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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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nie im Gelände gewesen. Strenge Kälte konnte einen Zombie zwar gefrieren lassen, aber sie brachte ihn nicht um, und sobald es taute, war er wieder beweglich. Ein sehr kalter Zombie wurde schwerfällig; deshalb glaubten viele Leute, dass diese Kreaturen im Schnee eine geringere Bedrohung darstellten. Die schlimmste Gefahr jedoch ging von Tiefschnee aus, unter dem sich Zombies befanden – dann nämlich, wenn es nicht kalt genug war, dass sie langsamer wurden.
    »Was ist mit dem Vorposten?«, fragte Yasmeen. »Wenn die Ceres gesichtet wird, kommt die Horde nachsehen.«
    »Wir könnten zur Festung wandern oder nachts mit Gleitern hinunterfliegen und uns nach einigen Tagen wieder abholen lassen«, sagte Archimedes. »Solange die Ceres dort nicht tagsüber schwebt, zieht sie keine Aufmerksamkeit auf uns.«
    Ollivier nickte, und in seinem Ausatmen schien ein erleichterter Seufzer mitzuschwingen. »Von dort aus geht es weiter zur Adria«, sagte er. »Ich habe einige interessante Orte aufgrund ihrer taktischen Lage ausgewählt.«
    Archimedes runzelte die Stirn. »Ihrer taktischen Lage für was?«
    »Erinnern Sie sich an das Fragment der Korrespondenz zwischen da Vinci und Luca Pacioli? Sie haben Hannibals Marsch auf Rom diskutiert.«
    Archimedes schüttelte den Kopf. »Rom ist genauso abgegrast wie Wien. Die Kirche schickt dort seit Jahrhunderten Bergungsleute hin.«
    »Oh nein – ich habe nicht an Rom gedacht, sondern an die Strategie. Der Habsburgwall war bereits gebaut. Wenn da Vinci und die Militärs ein Heer nach Osten entsenden wollten, dann hätten sie erst über ihre eigene Mauer hinweggemusst. Aber wenn sie wie Hannibal vorgehen und aus einer unerwarteten Richtung kommen wollten …« Er deutete auf den Stiefel der italienischen Halbinsel. »Also vielleicht hier anlanden und die Horde von Süden her angreifen. Und sie hätten das heimlich getan, damit die Horde nicht merkte, dass sie unterwegs waren.«
    Wieder schien Archimedes nicht überzeugt, nickte jedoch. »Gut. Es ist einen Blick wert. Dürfte ich mir Ihre Notizen ansehen?«
    Sichtlich erfreut über diese Bitte, nickte Ollivier und sammelte seine Papiere zusammen. »Ja, selbstverständlich. Ich bringe sie in Ordnung und lasse sie Ihnen dann zukommen.«
    Mit vollen Armen verließ er die Kabine. Archimedes sah Hassan an. »Er weiß, was er tut. Er besitzt einzigartige Quellen. Er zieht ungewöhnliche Querverbindungen, aber sein Material ist gut.«
    »Das freut mich. Wir erreichen Wien morgen früh; dann kannst du mit deiner Arbeit anfangen, so Gott will.« Hassan erhob sich mühsam, sein schwerer Atem hallte tief in seiner Brust wider. »Verzeih mir! Ich hatte gehofft, noch etwas mit euch zusammensitzen zu können, bevor mich der Captain zum Abendessen erwartet, aber die dafür nötige Zeit ist in diese Geschichte mit der Belohnung geflossen. Vielleicht könnt ihr morgen hier mit mir den Mittagsimbiss einnehmen.«
    »Das machen wir«, sagte Archimedes.
    Hassans Blick wanderte zu Yasmeen weiter, dann zu dem Kopftuch über ihrem Haar. Obwohl die blaue Seide ihre Ohrenspitzen verbarg, war sie sicher, dass er erkannt hatte, was sie war.
    Er lächelte leicht. »Sie verblüffen mich, Captain Fox. Ich bin versucht, die Diplomatie zu verwerfen und auf das Abendessen in der Kapitänskajüte zu verzichten – einfach nur, damit ich mehr über Sie erfahren kann.«
    Am ersten Abend an Bord das Essen mit dem Captain zu versäumen, nachdem er ihn vor den Kopf gestoßen und zugelassen hatte, dass Archimedes eine mögliche Belohnung in Höhe von hundert Livre zunichtemachte? »Sehr schmeichelhaft«, sagte sie. »Aber Sie sind zu weise, um sich versuchen zu lassen.«
    Hassans Lächeln wurde breiter. »Es gibt Zeiten, da wünschte ich, ich könnte einmal der Narr sein – besonders wenn mir ein Abend bevorsteht, an dem es gilt, zerrauftes Gefieder zu glätten.«
    »Dafür ist es zu spät – den Part des Narren habe ich schon übernommen«, sagte Archimedes, kam um den Tisch herum und ergriff ihre Hand. »Ich habe der Versuchung bereits nachgegeben und werde den Abend damit verbringen, mich in ihrer Gegenwart zu sonnen. Komm, geliebtes Weib! Uns erwartet ein vorzügliches Mahl.«
    Es war schon eine Weile her, dass Yasmeen gemeinsam mit einer Crew gegessen hatte, aber die Messen auf dem Schlafdeck eines Luftschiffs waren alle gleich. Die Mitte des Decks hinab standen lange Tische. Bänke zu beiden Seiten boten Sitzmöglichkeiten. Weiter achtern, hinter einem Paar Trennwänden,

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