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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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sie bewegten sich im Gleichschritt zur Strickleiter.
    Zorn war eine der wenigen Emotionen, die Archimedes nie eigens schürte, und es dauerte lange, bis er wütend wurde. Doch gelegentlich kam es vor.
    »Mr Bigor, einen Moment!«, rief er. Als der Mann am Decksrand stehen blieb, trat Archimedes zu ihm und fragte: »Hatten Sie schon viele Zusammenstöße mit Zombies?«
    Der Mann nickte knapp, mit hartem Blick. »Einige.«
    Einige nur? Aber eigentlich überraschte es Archimedes nicht. Die vier Männer waren zweifelsohne gut ausgebildet; er hätte allerdings gewettet, dass sie noch nicht lange auf dieser Seite des Atlantiks gewesen waren.
    Von unten drang ein Ächzen herauf, kaum hörbar über dem Knarren des Schiffes und dem Flattern der Segel. Aber damit war zu rechnen gewesen – er hatte dem Mann schließlich gerade hinterhergerufen, nicht wahr? Und niemand hatte ihn dafür einen Schwachkopf geschimpft.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Yasmeen sich über die Seite beugte und die Baumlinie absuchte. Anscheinend hatte sie ebenfalls auf ein Ächzen gelauscht.
    »Dann wissen Sie wahrscheinlich, dass man das Gehirn zerstört oder den Kopf abtrennt«, sagte Archimedes. »Es gibt jedoch noch einiges mehr, das man wissen muss.«
    Er zog seinen Revolver. Der andere spannte sich an, doch Archimedes wandte sich bereits von ihm ab und sah zum Häcksler. Er kippte die Patronen aus der Trommel. Dann nahm er eine Patrone zwischen die Finger und warf damit nach dem Häcksler. Sie traf das Dach. Ping!
    »Sie sind schnell«, sagte er, als ein Zombie aus den Schatten hervorbrach und fauchend über die Lichtung lief. Die Haare verfilzt, das Gesicht eingefallen, war das Wesen zu abgezehrt und schmutzig, als dass man sein Geschlecht hätte erkennen können – oder vielleicht waren sämtliche Merkmale längst abgefressen worden oder abgefault.
    Viele Schiffer wichen aus instinktivem Ekel zurück. Bigor zuckte nicht mit der Wimper. Er hob die Hand, bremste seinen Kameraden, der mit dem Gewehr anlegte.
    »Sie gehen jedem Geräusch nach.« Archimedes warf erneut eine Patrone. Ping! Der Zombie knurrte nun, gab ein gieriges Grollen von sich. »Und wenn sie auf ein Bauwerk stoßen, suchen sie nach einem Weg hinein.«
    Der Zombie verschwand um die Seite. Archimedes wartete.
    Die Explosion ließ den Häcksler einen Satz machen, und das Heck klappte hoch wie der Schwanz eines Skorpions, der bereit zum Zustechen war. Metall kreischte. Aus der oberen Luke stieg Rauch auf.
    »Und das ist alles, was man wissen muss.« Archimedes klopfte dem Mann auf den Rücken. »Nun können Sie hinuntergehen und nach der Dame und Evans schauen, Mr Bigor, aber Sie beeilen sich besser. Ich kann schon hören, wie noch mehr von denen kommen.«
    Yasmeen hätte das Ganze nicht halb so gut hinbekommen. In ihrer Befehlsgewohnheit hätte sie darauf beharrt, dass Guillouet die Seesoldaten zurückrief, und am Ende wahrscheinlich jemanden erschossen – oder wenigstens die Fäuste fliegen lassen. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, Patronen fliegen zu lassen.
    Sie folgte Archimedes die Leiter vom Hauptdeck hinunter und bis fast zu ihrer Kabine, bevor ihr aufging, dass Archimedes stinksauer war. Er stapfte in den kleinen Raum und warf Mütze und Mantel auf seine Koje. Zwei Schritte brachten ihn bis zur Waschgarnitur. Er fuhr herum und lief beinahe in Yasmeen hinein.
    Sie trat rasch einen Schritt nach hinten und legte ihm eine Hand auf die starke Brust. Sein Herz trommelte. Seine Kiefermuskeln traten hervor, seine smaragdgrünen Augen schossen Blitze. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Oh, er war prächtig, wenn er sich aufregte! Sie hätte ihn stundenlang ansehen können, doch gab sie sich lieber mit der Zeit zufrieden, die es dauerte, einen Atemzug zu nehmen.
    »Du bist ein beeindruckendes Exemplar von einem Mann, Archimedes Fox«, sagte sie.
    Er kniff die Augen zusammen, sah auf ihren Mund. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Dann gab er ihr endgültig den Rest, indem er mit der Rückseite seiner Finger ihre Wange hinabstrich.
    Freude durchströmte sie, der Drang, sich gegen seine Hand zu drücken und zu schnurren. Sie ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie erbebte, und blieb still, als er ihre Hand mit der seinen bedeckte und an seiner Brust festhielt. Seine Augen schlossen sich, und sie war nie froher gewesen, einen Moment für sich allein zu haben.
    Sie drückte die Fingerspitzen an ihre Wange und beruhigte sich wieder. Er wusste nicht einmal, was er mit

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