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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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hat es mich wütend gemacht! Aber das heißt doch nicht, dass ich … Vor allem hat es mich traurig gemacht. Jedenfalls bin ich erst mal geflohen. Den Kopfsteinpflasterweg den Hügel rauf. Auf der obersten Ebene lehnte ich mich in dem Ruinengarten an eine kaputte griechische Säule. Von da konnte ich praktisch das ganze Gelände überblicken. Um mich von Craig abzulenken, sah ich mich nach was Interessantem um. Das meiste war an den Pools los. Partygäste sprangen in den unbeheizten Pool, andere kletterten raus, wieder andere chillten in dem beheizten. In den abgelegeneren Ecken des Grundstücks hingen die Kiffer rum und dachten, niemand könnte sie sehen. Becca und ihre Brüder liefen mit Tabletts durch die Gegend und servierten Jelly Shots in knallblauen und knallgelben Schnapsgläsern. Mädchen warfen sich rudelweise in die Gartenliegen, die Becca überall aufgestellt hatte, oder posierten für Fotos, um sie dann bei Facebook zu posten, als ob es eine tolle Leistung wäre, sich volllaufen zu lassen. Die Jungs standen meist in kleinen Grüppchen am Rand des Geschehens rum und checkten die Mädels ab. Wenn sie ihre Kommentare machten, beugten sie sich mit dem ganzen Oberkörper zu den anderen rüber, und dann lachten sie auf diese verächtliche, großkotzige Art.
    Dann traf mich plötzlich ein Strahl am Bauch, und als ich mich umsah, woher er gekommen war, sprang Craig ein paar Ebenen unter mir im Pool rum und schwang seine Pumpgun wie ein Actionheld durch die Luft.
    Und wer war bei ihm? Claudia, diese Schlampe! Sie hatte die Beine um seine Hüften geschlungen und die Arme um seine Schultern gelegt. Teils trieb sie auf dem Wasser, teils rieb sie sich an Craig.
    Er grinste mir zu und rief: »Geil hier!« Dann breitete sich ein fettes, betrunkenes Grinsen über sein ganzes Gesicht aus und dann küssten sie sich. Genauer gesagt: Sie küsste ihn. Aber er ließ es zu. Das Einzige, was mir in dem Moment einfiel, war, Will anzurufen, damit er kam und mich rettete.

Will
    Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wütend ich war. Ich sprang schon fast aus dem Wagen, als ich noch dabei war, den Motor auszuschalten. Ich wusste zwar noch nicht, was er ihr angetan hatte, aber ich rannte sofort los, um ihn zu suchen. Hätte ich ihn in dem Moment in die Finger gekriegt, hätte ich ihn kaltgemacht. Ich konnte immer nur das eine denken: Ich würde nicht zulassen, dass er Asheley wehtat.
    Allerdings muss ich dazusagen, und das ist wirklich wichtig, dass Ash ihn trotz allem immer noch in Schutz nahm. Sie packte mich am Shirt und hielt mich zurück. Sie musste so daran zerren, dass es riss. Dabei redete sie die ganze Zeit auf mich ein, dass ich Craig zufrieden lassen sollte. Und dann brach sie plötzlich in Tränen aus. Es war wie eine Flutwelle. Sie murmelte immer wieder: »Lass uns einfach gehen, Will. Bring mich nach Haus. Sofort. Bring mich nach Haus. Bitte. Sofort. Sofort. Sofort.«
    Also brachte ich sie nach Haus.
    Sie weigerte sich, mir zu erzählen, was passiert war, aber ich konnte es mir vorstellen. Ich sagte: »Bestimmt war er betrunken. Na und? Das ist keine Entschuldigung.« Ich fuhr viel zu schnell und konnte nicht aufhören, Ash mit Fragen zu bombardieren. »Hat er dich angefasst?« Sie sagte nichts. »Bestimmt hat er dich angefasst. Gib’s schon zu, Ash! Hat er dir wehgetan? Ich meine: körperlich? Wollte er dir die Klamotten vom Leib reißen?«
    Ja, ich geb’s zu: Ich hatte mich nicht im Griff. Aber hätten Sie etwa anders reagiert? Ich meine …
    Wir fuhren über hundert. In einer Linkskurve riss ich das Lenkrad so heftig rum, dass der Explorer fast umgekippt wäre und nur noch auf zwei Rädern stand. Wir bretterten über den Mittelstreifen und knallten dann wieder auf die Straße. Als Nächstes sah ich, dass wir direkt auf einen Ampelmast zurasten. Ich stieg in die Bremsen und wir kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Gerade noch rechtzeitig, einen Zentimeter vor dem verdammten Ding, ich schwör’s!
    Einen Moment lang saßen wir einfach nur erschrocken da und schwiegen.
    »Er ist mir nicht an die Wäsche gegangen«, sagte Asheley dann leise. »Der Blödmann hat irgend so ne Schlampe geküsst. Eigentlich sollte es mir völlig wurscht sein.«
    »Ist es dir aber nicht.«
    »Wär’s dir denn egal?«
    »Weiß nicht. Nee, wahrscheinlich, nicht. Aber …« Ich nahm ihre Hand. »Du solltest darüberstehen. Du bist viel zu gut für ihn.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte sie.
    »Definitiv.«
    Ein winziges Lächeln

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