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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Und viel zu oft bin ich es gewesen, die abgedrückt hat.« Sie brach ab, als von oben ein Schuss zu hören war. Ihre Augen schlossen sich. Nach einem langen Moment sah sie ihn wieder an. »Falls ich je gebissen werde, tu bitte das Gleiche für mich! Lass es mich nicht selbst machen!«
    »Das werde ich.« Ein schwierigeres Versprechen hatte er nie jemandem gegeben. »Ich würde dich um das Gleiche bitten, nur steht ja außer Frage, dass du mich erschießen wirst – ob ich nun infiziert bin oder nicht.«
    Ihr Mund lächelte fast, aber ihre Augen blieben ernst. »Es bräuchte mehr, damit ich dich erschieße, als du glaubst. Was wohl darauf hinausläuft, dass ich gar keine solche Gefahr für dich bin. Enttäuscht dich das?«
    Gute Frage. Ihm fiel sein Herzklopfen wieder ein, als er den Opiumpfeil auf sie abgeschossen hatte, dann die köstliche Furcht, die ihn auf dem Weg zur Lady Corsair begleitet hatte, als er davon ausgegangen war, jeden Moment getötet zu werden. Diese Furcht war fort, doch war das kein Verlust: Jeder Moment mit Yasmeen war aufregender, war erfüllender, selbst wenn sie nicht versuchte, ihn zu erschießen.
    Und es hatten andere Ängste diese Furcht ersetzt: Angst um ihr Leben; die Angst, dass er sie, wenn diese Expedition vorbei und ihre Rache befriedigt war, nie wiedersehen würde. Und obwohl er bereit war, die Seelenqualen einer nicht erwiderten Liebe zu erdulden, fürchtete er zugleich, dass ihr Herz nie für ihn entflammen würde.
    Sie mochte ihn vielleicht nicht umbringen, doch er befand sich noch immer auf einem Weg, dem es nicht an Gefahren mangelte. Sie lauerten hinter jeder ihrer Berührungen, jedem Lächeln, jedem Wort. Jedes Mal verliebte er sich ein bisschen mehr – nur wartete keine Hoffnung auf ihn, sondern ein gebrochenes Herz.
    »Von Enttäuschung kann nicht die Rede sein«, sagte er.
    Nur von nackter Angst.
    Wenig überraschend versorgte die Kombüse Hassans Tisch mit ansatzweise besserer Kost sowie mit dem Luxus von Wein – den Hassan, wie Yasmeen auffiel, nicht anrührte. Sie redeten nicht viel. Das morgendliche Abenteuer erwähnten Archimedes und sie mit kaum einem Wort; dabei lag auf der Hand, dass sie gar nicht hätten widerstehen können, einander zu übertrumpfen, wäre das mit Durand nicht gewesen.
    Stattdessen schenkte sie sich Wein nach und hörte zu, wie Archimedes Hassan von einer Insel in Venedig erzählte, die zu demselben Zweck benutzt worden war wie die Burg, dann von einer anderen Insel in der Seine. Er erwähnte mühelos Namen und Daten, ohne sich erst einen Moment erinnern zu müssen – geschichtliche Fakten waren ihm anscheinend ebenso vertraut wie Familienangehörige.
    In der Abenteuerserie verfolgte Archimedes Fox nie irgendwelche Studien. Er suchte keine Rätsel; sie fielen ihm einfach in den Schoß. In Wirklichkeit jedoch war Archimedes Fox ein Gelehrter mit einer Pistole, einem Enterhaken und einer Liebe zur Gefahr.
    Was den echten Menschen unendlich faszinierender machte.
    Das galt jedoch nicht für Hassan – der den echten Menschen allerdings auch schon länger kannte. Und obwohl er dezent war und auf Venedig und Archimedes’ kürzliche Fahrt auf der Lady Corsair zu sprechen kam, merkte Yasmeen, dass er eigentlich auf sie zusteuerte. Archimedes sah es wohl auch kommen und lenkte das Gespräch – vielleicht, um sie vor Fragen zu bewahren, die sie nicht beantworten wollte – nicht ganz so dezent immer wieder in andere Bahnen. Amüsiert schaute Yasmeen ihrem Hin und Her zu, bis sie einen Hauch von Frustration in Archimedes’ Antwort vernahm. Die Manöver der beiden waren amüsant gewesen, aber schlechte Stimmung waren sie nicht wert.
    Als das Gespräch stockte, sah sie Hassan an und sagte: »Ich werde es nicht unverschämt finden, wenn Sie fragen.«
    Der Mann errötete ein wenig.
    Archimedes prostete ihr mit seinem Weinglas zu. »Dann erzähl uns alles, geliebtes Weib!«
    Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, aber Hassan verschwendete keine Zeit. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Nicht alles, bitte! Ich habe mich nur gefragt, ob Sie aus demselben Haus stammen wie Nasrin.«
    Nasrin, die Wildrose. »Aus Temür Aghas Wache?«, riet sie.
    Hassan nickte. Archimedes war nun völlig still, sein Blick hing an ihrem Gesicht. Er schien kein Wort verpassen zu wollen. Weil sie die Wache erwähnt hatte oder weil er mehr über sein »geliebtes Weib« erfuhr, Wissen, das nicht aus Geschichten oder Gerüchten stammte?
    Der Schwachkopf. Wenn er etwas wissen

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