Brother Sister - Hoert uns einfach zu
huschte über ihr Gesicht, als wäre sie sich nicht sicher, ob es okay war, sich ein bisschen erleichtert zu fühlen.
Ich hielt ihr meine Faust hin und sagte: »Wunderkinder!«
»An die Macht!«, sagte sie.
Wir drückten die Fäuste aneinander.
Die Ampel war grün und rot und dann wieder grün geworden.
»Nach Hause?«, fragte sie.
»Ja, ich warte bloß noch die nächste Ampelphase ab.« Die Ampel wurde gelb und ich fing mit dem Countdown an. »Fünf, vier, drei, zwei eins.« Die Ampel wurde rot, ich stieg ins Gaspedal, und wir schossen über die Kreuzung.
Sie musste lachen.
Den restlichen Heimweg war ich mit mir vollkommen im Reinen. Ich hatte was erreicht. So gut hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich dachte, endlich hätte ich alles im Griff. Ich und Ash … Das ist schwer zu erklären.
Asheley
Danach war eine Zeit lang alles okay. Natürlich war ich traurig, dass mit Craig nun Schluss war, aber es hat mich nicht umgehauen. Ich hab nichts Dummes oder Dramatisches gemacht. Nicht angerufen, SMS geschrieben oder so. Ich hab’s einfach akzeptiert und mich damit abgefunden.
Ich hatte ja auch genug zu tun. Zum Beispiel mit meinem Ferienjob bei Milky Moo, dem Eisladen in unserer Einkaufsstraße. Nach der Arbeit bin ich heimgegangen, hab mit Will ferngesehen oder ihm zugeschaut, wenn er Konsole spielte. An meinem freien Tag hab ich mich hinterm Haus zum Sonnenbaden in einen Liegestuhl gelegt, iPod gehört und gelesen.
Eigentlich war das ganz schön. Und so einfach. Manchmal hab ich ein paar Worte mit Mrs Stein gewechselt. Ihr gehört der Eisladen. Ab und zu kam sie vorbei, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Wenn jemand aus der Schule vorbeikam, um ein Eis zu kaufen, lächelte ich freundlich und tat so, als sei ich glücklich und zufrieden. Der Laden ist nicht weit von unserem Haus entfernt, etwas über einen Kilometer. Ich ging immer zu Fuß zur Arbeit und redete mir dabei ein, dass ich nicht mehr brauchte.
Und dann kam dieser eine Abend, ungefähr eine Woche nach Beccas Party. Ich schloss gerade den Laden, stellte die Softeismaschine ab, zählte die Tageseinnahmen, weichte die Eiskellen ein und so, als es mich wie ein Blitz traf, und zwar so brutal, dass mir schwindelig wurde und ich mich einen Moment hinsetzen musste. Wie normal alles war! Obwohl Mom im Hope Hill festsaß und Keith bei ihr war, in einem Motel, ein Stück die Straße runter, damit er jeden Tag nach ihr sehen konnte, war bei uns zu Hause alles völlig normal.
Jeden Abend machten Will und ich uns was zu essen, einfache Sachen wie Pasta aus der Dose oder Tiefkühlpizza, aber immerhin … wir wollten ja auch nicht mehr ausgeben als das Haushaltsgeld, das Mom und Keith uns zur Verfügung stellten. Wir kümmerten uns auch um den Haushalt, machten sauber, mähten den Rasen und so.
Wie gesagt: Alles war ganz normal. Was mich so aus der Fassung brachte, dass ich mich hinsetzen musste, um nicht umzukippen, war die Tatsache, dass mir plötzlich klar wurde: Zum ersten Mal führte ich ein normales Leben. Oder andersrum: Was für andere normal war, kam mir total verrückt vor. Verstehen Sie, was ich meine? Ich weiß noch, dass ich dachte: So hätte unser Leben also ausgesehen, wenn Mom unseren Dad nicht aus dem Haus getrieben hätte.
An dem Tag beschlossen wir, eine Party zu geben.
Als ich von der Arbeit nach Hause kam, war Will in der Küche. Er stand schon am Herd und machte uns was zu essen.
»Hi, Darling«, rief ich ihm zu. »Ich bin’s.« Mit diesem albernen Gerede hatten wir schon ein paar Tage vorher angefangen. Wir spielten sozusagen heile Familie.
»Mein Knollennäschen«, sagte er und grinste. So hatte er mich seit Jahren nicht genannt.
»Was gibt’s denn Schönes?«, fragte ich und ging auf die Küche zu. »Duftet köstlich.«
Die ganze Arbeitsplatte stand voll mit Zutaten. Saure Sahne, Gratinkäse, Tortillas, Salsa. Will hatte eine Dose Bohnen aufgemacht und Tomaten und Salat klein geschnitten. Er briet sogar Hackfleisch an.
»Tacos?«, fragte ich. »Burritos?«
»Ein mexikanisches Überraschungsmenü«, sagte er, nahm ein Küchenhandtuch von der Arbeitsplatte und warf es mir zu. »Du wirst schon sehen.« Dann holte er den Saftmixer aus dem Gefrierschrank, er war voll mit Limonen-Slush. »Hier. Trink einen Margarita und hör auf, den Koch bei der Arbeit zu stören.«
Er schenkte mir den Drink ein, legte mir die Hände auf die Schultern, dirigierte mich ins Wohnzimmer und drückte mich auf die Couch.
»Dein Job ist, hier zu
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