Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Schnaps nicht mit Kerosin versetzt hat, Ion«, sagte Jegorow kichernd.
» Idi na huj , Gennadi.«
»Vierzig Kilometer. Wir kommen in R27-Reichweite. Klar zum Waffeneinsatz.«
»Wo sind die anderen Bomber?«
»Ich habe zwei weitere Maschinen bei zwei und drei Uhr, Entfernung unbekannt, also müssen sie über fünfzig Kilometer entfernt sein. Nur Seitensichtradar – keine Zielsuch- oder Feuerleitsignale. Ich denke, dass das die Bomber sind, die die Besstraschny überwachen.«
»Irgendein Hinweis auf die Jäger?«
»Keiner.«
Stoica riss sich frustriert die Sauerstoffmaske vom Gesicht. Der reine Sauerstoff, den er atmete, um seinen Kater zu bekämpfen, ließ Mund und Kehle noch schneller austrocknen. Er wusste, wollte es sich aber nicht eingestehen, dass reiner Sauerstoff in diesem Fall nichts nützte: Der Körper brauchte einfach Zeit, um sich von den Nachwirkungen eines Besäufnisses zu erholen. Auf diesem Flug hatte Stoica schon beide mitgenommenen Feldflaschen geleert – und dabei waren sie erst weniger als eine Stunde in der Luft. Seine Haut kribbelte, seine Hände zitterten, und wenn er die Blickrichtung zu rasch wechselte, begannen alle Instrumente um ihn zu kreiseln. Er wusste genau, dass er heute keinen vierstündigen Patrouillenflug durchstehen konnte. Kam er nicht innerhalb der nächsten Stunde aus diesem Flugzeug heraus und ins Bett, würde er vermutlich ohnmächtig werden.
»Wärm die R27 auf und gib mir einen heißen Feuerknopf«, befahl Stoica.
»Verstanden«, sagte Jegorow. Einige Augenblicke später: »R27 feuerbereit. Was hast du vor, Ion?«
»Ganz einfach – ich schieße sie nacheinander ab«, antwortete Stoica. Als er in seinem Kopfhörer den Signalton hörte, der ihm anzeigte, dass die Lenkwaffe ihr Ziel erfasst hatte, drückte er den Feuerknopf. Die erste R27 löste sich fauchend vom rechten Waffenpylon und verschwand mit einem gelben Feuerschweif in der Nacht. Von diesem jähen Lichtblitz bekam Stoica stechende Kopfschmerzen. Keine Minute später sahen sie in der Ferne eine riesige, grell aufleuchtende Detonation – die Jagdrakete hatte ihr Ziel gefunden. »Ein Bomber weniger. Gleich weiter zum nächsten, Gennadi.«
»Ihre Radargeräte sind ausgeschaltet, Ion«, meldete Jegorow. »Alle anderen Bomber haben ihr Suchradar abgeschaltet.« Da ihre Radarwarner nicht angesprochen hatten, vermuteten die Bomberbesatzungen, der Angreifer habe eine Lenkwaffe mit Radaransteuerung eingesetzt, und brauchten lediglich ihr Radar auszuschalten, um ihn dieser Angriffsmöglichkeit zu berauben. Das bedeutete, dass die Tjeny jetzt ihr eigenes Radar benutzen musste, wenn sie weitere Bomber finden wollte.
»Dann schalt unser Radar ein«, befahl Stoica. Er kurvte etwas nach rechts ein. »Wir wissen, dass er genau vor uns sein muss – lass es fünf Sekunden eingeschaltet, damit wir ihn erledigen können.«
»Das ist zu gefährlich, Ion«, widersprach Jegorow. »Dort draußen sind noch mindestens fünf feindliche Maschinen, und wir wissen nicht, wo die Jäger sind. Am besten warten wir ab, bis sie sich selbst verraten. Keine Angst – wir haben noch reichlich Treibstoff.«
Stoica senkte mit offenem Mund den Kopf, damit sein Mageninhalt sich auf den Boden und nicht auf die Instrumente ergießen würde, aber er konnte nur würgen, ohne dass etwas kam. Das war noch schlimmer, als wenn man sich wirklich übergeben musste. »Du sollst unser Radar einschalten, damit wir die Bomber erledigen können, habe ich gesagt«, wiederholte Stoica energisch. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ihr Angriff auf den Zerstörer kann jeden Augenblick beginnen.«
»Aber sie wollen ihn doch gar nicht …«
»Du sollst unser verdammtes Radar einschalten! Los, los, wird’s bald?«, brüllte Stoica, der wieder würgen musste, als ihm gallenbittere Magenflüssigkeit hochkam.
»Radar ein«, meldete Jegorow endlich. »Banditen bei zwölf und ein Uhr, fünfundvierzig und sechzig Kilometer.«
»Hab ihn!«, sagte der Pilot. »Lass das Radar gleich eingeschaltet.« Er wartete auf den Signalton, dann schoss er ihre zweite R27 ab.
»Banditen im Anflug!«, rief Jegorow aufgeregt. »Fünf Uhr, fünfzig Kilometer, schnell abnehmend! Feindliche Jäger, vermutlich F16!« Stoica begann enge S-Kurven um die Angriffsachse zu dem zweiten Bomber zu fliegen, denn er wollte ihn mit ihrem Radar erfasst halten und zugleich die anfliegenden Jäger verwirren. »Sie kommen weiter näher, vierzig Kilometer, intermittierende Erfassung wird zu
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