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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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helfen», warf Jin ein. «Nur so kann ich irgendwann aufhören, es ständig vor mir zu sehen.»
    Ihre Stimme war ruhig; sie wankte nicht, aber ihre Hände waren noch immer zu verkrampften Fäusten geballt, die ihre Narben so weiß wie Knochen hervortreten ließen.
    Jin merkte, dass Sam auf ihre Hände schaute. Bevor sie sie verstecken konnte, hatte er sie genommen. Sie zuckte zurück, ließ es aber zu, dass er ihre Hand öffnete und auf die Tischplatte legte. Eine Sekunde vergaß er, dass drei Augenpaare zusahen, und legte seine Hand über ihre, nur für einen Moment. Er wünschte, er könnte diese Geste irgendwie normal und alltäglich wirken lassen.
    Aber das konnte er nicht, und deshalb zog er seine Hand weg.
    Ambroses Augen ruhten auf dem Glas, das er neu einschenkte, aber Tom lächelte und Walter Mapp nickte ihm anerkennend zu. Dann schaute er sich am Tisch um.
    «Alles klar so weit?» Der Klavierspieler hob sein Glas. «Wir retten New York, um das Land zu retten. Hat irgendjemand irgendwelche Einwände?»
    «Geht es dir wenigstens ein bisschen besser?»
    Die Lichter des Hotels warfen lange Schatten vor sie hin, als Sam und Jin die Eingangstreppe aus rosafarbenem Marmor hinuntergingen und die kreisrunde Auffahrt betraten. «Es ist immerhin ein Anfang», sagte Jin zögernd.
    Nein, es ging ihr nicht besser, aber das wollte sie nicht zugeben. Genauso wenig wollte sie lügen. «Besser als nichts. Und was war das für eine Geschichte mit Mr. Guyot und Mr. Mapp und diesem Gefallen?»
    «Ich habe keine Ahnung.» Sam zuckte mit den Schultern. «Darf ich dich zum Wagen bringen?»
    «Wenn du willst.»
    Sie gingen denselben Weg zurück, durch die Schatten zwischen den Wacholderbäumen und durch das Licht, das aus den oberen Stockwerken fiel. Sie gingen schweigend, bis Sam über etwas stolperte.
    Jin packte ihn am Arm, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. «Alles in Ordnung?»
    Die Geste überraschte ihn vermutlich genauso sehr wie sie selbst. Er schaute nicht einmal nach, worüber er gestolpert war. «Alles klar. Danke.»
    Dann blickte sie über seine Schulter und spähte zu der dunklen Form neben einem Pflanzenkübel. Ihr Herz fing an zu hämmern. Auch Sam drehte sich um und wich einen Schritt zurück.
    Jins Hand krampfte sich um seinen Arm. «Nicht.»
    Die dunkle Form war ein Fuß.
    «Nicht», flüsterte sie noch einmal. «Geh nicht näher.»
    Sam löste sanft ihre Finger von seinem Ellbogen. «Bleib hier.»
    «Sam, nicht …»
    «Warte einfach hier.» Er machte einen Schritt auf die Bäume zu, nur so weit, dass er bestätigt sah, was er vermutet hatte: Der Fuß war nackt. «Jin, geh zum Wagen», sagte er mit zitternder Stimme. «Hol deinen Onkel. Ich rufe jemanden vom Hotel. Es ist vermutlich nichts, wahrscheinlich nur ein Betrunkener.»
    Jin nickte und taumelte rückwärts. «Beeil dich», sagte sie und fing an zu rennen.
    Sie rannte über den Kiesweg zum Fata Morgana-Wagen, wo sie die Tür aufstieß. Onkel Liao und Mr. Burns saßen an dem kleinen Esstisch und tranken eine abendliche Tasse Tee. «K-kommt schnell», stammelte sie. «Da ist eine …»
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war augenscheinlich furchterregend, denn sie sprangen auf, noch ehe sie das Wort «Leiche» aussprechen konnte. Jin führte sie zu den Pflanzkübeln, wo sie mit Sam, der mit Walter Mapp, Tom Guyot und Ambrose aus der anderen Richtung kam, zusammentrafen.
    Jin und Sam hielten sich etwas abseits, während sich die anderen der grausigen Entdeckung näherten. Jin schlang die Arme um sich, das Gesicht zu Stein erstarrt.
    Walter Mapp stolperte rückwärts und rannte dann zur Vorderseite des Hotels. Tom Guyot wandte sich ihnen zu, das dunkle Gesicht aschfahl und die Augen schreckgeweitet. «Ihr beiden bleibt, wo ihr seid», sagte er mit brechender Stimme.
    «Was ist es?», fragte Sam. «Ich habe es nicht genau …»
    «Ein Rätsel», sagte Ambrose mit bleischwerer Stimme, wandte sich von den Bäumen ab und blickte Sam und Jin an. Er war kreidebleich. «Wie kann ein Mann nackt sein und trotzdem Fetzen am Leib tragen?»
    Jin stieß ein Wimmern aus. Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder, als sie flüsterte: «Fetzen …»
    Mr. Burns stürzte von den Pflanzkübeln weg und verschwand um die Ecke. Von dort kam ein Würgen und Keuchen, während Walter Mapp mit zwei Männern in der Livree der Hotelangestellten zurückkehrte. «Gleich da drüben», sagte er und deutete auf die Stelle.
    Einer der beiden wankte sofort bei dem Anblick. Es sah

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