Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Erwachsener? Sag mir Bescheid, wenn du einen triffst. Den würde ich gern kennenlernen.«
Ich brach in schallendes Gelächter aus, als Will das sagte.
Keith hob die Hände über den Kopf, als hätten wir ihn beim Klauen erwischt, und ging zur Haustür. »Bloß keine Aufregung, Leute«, sagte er. »Ich bin da, wenn ihr mich braucht. Alles klar?«
»Alles klar, Keith«, sagte Will.
»Dann macht’s mal schön.« Keith winkte uns tatterig zu, dann verschwand er.
Will warf sich neben mir aufs Sofa. »Herrgott!«, sagte er. »Dieser Idiot!«
»Ja, aber du warst fantastisch.« Ich knuffte ihn freundschaftlich gegen den Arm. »Mein Beschützer!«
Ich glaube, er wurde rot. Jedenfalls verbarg er sein Gesicht vor mir, reckte das Kinn und sah eine Zeit lang in die andere Richtung.
Wir aßen in Ruhe zu Ende, sahen fern und zogen uns dann drei, vier, vielleicht fünf Stunden lang Criminal Minds rein. Ich rollte mich auf der Couch zusammen und legte den Kopf auf seinen Schoß. Manchmal sagte einer von uns was, und der andere antwortete, dann tauchten wir wieder in die Serie ab. Es war total merkwürdig, dieses Stinknormale, das für uns so unnormal war.
»Ich fühl mich wie ein richtiger Mensch, aber auf eine ganz merkwürdige Art«, sagte ich zu Will, als es spät geworden war und Zeit, schlafen zu gehen.
»Ach ja?«
»Ja, wie eine Erwachsene. Wie jemand, der ein ganz normales Leben führt.«
In dem Moment kam mir die Idee mit der Dinnerparty. So was veranstalten Erwachsene doch in einer Tour, stimmt’s?
Will war nicht besonders begeistert. Ich merkte, wie er sich wieder verkrampfte. Aber er sagte nicht Nein.
»Meinst du wirklich?«, fragte er. »Hattest du von den Nullen letzte Woche nicht genug?«
»Ich meine doch keine Orgie. Nur eine nette Dinnerparty. Du kochst, wir trinken Rotwein, unterhalten uns über Kunst und was in der Welt so los ist«, sagte ich.
»Und wen würden wir einladen?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls nicht Craig. Wir laden nur Leute ein, die es verdienen. Vielleicht vier oder fünf. Wir denken mal drüber nach und machen eine Liste. Auf jeden Fall Naomi, das wäre schon mal eine.«
»Naomi? Meinst du wirklich?«
»Wieso? Hast du was gegen sie?«
»Ich finde sie ziemlich eingebildet.«
»Sie ist viel lockerer, als du denkst. Außerdem …« Ich war mir nicht sicher, ob ich es sagen sollte, aber ich dachte, dass er dann vielleicht mehr Lust auf unsere Party kriegen würde. »Ich glaub, dass sie in dich verknallt ist. Jedenfalls ist sie ganz scharf darauf, dich kennenzulernen.«
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Aber wir können es ja versuchen.«
»Auch mit Naomi?«
Will grinste. »Meinst du, ich sollte?«
»Aber hallo!«, sagte ich.
Tja, was soll ich sagen? In dem Moment kam es mir wie eine gute Idee vor.
Will
Nein, ich habe niemanden eingeladen. Wen hätte ich denn auch fragen sollen? Die aus dem Golfteam? Das sind doch alles nur Arschlöcher. Wer wäre noch infrage gekommen? Die Leute aus meiner Klasse? Die hasste ich. Die hatten vielleicht vergessen, wie oft sie mir den Kopf im Spind eingequetscht und im Sportunterricht den Medizinball voll auf die Eier geworfen haben und lauter so Zeug, aber ich nicht.
Im zweiten Jahr auf der Highschool mussten wir in Chemie mal ne gefährliche Substanz herstellten. Wir rührten irgendwelche Chemikalien zusammen, und dann wechselten sie die Farbe, aus Grün wurde Lila, und das Reagenzglas füllte sich mit Rauch. Es war die Sorte Experiment, wo man Schutzbrillen und Gummihandschuhe tragen musste, weil das Zeug einem die Haut verätzen konnte, wenn man was verschüttete. Jedenfalls fingen Andy Berman – ein Muttersöhnchen mit lauter Einsen und Strickjacke und nem Mittelscheitel, den er mit ner Fräse zog – und seine Laborpartnerin Jen Letts, die immer wegen ihres Nachnamens aufgezogen wurde, weil er angeblich klang, als wäre sie eine Nutte … also, die beiden fingen an zu flüstern und kichern, und dann sagte Andy so laut, dass die ganze Klasse es hören konnte: »Hey, ich wette, dass dieses Zeug stark genug ist, um Baird von seinen Pickeln zu befreien.« Haha! Alle fanden das saukomisch. Okay, ich war so was ja schon gewohnt und inzwischen ließ es mich total kalt. Dann verließ Mr Lewison das Chemielabor, und die anderen fingen an, mich mit dem Zeug zu jagen. Sie schnappten mich, drückten meinen Kopf auf einen Tisch und hielten ihre Reagenzgläser schräg über mich, dass nur noch der Gummipfropfen das Zeug daran hinderte, mir das Gesicht
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