Brown, Dale - Feuerflug
könnte sie uns vernichten, wenn bekannt würde, dass sie noch lebt.«
»Folter scheint bei ihr nichts zu nützen, Hoheit«, sagte der Gefängniswärter. »Vielleicht sollten wir versuchen, sie wieder aufzupäppeln. Liquidieren können wir sie später immer noch.«
»Vielleicht ...«
»Helfen Sie mir ... bitte, Euer Hoheit, helfen Sie mir ... ich flehe Sie an ...«
Zuwayy fuhr herum und schlug ihr mit dem linken Handrücken ins Gesicht. »Hör auf, mich anzujammern, Schlampe! Du widerst mich an, du schwache, greinende amerikanische Nutte! Wozu warst du eigentlich an Bord – um die wahren Krieger, die wahren Soldaten zu bedienen? Warst du die mitreisende Nutte eures Teams? Warum geben wir uns überhaupt mit dir Miststück ab? Von Nutten sind keine Informationen zu erwarten. Ab mit dir in die Mülltonne!«
»Bitte ... bitte, helfen Sie mir ...«
»Sag mir deinen Namen, Schlampe«, knurrte Zuwayy. »Ich will nur deinen Namen. Vorname, Nachname, das spielt keine Rolle. Lohnt es sich, dein Leben zu riskieren, nur um mir diese wertlose Information vorzuenthalten? Wann hast du zuletzt deine Finger gespürt? Wann hast du den letzten Schluck Wasser bekommen? Sag uns nur deinen Namen, dann wirst du ärztlich betreut und nicht mehr wie eine dämliche amerikanische Nutte, sondern wie ein menschliches Wesen und eine amerikanische Soldatin behandelt. « Keine Antwort. Sie schien wieder kurz davor zu sein, das Bewusstsein zu verlieren – sie sackte in ihren Ketten zusammen. »Zum allerletzten Mal, Schlampe – sag mir sofort deinen Namen!« Wieder keine Reaktion.
Sie ist stark, dachte Zuwayy. Aber sie vergeudeten zu viel Zeit mit ihr. Sie hatte einen gewissen Neuigkeitswert, weil sie eine Frau war – eine der wenigen, die gefangen genommen worden waren –, aber es war zu riskant, eine Gefangene in seiner Nähe zu behalten. »Hat sie irgendwie Verbindung zu den anderen aufgenommen?«, fragte er den Gefängniswärter. »Durch Sprechen, Klopfzeichen, Handzeichen oder sonst wie?«
»Nein, Hoheit. Wenn sie zusammen waren, haben sie sich nicht mal angesehen. Sie haben nie versucht, miteinander in Verbindung zu treten.«
Wirklich sehr gut ausgebildet. Er betrachtete ihr ausgezehrtes Gesicht erneut und sah, dass sie einer Ohnmacht nahe war. »Liquidiert sie«, befahl er dem Gefängniswärter. »Sie ist ohnehin schon fast tot. Verscharrt sie in der Wüste. Auf keinen Fall darf sie in diesem Zustand hier entdeckt werden. Sorgt dafür, dass sie rasch und spurlos verschwindet. Jetzt will ich die anderen sehen.«
Zuwayy hatte die Zelle schon fast verlassen, als er die Gefangene etwas murmeln hörte, das diesmal nicht wie »Bitte helfen Sie mir« klang. Er kehrte um und ging zu ihr zurück. Sie hing hilflos in den Handfesseln. Er packte ihr Haar und riss ihren Kopf hoch. »Was hast du gesagt, Schlampe? Los, sag’s noch mal! Was hast du gesagt?« Sie murmelte etwas Unverständliches.
Er brachte sein Ohr näher an ihre Lippen.
»Lauter! Was hast du gesagt?«
»M ... Mc ... McLanahan«, hörte er sie mit geschwollener Zunge und aufgeplatzten Lippen murmeln, kurz bevor sie wieder das Bewusstsein verlor.
Jaghbũb, Libyen Einige Stunden später
Das Betanken der EB-52 war harte, anstrengende, schweißtreibende Arbeit, aber es gab keine andere Möglichkeit, als sie buchstäblich per Hand auszuführen. Anfangs löste Patrick die Besatzung im Cockpit ab, während die Maschine betankt wurde. Sie mussten Wasserpumpen und Feuerwehrschläuche benützen, um den Treibstoff aus den unterirdischen Lagertanks zu fördern und die zwölf Tanks der Megafortress nacheinander zu befüllen. Für den Fall, dass sie angegriffen wurden und er die übrigen Triebwerke anlassen musste, ließ Patrick während des gesamten Tankvorgangs ein Triebwerk laufen, aber er war sich darüber im Klaren, dass sie praktisch keine Chance hatten, die Megafortress ohne eine Vorwarnzeit von mindestens zwanzig Minuten in die Luft zu bringen. Aber nach fast eintägiger Plackerei war der Bomber EB-52 Megafortress voll betankt.
Muhammad as-Senussi, auch König Idris II. von Libyen genannt, blieb die ganze Nacht über verschwunden: Er war mit seinen »Sandsturm«-Kriegern in der Wüste auf Patrouille. Inzwischen waren die Nachwirkungen des elektromagnetischen Impulses der Neutronenbombe so weit abgeklungen, dass Senussi mit seinen Männern in Funkverbindung bleiben konnte, während er sich in Marsá Matrũh umsah. »Es ist restlos zerstört, mein Freund«, berichtete er Patrick
Weitere Kostenlose Bücher