Brown, Dale - Feuerflug
unserer Stützpunkte, die auch kommerziell zu beschaffen wären.«
»Aber die Aufnahmen sind geheim?«
»Wir stufen alle Luftbilder drei Monate lang als geheim ein, Ulama.«
»Salaam und Baris haben den Amerikanern also Geheimmaterial überlassen?«
»Nun, eigentlich sind diese Luftaufnahmen nicht ...«
»Ja oder nein, Ouda?«
»Ja, Ulama. Aber wir haben diese Luftbilder nur deshalb als ›vertraulich‹ eingestuft, weil ...«
»Das spielt keine Rolle«, unterbrach al-Khan ihn. »General Baris hat sich strafbar gemacht, weil er Ausländern Geheiminformationen zugänglich gemacht hat. Sie tun jetzt alles, was in Ihrer Macht steht, um diese Männer zu stoppen, Vizemarschall. Sie stellen eine Gefahr für Ägypten, unseren Frieden und unsere Sicherheit dar. Setzen Sie das gesamte Personal Ihres Stützpunkts ein, ziehen Sie notfalls weitere Truppen zusammen ... meinetwegen machen Sie Ihren ganzen Militärbezirk mobil, aber lassen Sie nicht zu, dass die Amerikaner den Stützpunkt verlassen. Und sollten Salaam oder Baris wieder bei Ihnen aufkreuzen, setzen Sie sie fest. Haben Sie verstanden?«
Al-Khan wartete Oudas Antwort nicht ab, sondern legte den Hörer auf. »Major! Reinkommen!«, brüllte er. Als Gheit wieder vor ihm stand, befahl er ihm: »Holen Sie mir sofort den König von Libyen ans Telefon – und lassen Sie Salaam und Baris aufspüren und verhaften!«
Tonopah Test Range, Nevada Zur gleichen Zeit
Die Sicherheitsüberprüfungen und Identifizierungsverfahren dauerten aus einem sehr einfachen Grund viel länger als gewöhnlich: Weder die Sicherheitsbeamten noch ihre Vorgesetzten von der U.S. Air Force hatten jemals eine Neunjährige durch die Überprüfungen geschleust. Aber Kelsey Duffield bewahrte sich ihr belustigtes kleines Lächeln und ihre Fröhlichkeit trotz aller Personenkontrollen, Fragebogen und erstaunten Blicke, während sie einen konzentrisch angeordneten Sicherheitsbereich nach dem anderen passierten.
Abgelenkt wurde Kelsey von einer Sicherheitsbeamtin, die sich nur als Sandy vorstellte – einer zierlichen, bildhübschen Schwarzhaarigen, die passenderweise einen Wüstentarnanzug mit Webkoppel, Wüstenstiefel, Sonnenhut und Pilotenbrille trug und mit einer Uzi-Maschinenpistole bewaffnet war. Begleitet wurde Sandy von ihrer Partnerin, der größten Dobermann-Hündin, die Kelsey je gesehen hatte. Die Hündin war schlank, fast knochig, muskulös und geschmeidig wie ein Raubtier. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nie, aber bei näherer Beobachtung zeigte sich, dass ihre langen, spitzen, kupierten Ohren genauen Aufschluss über ihre Gemütsverfassung gaben: Waren die Ohren unbeweglich steil aufgestellt, hatte sie ihre Beute im Blick; drehten sie sich wie Radarantennen, war sie auf Beutesuche; hingen sie schlaff herab, war ihre Wachsamkeit vorübergehend erlahmt.
Kelsey verliebte sich auf den ersten Blick in den großen Dobermann. Als sie auf ihn zuging, ließ der Hund die Ohren hängen, und sein kleiner Stummelschwanz schien tatsächlich zu wedeln, aber Sandy ließ sie nicht herankommen. »Bleib weg, Kleine«, sagte sie streng.
»Aber warum?«, fragte Kelsey.
»Wir nennen sie das Alphatier«, erklärte Jon Masters ihr. Sandy drohte ihm mit dem Finger, aber er grinste nur. »Nicht Sandy, sondern ihre Hündin – Sasha. Sie kommt aus einer der besten militärischen Hundeschulen der Welt, gleich hier in Tonopah. Ihr Beschützerinstinkt ist unglaublich stark – ich glaube, sie würde jeden zerfleischen, der Sandy anfasst. Ich habe Sasha in der Ausbildung gesehen: Sie kann eine zwei Stockwerke hohe senkrechte Leiter hinaufklettern, einen hundert Kilo schweren Mann wegzerren und Türen mit der Schnauze öffnen. Und ich habe Sasha auch fressen gesehen: Sie verschlingt zwei Dosen Hundefutter mit zwei Bissen.« Er lächelte die Beamtin nochmals an und witzelte: »Sie können noch immer keinen Freund finden, was, Sandy?« Die Schwarzhaarige gab keine Antwort, sondern lächelte nur humorlos. Kelsey winkte Sasha zum Abschied zu, als sie mit ihrer Herrin weiterging, und die Hündin schien enttäuscht zu sein, dass sie gehen musste. Begleitet wurde Kelsey Duffield von ihrer Mutter Cheryl und dem Ehepaar Jon und Helen Masters. Obwohl Cheryl die mehrstündige Prozedur geduldig über sich ergehen ließ, drohte ihr Geduldsfaden gegen Ende doch zu reißen. »Sind alle diese Sicherheitsmaßnahmen wirklich notwendig?«, fragte sie, als sie endlich den letzten Kontrollpunkt passiert hatten und innerhalb der
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