Brown, Dale - Feuerflug
President«, sagte Salaam sarkastisch. »Es muss schön für Sie sein, von einem zehntausend Kilometer entfernten Kontinent aus im Schutz Ihrer Bomber und Raketen weise Ratschläge erteilen zu können.« »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Madame Präsident«, antwortete Thorn, aber die Verbindung war bereits unterbrochen.
Kercheval schüttelte den Kopf. »Aua!«, sagte er. »Das hat gesessen.«
Aber Thomas Thorn wirkte wenig beeindruckt: Er setzte sich an seinen Computer und begann, eine Aktennotiz über das Gespräch mit Salaam zu schreiben. »Sie wollen wirklich nichts unternehmen, Mr. President?«, fragte der Außenminister ungläubig. »Sie wollen die Trägerkampfgruppen nicht ins westliche Mittelmeer verlegen?«
»Ich werde tun, was ich gesagt habe, Edward«,sagte Thorn, während er weitertippte. »Ich fordere eine unabhängige Lagebeurteilung an und lasse einige Satelliten umprogrammieren, damit sie das Krisengebiet im Auge behalten. Und sobald wir uns selbst ein Bild von den Ereignissen gemacht haben, treffe ich meine Entscheidung. Aber ich habe nicht die Absicht, Schiffe dorthin zu entsenden. Robert hat Recht – das wäre zu gefährlich. Sie könnten zu leicht ins Kreuzfeuer geraten.«
»Dieses ›Kreuzfeuer‹ könnte ein Atomschlag der Libyer sein«, stellte Kercheval fest. »Hat Salaam den Ernst der Lage richtig dargestellt, könnte es dort drüben zehntausende von Toten geben.«
»Das ist mir klar, Edward«, antwortete Thorn. »Aber ich will vermeiden, dass wir uns in ein Abenteuer stürzen und das Leben von Amerikanern in einem Krieg riskieren, den wir nicht angefangen haben und dessen Hintergründe wir nicht kennen. Ich lasse mich von der CIA über die gegenwärtige politische Lage in Ägypten und Libyen informieren, ich lasse das Justizministerium ein Gutachten über die Vertragsbeziehungen innerhalb des Ölkonsortiums erstellen, und ich lasse mich von Robert über die militärische Lage und die Gefahren für unsere Einheiten im Mittelmeer informieren. Bis dahin befehle ich allen unseren Streitkräften, Ägypten zu meiden, und ich weise Sie an, alle amerikanischen Staatsbürger vor Reisen nach Ägypten zu warnen – falls es nach dem Überfall auf Marsá Matrũh überhaupt noch amerikanische Touristen in Ägypten gibt.«
Edward Kercheval schüttelte ungläubig den Kopf. »Wird sofort veranlasst, Mr. President«, sagte er knapp und ging. Die ständigen politischen Meinungsverschiedenheiten der beiden waren kein Geheimnis; ihre Streitgespräche, in denen sie oft gegensätzliche Positionen vertraten, waren legendär. Aber ihre Dispute erfüllten einen doppelten Zweck: Sie zeigten, dass Thomas Thorn es nicht nötig hatte, sich im Kabinett mit Jasagern zu umgeben, und bewiesen, dass der Präsident die Richtlinien der Politik bestimmte. Als Außenpolitiker genoss Edward Kercheval weltweit einen ausgezeichneten Ruf, und dass er dem Präsidenten, der außenpolitisch relativ unerfahren war, weiterhin als Außenminister diente, sprach für seine und Thorns persönliche Integrität. Niemand konnte sich erklären, wie die Beziehung zwischen den beiden funktionierte, aber sie hatte Bestand.
Nachdem Kercheval gegangen war, beobachtete Robert Goff seinen langjährigen Freund und wartete darauf, dass er etwas sagen würde. Als Thorn hartnäckig schwieg, konnte er sich schließlich nicht länger beherrschen und fragte: »Also, was haben Sie wirklich vor, Thomas?«
»Ich habe bereits gesagt, was ich vorhabe.«
»Sie wollen tatsächlich nichts unternehmen? Was ist, wenn Libyen Ägypten wirklich angreift? Könnten wir dem politischen Druck und der Verurteilung durch die Weltöffentlichkeit standhalten, wenn wir eine glaubhafte Warnung direkt von der ägyptischen Präsidentin erhalten haben, aber untätig geblieben sind?«
»Ich bleibe nicht ›untätig‹. Ich verschaffe mir ein objektives Bild von der Lage ...«
»Ich weiß, dass Sie das tun. Aber wollen Sie nicht wenigstens mit Zuwayy telefonieren? Wollen Sie nicht ein paar zusätzliche Bomber entsenden, vielleicht nach England oder Diego Garcia?«
»Nein.«
Goff nickte mit wissendem Lächeln. »Ah, ich verstehe. Ich soll feststellen, wo McLanahan und seine Truppe sind – ihnen vielleicht Zustimmung signalisieren?«
»Vor allem das sollen Sie nicht tun«, wehrte Thorn nachdrücklich ab.
»Ich werde das Justizministerium anweisen, Sky Masters Inc. zu schließen. Sämtliche Flugzeuge des Unternehmens sollen Startverbot erhalten. Und falls McLanahan und die
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