortete: «Ich glaube, es ist viel schlimmer zu glauben, dass schreckliche Dinge ohne guten Grund passieren», sagte sie leise und spielte mit dem grünen Armreif um ihr Handgelenk. «Wenn man … wenn man glaubt, dass man es verdient, bestraft zu werden, dann gibt es immer die Möglichkeit herauszufinden, was man angestellt hat, und dann kann man damit aufhören und dann …» Sie schluckte. «Und dann kann man hoffen, dass es besser wird.»
    Tom Guyot strich über Jins Hand, die so starr und reglos wie Stein auf ihrem Knie lag.
    «Du weißt, dass die Welt nicht so beschaffen ist, Liebes, nicht wahr?», sagte er sanft. «Wenn es so wäre, wäre alles leichter, aber so ist es nun mal nicht.»
    Jin nickte, ohne ihn anzuschauen. «Ja, ich weiß.»
    Ganz plötzlich schämte sich Sam, dass er nichts getan hatte, dass er sie nicht getröstet oder ihre Schulter getätschelt hatte. Aber die Gelegenheit war vorbei.
    Ambrose trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. «Soll ich fortfahren?»
    «Ja, bitte», sagte Jin dankbar.
    «Jack und der Junge saßen in der Hütte und wollten abwarten, bis sich das unsichtbare Ungeheuer wieder zurückgezogen hatte. Als Jack zu Bett ging, lehnte sich der Junge gehorsam ohne eine Decke gegen die Wand und zitterte vor Kälte und Angst. Er konnte nicht schlafen, und irgendwann in der Nacht bemerkte er die Halskette mit dem Harzstück, die immer noch an dem Nagel neben dem Herd hing.» «Oh nein», murmelte Sam. «Tu’s nicht, Junge.»
    Ambrose nickte traurig. «Natürlich nahm er die Kette ab, aber nur um sie zu betrachten. Und natürlich wachte Jack in dem Moment auf und schrie den Jungen an, er solle es zurückgeben, und der Junge in seiner Panik warf es ins Feuer.»
    «Harz ist wie Wachs», sagte Jin leise. «Es schmilzt.»
    Ambrose nickte wieder. «Jack machte einen Satz und rettete das Stück, ehe es gänzlich dahin war, aber der Schaden war angerichtet. Er wandte sich dem zitternden Jungen zu, der sich weinend entschuldigte, und wies ihn aus dem Haus.
    ‹Aber was, wenn es immer noch da draußen ist?›, fragte der Junge.
    Das war natürlich die Frage. Jack schaute das fremde Kind an, dem das Entsetzen in das kleine Gesicht geschrieben stand, und einen Augenblick lang wäre er beinahe schwach geworden. Aber er war diesen Weg schon zu weit gegangen, und am Ende obsiegten sein unvernünftiger Zorn und sein Schmerz.
    Er öffnete die Tür, und der Junge, der genau wusste, dass das verfluchte Wesen dort draußen immer noch

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