Brown, Dale - Feuerflug
Arbeitern ins Land geholt hat. Dadurch könnten Araber insgesamt gefährdet sein, aber diese Stimmung richtet sich unserer Ansicht nach nicht ausschließlich gegen Libyer.«
»Richtig, Mr. Kercheval.«
»Aber nehmen Sie seine Drohung trotzdem ernst? Glauben Sie wirklich, dass Idris II. Salimah angreifen wird, auch wenn dort noch Libyer arbeiten?«
»Das tue ich, Sir.«
»Denken Sie Ihrerseits an eine Militäraktion?«, fragte Verteidigungsminister Goff. »Vielleicht an eine Art Präventivschlag?«
»Der feige Überfall auf Marsá Matrũh hat uns ein volles Fünftel unserer Streitkräfte, darunter ein Drittel unserer Flotte gekostet«, sagte Salaam. »Wir haben Truppen verlegt, um die Hauptstadt zu schützen; unsere Truppenpräsenz in Salimah ist nur symbolisch. Wie General Baris mir mitteilte, würde es mehrere Wochen dauern, Reservisten einzuberufen und ausreichend starke Verbände für einen wirkungsvollen Angriff aufzustellen. Außerdem wollen wir keinen Krieg gegen Libyen führen.«
»Wollen Sie uns nicht erzählen, worin das eigentliche Problem besteht, Madame Präsident?«, fragte Präsident Thorn. »Warum setzt der libysche Präsident, dieser König Idris II. Sie unter Druck?«
»In Wirklichkeit ist es so, Mr. President, dass Jadallah Zuwayy es auf Salimah abgesehen hat – und dass er bereit ist, es durch weitere Neutronenbomben zu entvölkern, wenn er es nicht bekommt.«
»Wieso glaubt Zuwayy, Ansprüche auf Salimah erheben zu können?«, fragte Robert Goff.
»Das müssten Sie Zuwayy fragen, Mr. Goff.«
»Wir fragen aber Sie, Madame Präsident.«
»Ich weiß es nicht, Sir, aber die Gründe dürften auf der Hand liegen: Reichtum, Macht, Einfluss.«
»Ist es vielleicht denkbar, dass Zuwayy eine Beteiligung an Salimah versprochen wurde?«, fragte der US-Präsident.
»Salimah gehört Ägypten, Mr. President«, stellte Salaam fest.
Thomas Thorn senkte kurz den Kopf und betrachtete seine gefalteten Hände. »Madame Präsident, ich habe das Gefühl, wir schleichen um den heißen Brei herum«, sagte er hörbar irritiert. »Sie haben um diese Videokonferenz gebeten, Madame – warum erzählen Sie uns also nicht einfach, was hier gespielt wird?«
»Sir?«
»Der Präsident meint Folgendes, Madame«, warf Kercheval gereizt ein. »Wir glauben, dass Sie Zuwayy etwas versprochen haben und Ihre Zusicherung jetzt nicht halten können – oder wollen –, sodass er mit einem Angriff auf Salimah droht. Wie wär’s, wenn Sie uns endlich reinen Wein einschenken würden, Madame?«
Susan Bailey Salaam zögerte, dann nickte sie.
»Sie haben Recht, Mr. Kercheval. Ich habe Zuwayy einen fünfprozentigen Anteil an dem Konsortium versprochen, das die Ölfelder von Salimah erschließt und ausbeutet.«
»Sehr großzügig von Ihnen«, sagte Thorn.
»Außerdem sollte Zuwayy für neunhundert Millionen Dollar weitere fünfundzwanzig Prozent der Anteile von Central African Petroleum Partners übernehmen«, fuhr Salaam fort.
»Dagegen hat er sich gesträubt. Er wollte, dass der Kaufpreis mit seinen Öleinnahmen verrechnet wird. Als ich das abgelehnt habe, ist er zornig geworden.«
»Wollen Sie sich jetzt auf eine Verrechnung einlassen?«
»Das weiß ich nicht. Es hängt davon ab, was Sie sagen, Mr. President.«
»Weshalb sollte das eine Rolle spielen?«, fragte Thorn. »Die Vereinigten Staaten haben nichts mit dieser Sache zu tun.«
»Weil Ägypten außerstande ist, Zuwayy zu stoppen«, antwortete Salaam. »Ich fürchte, dass er Neutronenwaffen gegen uns einsetzen wird – bestimmt gegen Salimah und vermutlich gegen eine ägyptische Großstadt oder einen weiteren Stützpunkt, wie er schon Marsá Matrũh angegriffen hat.«
»Können Sie beweisen, dass das ein libyscher Angriff war, dass Zuwayy Neutronenwaffen eingesetzt hat?«, fragte Goff. »Ich weiß, dass er der Hauptverdächtige ist, weil der Tod all dieser Menschen in Marsá Matrũh ihm am meisten genützt hat, aber meines Wissens gibt es bisher keinen schlüssigen Beweis für einen libyschen Angriff.«
»Ich weiß, dass er ihn befohlen hat. Er ist verrückt.«
»Geisteskrank, würde ich sagen«, stimmte Goff zu.
»Aber das ist kein Schuldbeweis.«
»Würden Sie mir helfen, Sir, wenn ich die nötigen Beweise beibrächte?«, fragte Salaam. »Würden Sie Ihre Stealth-Bomber und gepanzerten Kommandosoldaten gegen ihn einsetzen, seine Streitkräfte zerschlagen, Massenvernichtungswaffen zerstören und am besten auch Zuwayy selbst liquidieren, damit er uns nicht
Weitere Kostenlose Bücher