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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Die Horde war nicht weiter nördlich als bis zum Limfjord vorgestoßen, einem flachen Sund, der quer über die Spitze von Jütland verlief und sie vom Rest der Halbinsel abtrennte. Derselbe Streifen Wasser hielt auch die Zombies auf; die es dennoch hinüberschafften, scheiterten an Mauern, die man entlang des Sunds hochgezogen hatte. Die Flüchtlinge hatten auf diesem beengten Raum unter Armut gelitten, immer wieder war es zu Unruhen gekommen, und vom Galgen war regelmäßig Gebrauch gemacht worden, aber allmählich hatte sich die Gegend erholt. Aus Hüttenreihen waren Häuserreihen geworden. Mit dem Einzug von Ruhe und Stabilität siedelten sich in den Städtchen Familien aus der Neuen Welt sowie aus England an, das kürzlich von den mongolischen Besatzern befreit worden war. Einer dieser Familien hatten Zenobia Fox und ihr Bruder angehört.
    »Wir kommen jetzt über ihr Haus, Captain.« Rousseaus Ankündigung war von Atemwolken begleitet. »Wie lange beabsichtigen Sie dortzubleiben?«
    Wie lange würde es dauern, der Frau mitzuteilen, dass Archimedes ein wertvolles Artefakt aufgestöbert hatte, bevor Yasmeen ihn getötet hatte, und sie dann auszuzahlen? Mit etwas Glück würde sie Yasmeen in einem Anflug selbstgerechten Zorns der Tür verweisen – wobei es unterhaltsamer sein würde, wenn sie versuchte, dem mit einer Pistole Nachdruck zu verleihen. In beiden Szenarios würde Yasmeen das Geld komplett behalten, was ihr nur recht war.
    »Nicht allzu lange«, vermutete sie. »Lasst die Leiter herunter!«
    Rousseau gab den Befehl weiter, und binnen Sekunden entrollten ihre Leute die Strickleiter über die Seite der Lady Corsair . Yasmeen sah nach unten. Zenobias orangefarbenes, dreistöckiges Haus stand zwischen zwei identischen, zartgelb gestrichenen Häusern. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in Fladstrand war es nicht in mehrere Wohnungen unterteilt. Das Schieferdach befand sich in gutem Zustand, die Zierleisten um die Fenster herum wirkten neu. Spitzengardinen verbargen die Zimmer vor neugierigen Blicken. Unter jedem Fensterbrett ragten schmiedeeiserne Blumenkästen hervor, die mit reifüberzogener Erde gefüllt waren.
    Das große Haus war gut in Schuss und bot reichlich Platz für eine alleinstehende Frau. Yasmeen nahm an, dass reichlich Platz das Beste war, auf das man hoffen konnte, wenn man in der Stadt lebte – sie hätte es nie ertragen, an einem Ort fest verankert zu sein. Warum gab sich Zenobia Fox damit zufrieden? Ihre Abenteuergeschichten basierten auf den Reisen ihres Bruders, aber warum ging sie nicht selbst auf Reisen? Yasmeen verstand es nicht. Vielleicht hatte Geld eine Rolle gespielt – doch wenn man ihr Haus betrachtete, mangelte es Zenobia nicht an Mitteln.
    Egal. Sobald Yasmeen sie ausgezahlt hatte, brauchte Zenobia ihre Geschichten nicht länger auf Archimedes’ Abenteuer zu stützen. Dann konnte sie gehen, wohin sie wollte – oder nirgendwohin, das war nicht mehr Yasmeens Sache.
    Da es sich um einen Anstandsbesuch handelte, legte sie die Pistolen ab, die sie normalerweise unter ihrem breiten purpurroten Gürtel stecken hatte. Seit Kurzem trug sie nicht mehr ihre kurze Schifferjacke, sondern einen langen Wintermantel. Die beiden tief in seinen Taschen verborgenen Pistolen boten Schutz genug, der noch durch die Dolche verstärkt wurde, die oben in ihren Stiefeln steckten und auf halber Schenkelhöhe leicht erreichbar waren. Sie überprüfte ihre Haare und vergewisserte sich, dass ihr blaues Kopftuch die pelzigen Spitzen ihrer Ohren bedeckte. Dazu reichten eigentlich auch ihre Zöpfe, aber das Kopftuch war gewissermaßen ein Markenzeichen. So fragte sich später niemand, wer da heute bei Zenobia Fox vorbeigeschaut hatte.
    Die Leiter schaukelte, als Yasmeen sich über die Reling schwang und ihr Gewicht auf die erste Sprosse setzte. Normalerweise hätte sie sich rasch hinabgleiten lassen und wäre mit einem eleganten akrobatischen Schlusssprung gelandet, aber ihre Wollhandschuhe rutschten auf Tauwerk nicht gut – und Yasmeen wusste nicht, wie lange sie vor der Tür würde warten müssen. Kalte, steife Finger erschwerten das Ziehen eines Messers oder das Drücken eines Abzugs, und das war ihr ein zu hohes Risiko nur für ein, zwei Überschläge.
    Wenngleich die Nachbarn daran vielleicht Gefallen gefunden hätten. Die ganze Straße entlang zuckten die Vorhänge. Als Yasmeen den Messing-Türklopfer betätigte, wurden einige mutig und zeigten sich am Fenster – und dankten wahrscheinlich

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