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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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beim Kampf gegen Zombies zog er Messer vor: Sie machten keinen Lärm und mussten nicht nachgeladen werden. Er führte diverse in Scheiden an den Oberschenkeln und in den Schäften seiner Stiefel mit sich, hinzu kamen die beiden dreißig Zentimeter langen Springmacheten in den Lederschutzen seiner Unterarme.
    Guillouet stellte die Triebwerke der Ceres ab, und sie segelten still über die Stadt hinweg auf die Gebirgsausläufer zu. Archimedes bemerkte, wie Ollivier an Deck kam und verwirrt nach unten schaute, und ihm fiel wieder ein, wie desorientiert er bei seinem ersten Besuch gewesen war. So gut wie jede Ansicht von Wien zeigte die Berge im nahen Hintergrund, doch in Wirklichkeit waren sie recht weit entfernt.
    Das Schweigen der Triebwerke, die einen vollen Tag und eine Nacht lang gedröhnt und vibriert hatten, war eine Wohltat und der Anblick von Yasmeens Gesicht noch viel mehr. Ihre Miene drückte helle Freude aus, als sie ihr Gesicht in den Wind hielt; die schweren Lider gegen die Morgensonne gesenkt, als ob sie sich die Haut von ihrer Wärme durchdringen lassen wollte.
    Hatte sie gestern Nacht nur halb so zufrieden ausgesehen? Er konnte es nicht sagen, da er ihr Gesicht beim Abtrocknen nicht gesehen hatte – und ebenso wenig, als sie sich von hinten um ihn geschlungen hatte.
    Wie warm sie sich angefühlt hatte, wie glatt! Die Erinnerung an ihr Schnurren verschlug ihm noch immer den Atem, ebenso ihr gelassenes Angebot, sich in ihren Armen Erleichterung zu verschaffen.
    Er war nicht gerade gehemmt, und doch hatte er sich noch nie vorgestellt, Hand an sich zu legen, während eine Frau ihn wusch wie eine … Ehefrau? Er wusste es nicht; er hatte sich auch noch nie vorgestellt, verheiratet zu sein. Sie hatte ihn gewaschen, als wäre sie völlig damit zufrieden gewesen, nur dies zu tun; dabei wusste er, dass sie ihn im Bett haben wollte. Also eher wie eine Geliebte oder eine Konkubine, doch traf auch das nicht auf Yasmeen zu. Er hielt sie sich ja nicht.
    Vielleicht war es genau andersherum. Vielleicht war er die Konkubine und dazu da, jedes ihrer Bedürfnisse zu erfüllen.
    Ein verlockender Gedanke.
    Eine knappe Stunde später riss ihn das Zeichen eines der Seesoldaten beim Bug aus diesen Träumereien. Auf halber Höhe der ersten Erhebung stand, von hohen Bäumen umgeben, ein runder Steinturm – in seiner Wuchtigkeit ähnelte er eher der zylindrischen Burg von Rouen als den zeitgenössischen Wiener Bauwerken mit ihren Bögen und Turmspitzen. Schnee bedeckte das konisch zulaufende Dach, das teilweise eingefallen war – aber nicht allzu schlimm, der Dachboden schien noch intakt. Beim Überflug waren nirgendwo klaffende Löcher zu entdecken, die es Archimedes gestattet hätten, sich direkt in die Burg abzuseilen. In den Steinmauern waren nur schmale Schießscharten.
    Archimedes drehte auf dem Deck einen Kreis, als das Luftschiff für einen weiteren Überflug wendete, und nahm das umliegende Gelände in Augenschein. Bäume erschwerten es, eventuelle Zombies zu entdecken, doch wenn Yasmeen und er sich still verhielten, schirmten die Bäume sie natürlich auch von den Blicken der Zombies ab. Andererseits hatte man in einem Wald oft den Eindruck, als kämen die Kreaturen aus dem Nichts gesprungen – viele lagen ebenso bewegungs- wie geistlos herum, bis irgendetwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Archimedes war mehr als einmal überrascht worden, und nur seine Reflexe, die Lederschutze und sein Glück hatten ihn gerettet.
    Er warf einen Blick zu Yasmeen hinüber, und sein Herz krampfte sich zusammen.
    Gott! Die bloße Vorstellung, dass sie dort unten Schaden nehmen könnte, löste Angst in ihm aus – eine Angst, die ihm so schmerzhaft in die Brust fuhr, wie er nur hatte hoffen können. Leiden, das gehörte zur Liebe dazu. Er hatte vorgehabt, ihn schweigend zu erdulden, diesen köstlichen Schmerz der großen Romantiker.
    Aus der Nähe betrachtet war der köstliche Schmerz ein Haufen Dreck. Ein Grund zum Frohlocken allein, wenn er bedeutete, dass ihr niemals ein Leid geschah. Rasch trat Archimedes wieder zu ihr.
    »Ich sollte allein gehen«, sagte er.
    Sie sah ihn aus schmalen Augen an.
    »Eine Person macht weniger Lärm. Und –«
    »Ich komme mit«, sagte sie.
    Er griff nach den Schließen an seinem Arm. »Dann nimm meine Schutze!«
    »Die machen mich nur langsamer.«
    Panik stieg in seiner Brust auf. Er ging näher an Yasmeen heran und sprach so leise, dass nur sie es verstand. »Zuzuschauen, wie die Lady Corsair gebrannt

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