Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
»Danke, dass du mich daran erinnert hast, Ingvar«, sagte er.
Ingvar schnaubte spöttisch. »Ich hab es euch doch schon mal gesagt. Ich bin zwar kurzsichtig, aber nicht dumm.«
»Also gut«, sagte Edvin zu Hal. »Ich bin dabei. Aber wir sollten noch ein paar Dinge berücksichtigen.«
Stig stöhnte. »Muss das sein?«, fragte er.
Edvin sprach ungerührt weiter. »Wir brauchen alle möglichen Vorräte, Werkzeuge, Geld und auch Ersatzteile für das Schiff.«
»Ersatzteile und Werkzeuge sind in meinem Schuppen in der Bärenklauenbucht. Vorräte kann ich aus dem Lagerhaus meiner Mutter holen. Ich bin sicher, sie wird mir verzeihen.« Letzteres fügte Hal leicht schuldbewusst hinzu. Er hasste den Gedanken, seine Mutter bestehlen zu müssen, doch er sah keine andere Möglichkeit.
Seine Freunde nickten. Sie waren begierig, so schnell wie möglich aufzubrechen.
»Wir haben unsere Waffen. Und alles andere, was wir noch brauchen könnten, ist in unserem Quartier«, sagte Hal. Dann hob er warnend die Hand. »Noch etwas«, sagte er. »Ihr dürft es niemandem sagen. Wenn jemand davon erfährt, wird man uns aufhalten. Hinterlasst Nachrichten für eure Familien, wenn ihr möchtet. Aber sagt ihnen nicht, was wir vorhaben.«
Er blickte zur Sonne. »Wir haben noch ungefähr drei Stunden, bevor Erak unsere Waffen zurückhaben will. Wir brauchen diese Zeit, um das Schiff zu beladen. Wenn irgendjemand Wind davon bekommt, ist alles vorbei.«
»Was ist mit Geld?«, fragte Edvin. »Egal wie viel Vorräte wir mitnehmen, sie werden nicht für immer reichen. Wir müssen irgendwann neue kaufen.«
Hal zögerte. »Vielleicht können wir Händler werden, wie Stefan vorgeschlagen hat. Wir können Passagiere oder Güter befördern. Irgendwie schaffen wir das schon.«
»Ich habe Geld«, sagte da eine tiefe Stimme. »Ich habe alles, was wir brauchen.«
Sie drehten sich verblüfft um. Thorn kam hinter dem Schrein hervor, wo er sich verborgen gehalten und ihnen zugehört hatte.
»Thorn!«, rief Hal. »Woher kommst du denn? Und was meinst du mit ›alles, was wir brauchen‹?«
»Ich habe euch belauscht«, erklärte Thorn. »Und ich denke, ihr tut das Richtige. Außer ihr wollt den Rest eures Lebens als Ausgestoßene verbringen. Und glaubt mir, das ist kein Leben. Ich weiß das.«
Die Seevögel sahen einander mit neuer Zuversicht an. Der alte Seemann bestärkte sie in ihrem Entschluss.
»Was das ›alles, was wir brauchen‹ betrifft, so komme ich mit euch, wenn ihr mich lasst. Ich wollte sowieso von hier weg, und das erspart mir einen langen, anstrengenden Marsch über die Berge.«
Hal rannte zu ihm und warf die Arme um den Hals des alten Seewolfs.
»Du bist immer auf unserem Schiff willkommen!«, erklärte er, und die anderen Jungen stimmten alle zu.
Stig trat zu ihnen und schüttelte Thorn die Hand.
»Es ist schön, dich an Bord zu haben«, sagte er und sie sahen sich kurz in die Augen. Thorn nickte wissend. Alle Schwierigkeiten, die sie in der Vergangenheit miteinander gehabt hatten, lagen hinter ihnen.
»Noch etwas«, sagte Thorn zu Hal. »Du wirst nicht den Lagerraum deiner Mutter plündern. Du kannst nehmen, was du brauchst, aber ich gebe dir Geld, um dafür zu bezahlen.«
»Ja, Thorn«, antwortete Hal. »Danke!« Ihm fiel ein Stein vom Herzen.
Doch nun hatte Jesper eine Frage. »Hal, wie sollen wir denn mit dem Seevogel ins Meer hinaus kommen? Svengal hat gesagt, dass es mindestens zwei Tage dauern wird, bis der Sturm sich legt.«
Hal nickte. »Der Hafeneingang zeigt nach Südwesten, genau in den Sturm. Die Bärenklauenbucht zeigt in die gleiche Richtung, aber auf den letzten hundert Längen macht sie eine scharfe Biegung nach links. Also werden wir den Wind direkt auf unserem Steuerbordbaum haben. Das sollte zu schaffen sein.«
»Wenn der Wind von Steuerbord kommt«, sagte Stig, »werden wir den Backbordbaum benötigen. Und den haben wir noch nicht repariert. Haben wir die Zeit, das zu erledigen?«
Hal überlegte kurz, dann traf er eine Entscheidung.
»Wechselt den Steuerbordbaum auf die Backbordseite«, sagte er. »Wir werden ihn reparieren, wenn wir ein Stück weiter an der Küste sind. Zuerst müssen wir zusehen, dass wir hier wegkommen.« Er blickte sich in der Gruppe um. »Stefan, Ingvar, ihr kommt mit mir die Vorräte holen. Thorn, du holst dein Geld aus Eraks Schatzkammer und triffst uns dann hinter dem Lagerhaus meiner Mutter. Alle anderen holen die restlichen Sachen aus unserem Quartier – Kleidung,
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