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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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sitzen und fernzusehen. Trink deinen Margarita und ruh dich aus. Du hast den ganzen Tag gearbeitet und ich hab bloß rumgehangen und Konsole gespielt. Ich mach dir was zu essen und bring es dir, wenn es fertig ist.«
    »Gut, wenn du drauf bestehst.«
    Ich sah mir eine DVD an und ließ meinen Arm rotieren, um die Muskulatur zu lockern. Das Eis in den Kühlfächern ist hart wie Stein, und wenn man acht Stunden lang Kugeln davon abgekratzt hat, ist man völlig fertig. Meine Schulter tat höllisch weh, was mich ziemlich überraschte, denn ich hatte gedacht, dass ich durchs Softballspielen genug Muskelmasse aufgebaut hatte. Aber wahrscheinlich werden dabei andere Muskeln beansprucht.
    Jedenfalls genoss ich es, an meinem Drink zu nippen und mich von Will bedienen zu lassen. Ich hätte mich direkt dran gewöhnen können.
    Irgendwann brachte Will mir mein Essen. Es war ziemlich beeindruckend: ein riesiger Burrito, prall gefüllt, mit Guacamole und allem Drum und Dran.
    Dann tauchte plötzlich Keith auf. Will und ich warfen uns genervte Blicke zu.
    Er kam einfach rein, ließ die Haustür offen und marschierte schnurstracks auf den Kühlschrank zu, als wäre es sein Haus. Wenn Mom da war, hing er zwar dauernd bei uns rum, aber eigentlich wohnte er auf einem heruntergekommenen Hausboot im Hafen.
    »Komm doch rein, Keith«, sagte Will. »Fühl dich wie zu Hause.« Ich glaub nicht, dass Keith merkte, wie sarkastisch Will das sagte, denn er strich sich nur über den Zopf und sah Will durch seine riesige Brille an. Irgendwie lauernd.
    »Eure Mutter schickt mich. Ich soll ihr ein paar CD s bringen«, sagte er nach einer Weile. »Und ihre Cowboystiefel.« Er rührte sich aber nicht von der Stelle, sondern stand einfach nur da. Kann sein, dass er total stoned war. Mit Trinken hatte er schon länger aufgehört, aber er kiffte wie ein Weltmeister, weil es angeblich »gesund« war.
    »Alles in Ordnung mit euch?«, fragte er.
    »Ja, alles bestens«, sagte ich. Wenn man lange genug nickte und lächelte, verzog er sich meist wieder. Manchmal erinnerte er mich an einen altersschwachen Hund, der an einem schnüffelte, nichts wiedererkannte und dann wieder wegging.
    »Ihr habt gekocht«, sagte er. »Genießt, was Mutter Erde euch in ihrem Überfluss schenkt.«
    »Alles klar«, sagte Will. Ich sah, wie sehr er sich über Keith ärgerte. Sein Bein begann zu zittern, wie immer, wenn er nervös wurde.
    Keith schnüffelte in der Küche herum und begrapschte alles, was Will offen stehen gelassen hatte. »Lauter Dosen«, sagte er. »Statt euch bei Mutter Erde zu bedienen, rennt ihr in den Supermarkt.«
    »Trotzdem ist es Essen«, sagte Will.
    »Aber Essen ist nicht gleich Essen. Immerhin kocht ihr, das ist ja schon mal was. Keine Tiefkühlkost oder Fertiggerichte. Aber ihr ignoriert die Kräuter und das Gemüse, das ich hinterm Haus anbaue – Basilikum, Koriander und alte Tomatensorten. Wenn ich das nächste Mal vorbeikomme, geb ich euch ein paar Tipps, was ihr damit machen könnt.«
    Will ist so empfindlich, dass er wieder mal überreagierte. Er fing an, sich rhythmisch aufs Knie zu schlagen und zog sich in sich zurück. Stundenlang hatte er in der Küche gestanden, um dieses tolle Essen für mich zu machen, und obwohl es nur Keith war, der es in den Dreck zog, schlug sein Stolz sofort in Selbstzweifel um.
    Ich nahm einen großen Bissen von meinem Burrito, schmatzte und sagte: »Ist doch wurscht, dass es nichts Ökologisches aus unserem eigenen Garten ist. Es schmeckt trotzdem super. Weil es mit Liebe gekocht ist.«
    Ich sah Will an und er grinste verhalten.
    »Na, dann sollte ich’s auch mal probieren«, sagte Keith und kramte in den Schränken nach einem Teller.
    »O nein! Keine Chance!« Will sprang auf und rannte in die Küche, um seine Sachen vor Keith zu retten. »Hol dir was von den Makrobiotikern in der Stadt.«
    »Genau«, rief ich mit vollem Mund. »Hol dir lieber Tofu. Unser Industriefraß bringt dich sonst um.«
    »Was hast du hier überhaupt zu suchen, Keith?«, fragte Will. »Das mit Moms Cowboystiefeln ist doch Blödsinn. Seit ich Mom bei ihrem letzten Aufenthalt im Hope Hill besucht hab, weiß ich, dass Schuhe da verboten sind. Die zwingen einen, barfuß zu laufen. Warum liest du nicht lieber Pornos auf deinem Hausboot, statt hier rumzuhängen?«
    Keith grinste. »Ich dachte nur, hier sollte ab und zu mal ein verantwortungsbewusster Erwachsener nach dem Rechten sehen, ob ihr noch lebt und so.«
    »Ein verantwortungsbewusster

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