Brown, Dale - Feuerflug
diskutieren«, sagte Präsident Thorn. »Aber ich bezweifle, dass wir Ihnen im Augenblick helfen können. Ist die von dem libyschen Präsidenten ausgehende Gefahr wirklich so groß, ist Ihnen vielleicht am besten damit gedient, wenn Sie ihm geben, was er verlangt.«
»Sie raten mir, klein beizugeben?«
»Ich sehe kaum eine andere Möglichkeit für Sie, Madame Präsident«, antwortete Thorn ernsthaft. »Ist ein Angriff so wahrscheinlich, wie Sie sagen, und ist Idris II. so labil, wie Minister Goff zu glauben scheint, würden amerikanische Kriegsschiffe in ägyptischen Häfen ihn nicht abschrecken – sie könnten im Gegenteil einen schwereren Angriff mit höheren Verlusten provozieren. Sie können an die Vereinten Nationen appellieren oder vor den internationalen Medien die Frage aufwerfen, woher Idris II. seine Atomwaffen hat. Stellen Sie ihn bloß und geben seine Drohung bekannt, schreckt er unter Umständen vor einem Angriff zurück; sagen Sie ihm auf den Kopf zu, dass er gegen Ägypten Neutronenwaffen einsetzen will, tut er’s vielleicht doch nicht.«
»Am effektivsten könnte ein Appell an die MuslimBruderschaft sein«, schlug Kercheval vor. »Wie man hört, ist es Ihnen in Tripolis gelungen, die verschiedenen Fraktionen der Bruderschaft auf eine Linie zu bringen – Sie werden sogar als Präsidentin einer zukünftigen Vereinigten Arabischen Republik gehandelt. Vielleicht kann die Muslim-Bruderschaft mäßigend auf ihn einwirken.«
»Aber ich kann nicht auf die Hilfe der Vereinigten Staaten zählen?«
»Nicht auf militärische Unterstützung, Madame Präsident.«
»Ganz gleich, wie viele Amerikaner bei Zuwayys Angriffen umkommen?«
»Wir bedauern jegliche Verluste an Menschenleben unabhängig davon, welcher Nationalität die Opfer sind«, antwortete Thorn. »Wir verurteilen den Einsatz von Atomwaffen in aller Welt und würden bei einer Bedrohung der Vereinigten Staaten rasch und vernichtend zuschlagen.«
»Tapfere Worte, Mr. President – wie wär’s damit, wenn Sie sie in die Tat umsetzen würden?«
Thorn machte eine Pause, als zwinge er sich dazu, diese sarkastische Bemerkung zu ignorieren. »Aber wir mischen uns nicht militärisch in die Angelegenheiten souveräner Staaten ein, Madame Präsident. Wir sind nicht die Weltpolizei ... Sie können nicht 911 wählen und eine amerikanische Trägerkampfgruppe anfordern, nur weil ein Deal, den Sie abgeschlossen haben, nicht wie vorgesehen klappt.
Wir werden die Lage hier besprechen und analysieren, Madame Salaam, und uns auf eine Vorgehensweise einigen«, fuhr Thorn fort. »Aber ich schlage vor, dass Sie dem Mann geben, was er fordert, bis Sie den Rest der arabischen Welt auf Ihre Seite ziehen und so die von Libyen ausgehende Gefahr neutralisieren können.«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie sich tatsächlich von Ägypten abwenden, Mr. President«, sagte Salaam. »Sie würden wirklich untätig zusehen, wie Zuwayy die größten Ölfelder Afrikas zerstört und dabei zehntausende von unbeteiligten Arbeitern umbringt, obwohl Sie nur ein paar Kriegsschiffe in die Große Syrte zu entsenden brauchten, um ihm zu zeigen, dass Sie sein Säbelrasseln missbilligen? Was für ein Führer einer Supermacht sind Sie eigentlich?«
»Eine Supermacht sollte nicht mit militärischen Mitteln drohen müssen, um den Frieden zu fördern, Madame Präsident«, sagte Thorn. »Frieden gibt es in verschiedensten Varianten und zu unterschiedlichen Preisen, Madame. Sie scheinen zu stolz zu sein, um Idris’ Forderungen zu erfüllen, aber nicht stolz genug, um davor zurückzuschrecken, die Vereinigten Staaten aufzufordern, Libyen zu überfallen und sein Staatsoberhaupt zu ermorden. Aus dieser Situation möchte ich die Vereinigten Staaten lieber heraushalten. Sobald wir mehr über die Umstände wissen und Zeit für Beratungen gehabt haben, setzen wir uns mit Ihnen in Verbindung, falls wir glauben, irgendwie behilflich sein zu können.
Aber ich schlage nochmals vor, dass Sie versuchen, Menschenleben zu retten, indem Sie Idris oder Zuwayy oder wie er wirklich heißt in Gottes Namen geben, was er verlangt. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist er bereit, seinen Anteil an dem Konsortium zu bezahlen – Sie müssten das Geld nur ratenweise mit den libyschen Öleinnahmen verrechnen. Warum wollen Sie sich nicht darauf einlassen? Dann können Sie gemeinsam Öl fördern und viel Geld verdienen. Und was am wichtigsten ist: Alle bleiben am Leben.«
»Danke für Ihren Vorschlag, Mr.
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