Brook, Meljean - Die Eiserne See
verständigte das nächste Schiff.«
»Die Terror ?« Dann war »riskieren« noch milde ausgedrückt.
»Ja. Mad Machen schnitt mich auf, nähte mich wieder zu und behielt mich zwei Wochen an Bord. Anschließend bat mich der Eiserne Herzog, vorwegzufliegen und für sie die Küste zu erkunden, also machte ich das. Ist bis heute der einzige Auftrag, den ich je ohne Bezahlung gemacht habe.«
»Und da wurde dein stählernes Herz geboren.«
Sie schnaubte. »Von wegen! Ich war noch jung. Misstrauisch, ja; aber noch nicht misstrauisch genug – und Bloody Bartholomew war nicht der einzige Mann, der mein Schiff haben wollte.«
Und Fluch über sie alle. »Der Graf auch?«
»Nein. Bis dahin hatte ich meine Lektion gelernt. Aber er wollte nicht mein Schiff, er wollte Abenteuer. Er bezahlte Passagen nach Ägypten, zum Habsburgwall, zu den Ruinen von Griechenland. Und er war charmant, gut aussehend, reich.«
»Also nicht ganz so wie ich, Gott sei Dank!« Dass er reich war, konnte Archimedes nun wirklich nicht von sich behaupten.
Ihr Lachen war warm und tief. »Nicht so unterhaltsam jedenfalls. Aber lustig. Ich nahm ihn mit in mein Bett.«
»Und doch hast du ihn aufgeknüpft?«
»Er hat mir in den Hintern gekniffen.«
»Im Bett passieren normalerweise noch ein Haufen Dinge mehr als das.« Wenn man es richtig machte, jedenfalls. »Ich hab dich nie für prüde gehalten.«
»Er hat es vor den Augen meiner Crew getan.« Die Belustigung wich aus ihrem Gesicht. »In meiner Kajüte könnte ich eine Orgie abhalten, und es würde meine Crew nicht berühren. Aber wenn ich einem Mann gestatte, mir in den Hintern zu kneifen, während ich über das Deck meiner Lady gehe, dann spricht nichts dagegen, dass meine Crew das auch darf.«
Dennoch eine strenge Bestrafung für ein solches Vergehen – außer es war Absicht gewesen. »Wusste der Graf das?«
»Ich hatte ihn gewarnt. Er hatte schon zuvor Bemerkungen gemacht, Anspielungen, die meine Autorität untergruben, und das sagte ich ihm auch. Aber in seinem Stolz konnte er nicht akzeptieren, dass ich auf meinem Schiff im Rang über ihm stand, dass ich als Captain die Befehlsgewalt hatte. Er musste meiner Crew gewissermaßen zeigen, dass ich unter ihm war.« Sie neigte sich plötzlich zur Seite, und ein Bierkrug flog an ihrem Kopf vorbei und zerschellte an der Wand – inzwischen prügelte sich die halbe Kneipe. »Und das war das Ende meiner Verbindung mit dem Grafen.«
»Reich, gut aussehend, charmant. Das ist Scarsdale auch.«
Ihr Lächeln versprach Spitzzüngigkeit. »Ja, das ist er. Möchtest du gern hören, dass ich kürzlich drei Wochen in seinem Bett verbracht habe?«
Nein, mochte er nicht. Nicht aus Eifersucht, dass sie zu Scarsdale ins Bett gestiegen war – wenngleich ihm das einen kurzen Stich versetzte. Sondern weil sie zu Scarsdale gegangen war, als es ihr dreckig ging. Nachdem Ivy heute früh zerschmetterte Beine erwähnt hatte, wusste er, dass mehr an dieser Geschichte dran war, als Yasmeen durchblicken ließ.
»Um wieder zu Kräften zu kommen?« Auf ihr Nicken hin fragte er: »Liebst du ihn?«
»Ja.«
Und wieder ein Stich in Herznähe, Gott! War es schon so weit mit ihm? Es beunruhigte – entsetzte – ihn mehr, als er gedacht hatte. »Und doch reichst du ihn an meine Schwester weiter.«
»Wenn sie wirklich eine praktisch denkende Frau ist, passen sie gut zusammen. Einen hingebungsvolleren Partner könnte sie gar nicht bekommen.«
Doch Scarsdale würde Zenobia nie so sehr lieben, wie sie es verdiente, weil er sich nach dem Herzen einer anderen verzehrte.
Nein, Moment! Yasmeens Belustigung war nicht die einer Frau, der der Sinn nach einer verhinderten Liebe stand.
»Er ist ein Freund«, begriff Archimedes.
Nun lächelte sie wirklich. »Ja. Wir haben es einmal im Bett miteinander probiert. Aber mittendrin haben wir beide so sehr lachen müssen, dass wir es nicht zu Ende bringen konnten.«
Das überstieg sein Vorstellungsvermögen. Mit ihr lachen, ja. Es nicht zu Ende bringen können? Was für eine Sorte Mann würde sie ansehen, sie berühren und dann nicht …
»Ah«, sagte er. »Er ist ein –«
Archimedes brach ab, bevor das Verhängnis über ihn hereinbrach.
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ein was?«
Er kannte viele Wörter für Männer, die es mit Männern trieben, aber nicht eines, das den Mann, den sie liebte, nicht beleidigt hätte. »Ein Freund.«
Sie schenkte ihm ein anerkennendes Nicken. »Du bist ein kluger Mensch, Archimedes Fox.«
»Das
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