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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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sein Blick wanderte über ihr ganzes Gesicht. Sie ließ eine Handvoll Wasser nach der anderen über seinen Körper laufen, trocknete ihn mit dem Handtuch ab. Dann zog sie sein Hemd aus, hängte es zum Trocknen an einen Haken und stieg in ihre Koje.
    Einen Moment darauf kroch Archimedes zu ihr, nun wieder in seiner Unterhose, einen Zigarillo zwischen den Lippen. Er rauchte ihn an und gab ihn ihr. Seine Smaragdaugen betrachteten sie, und zum ersten Mal wurde sie aus seiner Miene nicht schlau.
    Sie teilten sich den Zigarillo bis fast zum Ende, bevor er fragte: »Und das war rein praktisch gedacht?«
    Yasmeen lächelte. »Nein.«
    »Dann bleibst du wohl auch nicht gern jemandem etwas schuldig.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Es wären aber keine Schulden gewesen. Ich habe es auch genossen, dich zu berühren.«
    »Genauso sehr, wie dich selbst zu berühren?«
    »Nein, dich zu berühren, war … anders. Angenehmer als ein Orgasmus. Und sogar als ich mich selbst gestreichelt habe, habe ich mehr gefühlt als sonst …« Er verstummte, sein Blick lag zärtlich auf ihrem Gesicht. »Wie geht es deinem Herzen? Immer noch aus Stahl?«
    Ein Stahlschrank, der an den Rändern ein wenig angeschlagen war. Sie nahm einen letzten Zug, gab ihm den Stummel zurück. »Ich habe Sie noch nicht geküsst, Mr Fox. Ist Ihr Verlangen groß genug, um selbst damit anzufangen?«
    Sein ernster Blick wich nicht von ihren Augen. »Ich glaube, mein Verlangen wird viel, viel größer sein, als ich dachte.«
    »Du hast vor , dir an meinem Herzen das Herz zu brechen«, ging ihr auf, und nun verstand sie. Er hatte Angst vor der dämpfenden Wirkung des Turms in Rabat auf seine Gefühle geäußert. »Du möchtest so viel spüren, wie du kannst, selbst wenn es wehtut. Du möchtest dich nie wieder innerlich so leer fühlen.«
    »Ja.«
    Deshalb zielte er darauf ab, sich von ihr das Herz brechen zu lassen. »Und was machst du, wenn ich mich stattdessen in dich verliebe?«
    Er grinste. »Dann helfe Gott uns beiden.«

9
    Den Großteil von Wien hatte sich der Wald geholt. Die alten Stadtmauern bezeichneten den ungefähren Umriss der Stadt, und die Ruinen waren durch spärlicheren Bewuchs bezeichnet, lange Gräser über Steinhaufen. Nach Osten hin schlängelten sich die Arme der Donau. Als sich die erste Welle von Zombies über den Habsburgwall nach Westen ergossen hatte, hatte dieser Fluss dazu beigetragen, das Vorankommen der Zombies zu verlangsamen, und zahlreiche Einwohner Wiens gerettet … vorläufig.
    Wien war eine der ersten betroffenen Städte und die Zahl der Zombies noch relativ gering gewesen. Der Fluss, die Stadtmauer und eine Garnison Soldaten hatten als Verteidigung ausgereicht und den Habsburgern und ihrem Generalstab Gelegenheit gegeben, die Kreaturen zu studieren und – als deutlich geworden war, dass die Zahl der Zombies wuchs und die Infektion sich so leicht ausbreitete, dass ein frei herumlaufender Zombie eine ganze Stadt vernichten konnte – die Evakuierung vorzubereiten. Diese hatte sich ähnlich abgespielt wie später in ganz Europa: Beim ersten Anblick der Zombiehorden war die Bevölkerung zahlreicher Großstädte voller Panik in den Schutz des gegenüberliegenden Flussufers geflohen. Dort angelangt, hatte man die Brücken zerstört und alle hingerichtet oder eingesperrt, an denen man einen Biss entdeckte. Das Wasser hielt zwar die Zombies auf, nicht aber die Seuche – wurde nur ein Biss übersehen oder von jemandem verborgen, der noch hoffte, ein Heilmittel zu finden, so breitete sie sich aus.
    Für Archimedes enthielten diese alten Geschichten viel Lehrreiches. Vom Luftschiff aus erkundete er, wo sich das nächstgelegene Wasser befand – selbst wenn es sich um kaum mehr als eine große Pfütze handelte. Von der Donau abgesehen fand sich in der schneebedeckten Landschaft jedoch nicht viel Wasser, darum traf er andere Vorkehrungen.
    Er ließ seine farbenfrohen Westen und Kniehosen im Koffer und zog stattdessen dezentere Kleidung an, die nicht schon aus der Ferne zu sehen war. Um Hals, Arme und Beine schnallte er sich Lederschutze – wenn ein Zombie ihn unter sich begrub, bewahrte ihn ein solcher Schutz womöglich gerade lange genug vor einem Biss, dass er sich wieder befreien konnte. In einem Rückenholster trug er seinen Druckluftwerfer mit dem Klappenterhaken, Seil, eine Handwinde, eine Grubenlampe für Keller und dunkle Räume, zusätzliche Munition, ein Brecheisen und Macheten. In seinen Gürtelholstern steckten zwar Revolver, aber

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