Brown, Dale - Feuerflug
und Humvees in halsbrecherischem Tempo durch die Wüste und sprangen mit hundert Stundenkilometern über Dünen und Einschnitte. Wären sie in ein Minenfeld geraten, hätten sie keine Minen ausgelöst, dessen war Patrick sich sicher, weil ihre Fahrzeuge kaum jemals den Boden berührten. Sie kamen an dem ausgebrannten Wrack eines Kampfhubschraubers Mil Mi-24 vorbei, den Senussis Krieger mit einer von der Schulter abgefeuerten Fla-Lenkwaffe Stinger heruntergeholt hatten; einige Kilometer weiter entdeckten sie die Überreste dieser Krieger und ihres Fahrzeugs, das durch einen Lenkwaffentreffer in ein Gewirr aus brennendem Metall und zerfetzten Leichen verwandelt worden war.
»Tut mir Leid um Ihre tapferen Männer, Euer Hoheit«, sagte Chris Wohl, der schreien musste, um den Lärm ihres rasenden Fahrzeugs zu übertönen. »Sie haben es mit einem Kampfhubschrauber aufgenommen und sind Sieger geblieben.«
»Ich wollte, ich könnte sagen, dass ihr Tod nicht vergebens war und sie als Lohn ihren Frieden in Gottes Hand finden werden«, antwortete Muhammad as-Senussi. »Ihren Angehörigen und Kameraden kann ich nur sagen, dass sie im Kampf für das Königreich, dessen Wiederherstellung unser großes Ziel ist, gefallen sind. Jeder von uns kann nur hoffen, dass sein Tod andere dafür begeistern wird, sich unserer gerechten Sache anzuschließen. Wir werden sehen.«
Einige Kilometer weiter trafen sie auf einer kleinen Anhöhe etwa drei Kilometer westlich der Straße Tobruk-Jaghbũb mit einem Spähtrupp der Senussi-Bruderschaft zusammen. Sie krochen bis zur Hangkante vor, von der aus sie die anrollende libysche Panzerkolonne in etwa fünf Kilometern Entfernung sehen konnten.
»Ich glaube, ich habe etwas entdeckt, wofür dieser Ganzkörperpanzer weniger gut geeignet ist – für Fortbewegung im Sand«, meinte Hal Briggs. »Man kann damit schlecht kriechen, und die Schubdüsen funktionieren nur dort gut, wo der Sand zusammengepresst ist.«
»Richtig, deshalb können wir nicht kämpfen, wie es der König tut«, bestätigte Patrick. »Euer Hoheit, ich schlage vor, dass Sie in Deckung bleiben und auf Neuankömmlinge und alle achten, die etwa zu entkommen versuchen. Wir nehmen uns die Kolonne auf unsere Weise vor.«
»Ich könnte ein paar dieser Panzer und Mannschaftstransportwagen brauchen, Tor«, sagte Senussi, wobei er den Spitznamen »Stier« gebrauchte, den er Patrick in seinem Ganzkörperpanzer gegeben hatte. »Versuchen Sie, nicht alle zu zerstören, mein Freund.« Patrick nickte und setzte sich in Bewegung. Auf seinen Befehl wechselte Hal weit ausholend auf die Ostseite der Fernstraße, während Chris auf ihrer Westseite blieb. Patrick übernahm die Mitte – die Überlandstraße selbst.
Die libyschen Panzer folgten der Straße mit reichlich Abstand und marschierten auf einem etwa hundert Meter breiten Streifen rechts und links der Fahrbahn. Die Schützenpanzer blieben dagegen auf der Straße – weil sie Radpanzer, keine Kettenfahrzeuge waren –, mit schussbereiten Panzerschützen in den Drehtürmen. Bewaffnet waren sie mit am Bug montierten AT-2-Lenkwaffen zur Panzerbekämpfung, je einer 57-mmMaschinenkanone und einem 12,7-mm-MG für den Kommandanten; die Panzer waren russische T-60 mit 11-cm-Kanonen. Sie fuhren nicht sehr rasch – anscheinend waren sie vorsichtig, seit der Kontakt zu einem ihrer Kampfhubschrauber abgerissen war.
Der Kommandant des führenden Schützenpanzers war überrascht, als er hinter einer leichten Steigung eine einsame Gestalt mitten auf der Fahrbahn stehen sah. Der Mann stand einfach nur da und machte keinen Versuch, zu flüchten oder in Deckung zu gehen. Er hätte ein Anhalter sein können, hätte er nicht einen merkwürdigen Schutzanzug getragen, der ihn von Kopf bis Fuß einhüllte. Die 57-mm-Kanonen des ersten und zweiten Schützenpanzers wurden beim Näherkommen auf ihn gerichtet, aber der Unbekannte dachte nicht daran, die Fahrbahn zu räumen.
»Waif hena!«, befahl der Kolonnenführer. Die eigenartige Aufmachung des Unbekannten erinnerte an einen ABC-Schutzanzug, deshalb ließ er die Kolonne anhalten. Falls hier irgendwo ABC-Waffen eingesetzt worden waren, wollte er nicht blindlings ins Gefahrengebiet einfahren.
»Was für eine Uniform ist das?«, fragte der zweite Kommandant über Funk. »Kann das einer unserer Leute, ein Überlebender aus Jaghbũb sein? Vielleicht trägt er irgendeinen Schutzanzug. Wer wäre sonst so dämlich, sich unbewaffnet einem Panzerspähtrupp in den Weg zu
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