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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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hat, war die Hölle. Aber ich glaube, jetzt würde es mich umbringen. Und wenn du von Zombies gebissen wirst …«
    Nein, er durfte nicht einmal daran denken . Er bekam kaum Luft, als sie mit dem Gesicht dicht an seines kam und ihn mit einem Blick ansah, der beinahe zärtlich war.
    »Lass nicht zu, dass ich dir so wichtig bin, Archimedes. Wenn du dir um jemand anderen mehr Sorgen machst als um dich selbst, dann tust du dir damit keinen Gefallen, und ich mag dich zu gern, als dass ich mit ansehen möchte, wie du stirbst.«
    Er konnte sich nicht bremsen. »Um dich zu schützen, würde ich auch sterben.«
    »Schwachkopf.«
    Warum, wo er doch wusste , dass sie es genauso machen würde? »Erzähl mir nicht, du hättest für deine Crew nicht dein Leben riskiert.«
    »Das ist Pflichtgefühl, Loyalität. Keine dumme Reaktion, die auf unbegründeten Ängsten basiert.« Sie musterte ihn. »Habe ich dir von Konstantinopel erzählt? Ich wurde hinter Mauern aufgezogen und durfte nur bei seltenen Gelegenheiten in die Stadt.«
    »In einer Krippe.«
    Es gab sie in zahlreichen Städten des Reiches. Nicht in demselben Ausmaß wie in den umliegenden Besatzungsgebieten, wo praktisch sämtliche Kinder dort aufgezogen wurden, um schließlich zum Arbeitsdienst geschickt zu werden. Im Reich traten die Krippen eher an die Stelle von Waisenhäusern; die Kinder wurden dort unterrichtet und später darin unterstützt, eine entsprechende Stellung zu finden.
    »Nein, nicht in einer Krippe. Eher in einem Palast, wo ich das beste Essen und den besten Unterricht bekam – und das Kämpfen lernte. Bis ich fünfzehn war, habe ich jeden Tag gekämpft, einmal morgens und einmal abends. Als Temür die Stadt geschliffen hat und ich geflohen bin, konnte ich die Anzahl der vollen Tage, die ich außerhalb dieser Mauern verbracht hatte, an den Fingern abzählen. Aber dann bin ich allein und zu Fuß durch Griechenland gestreift, nur mit zwei Messern und meinem Verstand bewaffnet. Ich bin kein Krippenkind, das geboren, aufgezogen und fürs Arbeitsleben umgebaut wird. Ich wurde dafür geschaffen , schnell und kräftig zu sein. Ich wurde dafür geschaffen, leise zu sein. Und dafür, zu töten. Du möchtest mich gern beschützen, aber in Wirklichkeit beschütze ich dich. Dafür bin ich da. Also lass es mich auch tun.«
    Das war unglaublich. Sie war unglaublich. Und doch … Seine Kiefermuskeln spannten sich an, solche Verzweiflung zerrte an seinem Herzen.
    Wie sollte er je irgendetwas für sie tun können?
    »Ach, das.« Sie betrachtete sein Gesicht, grinste. Machte sich lustig über ihn. »Es fällt leicht, sich in eine Frau zu verlieben, die einen darin bestärkt, dass man ein großer, starker Mann ist. Da hast du dir wohl die Falsche ausgesucht.«
    »Das ist es nicht.« Er zweifelte nicht an seinen Fähigkeiten. »Es ist einfach schwer auszuhalten, wenn ich weiß, dass ich der Frau, in die ich mich gerade verliebe, überhaupt nichts bieten kann.«
    Ihre Miene erhellte sich. »Du kannst mir überhaupt nichts bieten? Dummer Mann. Du gibst mir schon jetzt, wozu nur wenige Männer imstande sind. Ich finde selten einen Mann, der selbstbewusst genug ist, mich so sein zu lassen, wie ich bin, ob ich nun ein Luftschiff befehlige, in einer Dampfdroschke über ihn herfalle oder mich in eine Kneipenschlägerei werfe.«
    Und da glaubte sie, sie würde ihn nicht darin bestärken, ein großer Mann zu sein? Bei dem, was sie eben gesagt hatte, musste er aufpassen, dass er nicht anfing, mit vorgewölbter Brust umherzustolzieren.
    Allerdings tat ihm ein bisschen Bescheidenheit gut. »Ich habe dich gar nicht immer so sein lassen, wie du bist«, erinnerte er sie. »In Venedig wollte ich dein Schiff übernehmen.«
    »Mit einer Pistole, die es nicht tat.« Dass sie das wusste, verblüffte ihn. »Es war das Dümmste, was ich je gesehen habe. Trotzdem habe ich deinen Mumm bewundert.«
    »Du hast gewusst, dass das Schießpulver feucht war?«
    »Ich wusste nicht, ob das Schießpulver feucht war oder ob du keine Munition mehr hattest. Aber wir haben dich auf einem Floß mitten im Kanal gefunden, sicher vor den Zombies, und doch hast du da im Dunkeln über einen Haufen Ruinen hinweg nach uns gerufen. Wenn du gekonnt hättest, hättest du uns mit einem Schuss verständigt – und vielleicht sogar schon früher.«
    Das hätte er. Eine Woche lang hatte er gebetet, dass das Luftschiff ihn bemerkte, aber zu dieser Zeit war er, verdreckt und halb verhungert, zwischen den Zombies kaum noch als

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