Brown, Dale - Feuerflug
historische Ansprüche auf die Ölfelder von Salimah erheben – also sollten wir dort einmarschieren, die westlichen Techniker und türkischen Bohrarbeiter vertreiben und den gesamten ägyptischen Sektor der Libyschen Wüste besetzen. Wir können das gesamte Gebiet westlich des dreißigsten Längengrads und südlich des fünfundzwanzigsten Breitengrads beanspruchen, und ich glaube, dass wir es mühelos halten können. Unsere Truppen im Sudan haben dieses Gebiet praktisch schon eingekreist – die Besetzung wäre ein Kinderspiel. Wir können ein halbes oder ganzes Jahr lang Öl fördern und nach Libyen pumpen, bevor der Westen ernstlich mit Gegenmaßnahmen zu drohen beginnt. Dann behalten wir die Gewinne, machen die Bohrlöcher unbrauchbar und räumen das Gebiet wieder.« »Das funktioniert nicht, Tahir«, wandte Zuwayy ein. »Was passiert, wenn wir diese Ölfelder besetzen? Marschieren wir wirklich in Ägypten ein, kauft uns niemand mehr einen Tropfen Öl ab.«
»Für Erdöl gibt’s immer einen Markt, Jadallah«, sagte Fazani zuversichtlich. »Will es niemand zum Weltmarktpreis haben, drohen wir einfach, es zu Dumpingpreisen auf den Markt zu werfen. Dutzende von Staaten, auch aus dem Westen, würden es bereitwillig kaufen, nur um es einlagern und später teuer weiterverkaufen zu können. Und die OPEC-Mitglieder würden es aufkaufen, um den Ölpreis zu stützen. Sobald wir Frieden mit Ägypten schließen und uns zu lachhaft niedrigen Entschädigungszahlungen verpflichten, bevor wir uns mit unserem Anteil an den Gewinnen nach Südamerika oder Südostasien absetzen, verhandelt der Westen sofort wieder mit uns – er würde einen Pakt mit dem Teufel schließen, um an das viele Öl aus Salimah ranzukommen.«
»Dir macht’s wohl keinen Spaß mehr, die libyschen Streitkräfte zu befehligen?«, fragte Zuwayy lächelnd.
»Jadallah, ich habe größten Respekt vor der Art und Weise, wie du diesen Schwindel aufgezogen hast«, sagte Fazani. »Diese Senussi-Sache war ein reiner Geniestreich. Die meisten Libyer und ein großer Teil der Weltöffentlichkeit hat sie dir abgenommen. Aber wir haben nie vorgehabt, dieses verdammte Land zu regieren – wir wollten Kasse machen, oder hast du das vergessen? Libyen pumpt jedes Jahr Erdöl im Wert von fünf Milliarden Dollar aus der Wüste. Können wir davon nur zehn Prozent für uns abzweigen, haben wir für den Rest unseres Lebens ausgesorgt. Wozu sollten wir uns dann noch länger hier herumtreiben wollen?«
»Weil wir doppelt so viel kassieren können, wenn wir die Öl felder von Salimah besetzen«, erklärte Zuwayy ihm. »Dafür bin ich durchaus, Jadallah«, sagte Fazani, »aber ich wäre auch damit zufrieden, fünfhundert Millionen Dollar unter uns aufzuteilen. Ich kann ohnehin nicht hinter mehr als einer Luxusjacht Wasserski fahren. Außerdem ist noch unklar, welchen Anteil Kasakow von diesen Ölmilliarden verlangen wird. Er steht in dem Ruf, seine Partner zu beseitigen, wenn er sie nicht mehr braucht. Ich würde lieber aussteigen, solange wir noch leben und unseren Raub genießen können.« »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Zuwayy. »Unser Fluchtplan steht – das war der Fehler, den Gaddhafi gemacht hat, weil er sich wirklich für einen großen arabischen Stammesfürsten gehalten hat. Müssen wir ihn wirklich in die Tat umsetzen, zögern wir keine Sekunde lang. Aber bis dahin verfolgen wir unsere Pläne weiter.«
Oberster Gerichtshof, Kairo Zur gleichen Zeit
»›Sie besiegen‹ – du hast leicht reden«, murmelte Chalid alKhan. Er schaltete sein Handy aus und stützte den Kopf in beide Hände. »Wie besiegt man ein Gespenst? Indem man ihm Angst macht?«
»Ulama?«, fragte Major Amr Abu Gheit, der Leiter seines Sicherheitsdiensts beim Obersten Gericht. Als er keine Antwort bekam, erkundigte er sich besorgt: »Kann ich Ihnen irgendetwas bringen, Ulama?«
»Nichts«, sagte al-Khan niedergeschlagen. »Nichts – außer vielleicht Susan Salaams Kopf.«
»Kein Problem, Ulama«, versicherte Gheit ihm mit bösartigem Lächeln. »Sichern Sie mir Straffreiheit zu, dann bekommen Sie ihn noch heute Nacht.«
»Verlockend, aber noch zu früh«, sagte al-Khan. »Wo hält unsere schöne Kandidatin sich übrigens gerade auf?«
»Nach letzten Meldungen mit General Baris in der Zentrale der Nationalen Demokratischen Partei, wo sie mit der Parteiführung, den Bezirksvorsitzenden und wichtigen Geldgebern ihren Wahlkampf plant«, berichtete Gheit nach einem Blick auf sein
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