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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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dachte ich auch. Doch obwohl ich geglaubt habe, deinen betrunkenen Zustand klug auszunutzen und alles Mögliche über dich zu erfahren, dämmert mir allmählich, dass dir nichts von dem, was du gesagt hast, einfach herausgerutscht ist. Und ich frage mich, warum.«
    Sie zögerte. Die Schlägerei drängte sich gerade in den Vordergrund, weil nahebei ein Tisch unter dem Gewicht miteinander ringender Männer zerbrach, aber Archimedes bezweifelte, dass sie deshalb wartete. Sie legte sich ihre Worte zurecht.
    Schließlich sagte sie: »Nachdem ich zur Vesuvius geschwommen bin, habe ich drei Wochen im Bett verbracht. In den Wochen danach habe ich Briefe geschrieben und mit Anwälten gesprochen. Wie du weißt, habe ich treuhänderisch Geld für meine Crew verwaltet. Eine stattliche Summe.«
    »Ja.«
    »Ich habe oft darauf zurückgegriffen. Wenn jemand ein Auge verliert, eine Bein, eine Hand – dann zahle ich den Ersatz oder gebe ihm eine Rente. Eine anständige Rente. Die Summe, die ich ihnen ausgezahlt habe, dazu noch das auf meiner Lady verdiente Geld, da brauchten sie nie wieder zu arbeiten. Und wenn jemand im Dienst für meine Lady gestorben ist … meine Leute haben fürstlich verdient, aber nach ihrem Tod haben ihre Familien wie Könige gelebt. Allerdings habe ich nie damit gerechnet, alles auf einen Schlag auszahlen zu müssen.«
    Fünfundzwanzig Crewmitglieder und eine königliche Summe für jede Familie. »Dann ist jetzt nichts mehr übrig.«
    »Richtig. Nur hätte das eigentlich keine Rolle gespielt.«
    Wegen des Tresors. Gott!
    Sie musste ihm sein Begreifen angesehen haben. »Ja. Und wenn ich einige Dinge richtig interpretiere, die deine Schwester in London gesagt hat, dann sind wir in derselben Lage, Archimedes Fox – wenngleich die deine nicht ganz so verzweifelt ist.«
    Das stimmte. »Ich habe seit einiger Zeit nichts von Bedeutung mehr gefunden.«
    Ihr entschlüpfte ein Lachen. »Nicht?«
    »Nein. Genug für Kost, Logis, ein paar Extras.« Er hob als Beispiel sein Zigarilloetui hoch, dann begriff er, warum sie lachte. Er hatte einen Fund von Bedeutung gemacht. »Und die Skizze natürlich.«
    »Ja, die Skizze. Wobei es inzwischen zwei Skizzen von Interesse für uns gibt: die Fälschung, denn wer immer die besitzt, muss sie sich von meiner Lady geholt und meine Crew getötet haben. Und das Original, denn wer immer das besitzt, hat uns beiden eine beachtliche Summe gestohlen – und dir deine Freiheit von Temür Agha. Also schlage ich eine Vereinbarung vor.«
    »Um uns die Zeichnungen wiederzuholen.«
    »Ja. Du kennst Leute. Ich kenne andere Leute. Beides zusammengenommen werden wir zwangsläufig von mindestens einer Skizze hören. Vielleicht haben wir Glück, und Original und Fälschung befinden sich in ein und derselben Hand.« Sie lehnte sich zurück. »Die Vereinbarung, die ich dir vorschlage, betrifft den Informationsaustausch und die gemeinsame Wiederbeschaffung der Skizzen. Ohne Tricksereien. Ohne Sklavenreife.«
    »Und ohne einigermaßen Geld.« Nicht, dass es eine Rolle spielte. Wäre der Vorschlag nicht von ihr gekommen, hätte er ihn gemacht.
    »Das auch. Betrachtest du das als bedeutsames Hindernis, Archimedes Fox?«
    »Aber niemals.«
    Ihr zufriedenes und entschlossenes Gesicht sah aus wie in Stein gemeißelt. »Gut. Ich habe einige Stücke, die ich verkaufen kann. Sie werden jedoch nicht viel einbringen, darum bezweifle ich, dass wir uns die Informationen erkaufen können. Dein Charme und meine Messer werden reichen müssen.«
    Faszinierend. Sie war mit dem reichsten Mann in London befreundet und verließ sich dennoch auf ihre Messer? »Du willst es dir nicht vom Eisernen Herzog leihen?«
    »Schulden wiegen schwerer als die Münzen, mit denen man sie bezahlt. Ich möchte bei niemandem Schulden haben. Besonders bei Freunden nicht. Warum leihst du dir nichts bei deiner Schwester?«
    »Oh nein! Diese Geschichte kenne ich schon: Um für die Bedürfnisse ihres verschwenderischen Bruders aufzukommen, bindet sich eine Schwester an einen lüsternen, verderbten Lebemann, der sie jeden Abend verprügelt und ihr jeden Morgen Krankheiten aus dem Bordell mitbringt.« Er schüttelte eine geballte Faust. »Ich schwöre, da hungere ich lieber und werfe mich selbst vor meinen eigenen lüsternen Lebemann, bevor ich Zenobia so jemandem in die Hände spiele.«
    Yasmeen lachte so heftig, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, und brauchte fast eine Minute, um wieder Luft zu bekommen. Sie wischte sich die Wangen ab.

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