Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Märchen«, sagte Boriskow. Aber er war besorgt, denn seit einigen Monaten taten große Teile der russischen Streitkräfte wirklich nichts anderes mehr, als Pawel Kasakows Geschäftsinteressen zu schützen. Wie viele andere Offiziere hatte auch Kapitän Boriskow sich gefragt, welcher Plan dahinter stecken mochte, obwohl jedermann davon zu profitieren schien. Vielleicht war dies der wahre Grund: Senkow, Schurbenko und weitere Moskauer Bonzen wurden von Kasakow an seinen Gewinnen beteiligt und hatten dafür den Schutz der Firma Metjorgas übernommen. Und nun wurde auch die russische Kriegsmarine für seine Zwecke eingespannt. »Was haben Sie mit dem Tanker vor?«
»Er soll als Anzahlung für die hohen Wiedergutmachungszahlungen dienen, die Kasakow der Bevölkerung der Balkanstaaten schuldet«, antwortete Patrick. »In erster Linie den Einwohnern von Kukës, Struga, Ohrid und Resna, aber auch den Angehörigen der Besatzung des AWACSFlugzeugs und der unbewaffneten türkischen F16, die sein Stealth-Jagdbomber abgeschossen hat. Für Pawel Kasakow stellen die Ustinow und ihre Ladung eine Investition von rund einer halben Milliarde Dollar dar. Wir werden sie auf den Grund des Schwarzen Meeres schicken.«
»Schto?« , rief Boriskow entsetzt. »Das dürfen Sie nicht! Das wäre eine gigantische Umweltkatastrophe! Damit würden große Teile des Schwarzen Meeres auf Jahre hinaus mit Rohöl verseucht!«
»Schuld daran ist allein Pawel Kasakow«, behauptete McLanahan. »Vielleicht wacht die Welt auf, wenn wir seinen Tanker versenken, und erkennt endlich, dass er aus Geldgier vor keinem Verbrechen zurückschreckt.«
»Was sollen wir tun, Kapitan ?«, fragte der Erste Offizier der Besstraschny. »Wir können den Tanker unmöglich rechtzeitig erreichen.«
»Wir müssen dafür sorgen, dass er stoppt«, entschied Boriskow. »Zentrale, Brücke. Zielwechsel auf Ruder und Schrauben des Tankers. Ich will, dass er gestoppt liegen bleibt. Sobald wir ihn eingeholt haben, gehen wir an Bord und halten ihn besetzt, bis weitere eigene Schiffe heran sind.«
»Wir sind in türkischen Hoheitsgewässern, Kapitan «, sagte der Navigator warnend. »Hier dürfen wir keine Waffen einsetzen.«
»Dies ist ein Notfall«, wehrte Kapitän Boriskow ab. »Zentrale, führen Sie meinen letzten Befehl …«
»Brücke, Zentrale, schnelle Ziele im Anflug, sehr tief, Peilung null-zwo-null, Entfernung acht-sieben Kilometer, Geschwindigkeit … Geschwindigkeit achthundert Stundenkilometer!«, meldete der Radargast in der Lagezentrale. »Mehrfachkontakte!«
»Achtung, Achtung, Zerstörer Besstraschny , hier spricht ein Bomber der Schwarzmeerallianz nördlich von Ihnen«, hörte die Brückenbesatzung im nächsten Augenblick. »Sie befinden sich in Hoheitsgewässern der Allianz und werden hiermit angewiesen, sofort auf Gegenkurs zu gehen, sonst greifen wir Sie an.«
»Schon wieder dieser Bockmist mit der Allianz«, sagte Boriskow unwillig. »Alle Mann auf Gefechtsstationen, Erster.« Die Alarmglocken schrillten erneut durchs Schiff. »Zentrale, vorderer Turm Feuer frei! Legt die Ustinow still!« Die AK130 eröffnete das Feuer auf den Tanker und schoss alle vier Sekunden zwei Granaten ab. Das Heck der Ustinow war sofort in Rauch und Flammen gehüllt.
»Brücke, Zentrale, anfliegende Lenkwaffen , Peilung nullzwo-null, achtzig Kilometer, rasch abnehmend, Geschwindigkeit neunhundert Stundenkilometer und zunehmend, sehr tief! Weiterer Radarkontakt mit Flugzeug, Peilung dreivier-null, Mehrfachkontakte, niedrige Höhe und hohe Geschwindigkeit, könnte ebenfalls Antischiffslenkwaffen abschießen.«
»Rudergänger, Ruder hart Backbord, Kurs null-zwonull«, befahl Boriskow. »Zentrale, Brücke, Feuer einstellen! Klar zur Abwehr dieser schnellen Lenkwaffe. Feuererlaubnis abwarten.«
» Kapitan! Da, sehen Sie nur! Der Tanker!« Boriskow drehte sich um und sah auf dem Vorschiff des Tankers einen Feuerball, aus dem eine Flammensäule aufstieg, die an eine kleine Kernwaffendetonation erinnerte. Die Flammen waren so hell, dass sie an Deck der über zehn Seemeilen entfernten Besstraschny Schatten warfen. Sekunden später rollte die Druckwelle der Explosion über sie hinweg und ließ die Brückenfenster klappern und das Deck erzittern.
»Der Tanker ist erledigt«, sagte Boriskow. »Der sinkt in wenigen Minuten, und die Türken haben die nächsten zehn Jahre damit zu tun, den Ölschlick zu beseitigen.«
»Brücke, Zentrale, aus Süden laufen mehrere kleine Fahrzeuge auf den
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