Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Wie konntest du das sagen?«, fuhr er ihn an. »Er versucht, uns zu helfen, und du wirfst ihm so etwas an den Kopf?«
Stig sah sich im Kreis seiner Kameraden um und entdeckte nichts als Ablehnung. Er versuchte sich herauszureden. Im selben Moment, als er es zu Thorn gesagt hatte, hatte er gewusst, dass es falsch war und dass er einen Mann tief verletzt hatte, der ihm gegenüber immer nur Freundschaft gezeigt hatte. Aber er konnte es einfach nicht zugeben.
»Na ja, also wirklich, Hal! Was weiß er denn schon vom Ringkampf? Schön und gut, er ist dein Freund, aber warum sollte ich einen Rat von ihm annehmen? Ehrlich. Du weißt doch selbst, dass er ein abgerissener alter Tunichtgut ist.«
Hal sah die anderen Seevögel an und sagte: »Lasst uns kurz allein.«
Niemand widersprach, alle mieden seinen Blick und entfernten sich rasch. Als sie weit genug weg waren, ließ Hal Stig los.
»Ich werde dir sagen, was er über das Kämpfen weiß«, begann er leise. »Wer, glaubst du, hat mir beigebracht so zu kämpfen, dass ich Tursgud die Nase brechen konnte? Das war Thorn. Wer, glaubst du, hat mir gesagt, dass ich vorwärts gehen muss und nicht zurückweichen darf? Das war Thorn. Und soll ich dir sagen, woher er das so genau weiß? Weil er der Maktig war – drei Jahre hintereinander.«
Stig fiel der Kinnladen herunter. »Thorn?«, stieß er hervor. »Thorn war der Mak …«
Hal brachte ihn zum Schweigen, bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte.
»Sei still! Er will nicht, dass die Leute sich daran erinnern. Ich hätte es dir gar nicht erzählen sollen, also verrate ihm um Himmels willen nicht, dass ich es getan habe. Aber vergiss nicht, Stig, du hast gerade einen Rat vom größten Kämpfer bekommen, den es je in Skandia gegeben hat. Wenn du ihn nicht befolgst, bist du ein Narr. Und außerdem lässt du unsere Mannschaft im Stich.«
Stig schüttelte verlegen den Kopf. »Hal, es tut mir leid. Ich wusste nicht … na ja, wie hätte ich es auch wissen sollen? Es ist fast unglaublich. Nein, es ist tatsächlich unglaublich. Thorn war der …«
»Ich hab doch gesagt, du sollst den Mund halten!«, schnitt Hal ihm das Wort ab.
Stig nickte. »Ich werde mich gleich bei ihm entschuldigen«, versprach er, aber Hal schüttelte den Kopf.
»Das muss warten. Lass ihn erst mal in Ruhe, bis er sich beruhigt hat. Am besten kannst du es wiedergutmachen, indem du Tursgud besiegst. Zeig Thorn, dass du auf ihn gehört hast. Beherrsche dich und kämpfe klug, genau wie er es gesagt hat.«
»Und wie soll ich das anstellen?«, fragte Stig zerknirscht. »Ich kann einfach nichts dagegen machen. Ich verliere immer die Beherrschung, wenn sich jemand über mich lustig macht.«
Hal fasste ihn bei den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Tu, was Thorn dir gesagt hat. Mach umgekehrt Tursgud wütend! Lach ihn aus, wenn er versucht, dich zu reizen.«
»Aber … wie denn?«
Hal überlegte einen Moment lang, dann fiel ihm etwas ein. »Wenn du anfängst, wütend zu werden, dann hol tief Luft und stell dir Tursgud vor, wie er nach der Niederlage der Haie beim Tauziehen ausgesehen hat. Erinnerst du dich, wie wütend er war?«
Stig grinste bei der Erinnerung. »Er hat wirklich ziemlich wütend ausgesehen.«
Hal erwärmte sich immer mehr für den Gedanken. »Dann nutze es für dich. Denk daran, wie entsetzt er ausgesehen hat, als ich ihm die Nase gebrochen habe. Genau so soll er heute wieder dreinschauen.« Er merkte, dass er langsam zu Stig durchdrang.
»Noch etwas«, fügte er vorsichtig hinzu. »Du weißt, dass er dir wieder an den Kopf werfen wird, dass deine Mutter Wäsche wäscht.«
Seit Stigs Vaters sie verlassen hatte, hatte seine Mutter sich und ihren Sohn durchgebracht, indem sie Wäsche für andere wusch. Es war niedere Arbeit, aber nichts, weswegen man sich schämen müsste. Und doch war es Stig aus irgendeinem Grund peinlich. Während vergangener Auseinandersetzungen hatte Tursgud dies immer dazu benutzt, um Stig aufzustacheln. Er behauptete, Stigs Mutter sei nicht viel mehr wert als eine Sklavin. Und selbst jetzt verzog Stig bei Hals Worten das Gesicht.
»Bereite dich darauf vor!«, sagte Hal nachdrücklich. »Gib ihm eine Antwort, die noch viel beleidigender ist.«
Stig breitete hilflos die Arme aus. Er war weder scharfzüngig noch sprachgewandt.
»Was denn zum Beispiel?«, fragte er. »Seine Mutter hat nie Wäsche gemacht. Was kann ich da schon sagen?«
Hal schürzte nachdenklich die Lippen und überlegte. Plötzlich hatte er eine
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