Brown, Dale - Phantomjäger
»Tun Sie gefälligst diese Waffe weg! Ich verlange, dass Sie meine Amtsräume sofort verlassen!«
»Sie brauchen keine Forderungen zu stellen, Herr Präsident«, sagte Kasimow. »Sie brauchen nur auf den letzten Rest Ihrer Autorität zu verzichten. Gestatten Sie mir, Ihnen dabei behilflich zu sein.« Mit diesen Worten stemmte er das AK-74 gegen die rechte Hüfte und durchsiebte Gurisow mit einem kurzen Feuerstoß. Der Präsident war tot, bevor sein Körper den Boden berührte. »Nun, legt noch jemand Wert darauf, dass ich ihm die gegenwärtige Situation erkläre?«, fragte Kasimow. Betroffenes Schweigen. »Ausgezeichnet.« Er nickte seinen Soldaten zu, die die Turkmenen mit vorgehaltenen Waffen abführten.
Kasimow griff nach dem auf der Schreibtischplatte liegenden Telefonhörer. »Präsident Thorn?«, fragte er in akzentfreiem Englisch.
»Hier ist Thomas Thorn. Mit wem spreche ich bitte?«
»Hier spricht Boris Kasimow, Generaloberst der Armee der Russischen Förderation. Ich bin Verbindungsoffizier bei der turkmenischen Regierung und deren Berater in Fragen der nationalen Sicherheit und Personalplanung.«
»Gdje rukawaditel Gurisow?«, fragte Thorn auf Russisch. »Wo ist Präsident Gurisow?«
»Ich habe den Auftrag, Ihnen mitzuteilen, dass General Anatolij Grislow, Generalstabschef der Streitkräfte der Russischen Föderation, unter Berufung auf den 1991 unterzeichneten Freundschafts-, Kooperations- und Beistandspakt zwischen der Russischen Föderation und Turkmenistan und in Übereinstimmung mit dem 1993 unterzeichneten Abkommen über gemeinsame Staatsbürgerschaften, das Russland ebenfalls eine Rolle in der Verteidigung Turkmenistans zubilligt, in der Republik Turkmenistan das Kriegsrecht erklärt hat«, fuhr Kasimow auf Englisch fort, ohne auf Thorns Frage einzugehen. »General Grislow hat bestimmt, dass ich während der Dauer des Notstands die Amtspflichten des Präsidenten und Oberkommandierenden der Streitkräfte übernehme.«
»Moshna mnje dagawajtsja rukawaditel Gurisow – Kann ich Präsident Gurisow sprechen, Generaloberst?«
»Leider darf der Präsident keine Anrufe entgegennehmen, Mr. President – jetzt nicht und auch später nicht«, sagte Kasimow nüchtern. »Ich muss Ihnen mitteilen, Mr. President, dass die Einsätze Ihrer Luftwaffe über Turkmenistan von den russischen Streitkräften verfolgt und analysiert wurden – und dass sie der Hauptgrund für die Verhängung des Kriegsrechts in Turkmenistan waren.«
»Ja nje panemajo – Ich verstehe nicht, Generaloberst.«
»Das erkläre ich Ihnen gern. Der Abschuss unserer MiG-29 war eine völlig unbegründete und irrationale Mordtat. Sie haben tödlich offensive Kriegsflugzeuge in den Luftraum der souveränen Republik Turkmenistan entsandt. Da es sich dabei um Stealth-Flugzeuge handelt, die dafür ausgelegt sind und dazu verwendet werden, Massenvernichtungswaffen zu Präventivschlägen einzusetzen, stellt die Anwesenheit dieser Flugzeuge im turkmenischen Luftraum einen bewussten kriegerischen Akt der Vereinigten Staaten gegenüber der Republik Turkmenistan dar. Gemäss den Bestimmungen der zwischen der Russischen Föderation und Turkmenistan abgeschlossenen Verträge lassen die Aktivitäten der amerikanischen Streitkräfte über Turkmenistan uns keine andere Wahl, als den Kriegszustand zwischen der Russischen Föderation und den Vereinigten Staaten zu erklären.«
»Was soll das heißen?«
»Folgende Bestimmungen sind ab sofort in Kraft«, fuhr Kasimow fort, als deklamiere er eine auswendig gelernte Rolle auf der Bühne. »Amerikanische Staatsbürger, die keine Vertreter staatlicher Stellen sind, haben vierundzwanzig Stunden Zeit, Turkmenistan zu verlassen; nutzen sie diese Gelegenheit nicht, können sie ohne weitere Begründung oder Erklärung für unbestimmt lange Zeit an einem Ort unserer Wahl interniert werden. Das Personal der US-Botschaft in Aschchabad kann bleiben, darf aber die Hauptstadt nicht verlassen.
Alle uniformierten Amerikaner, die ohne meine schriftliche Erlaubnis Turkmenistan betreten oder sich bereits hier aufhalten, gelten von diesem Augenblick an als Kampftruppen und werden den Bestimmungen der Genfer Konvention entsprechend behandelt. Und alle Agenten amerikanischer Staatsbehörden, die nicht bei der russischen Regierung akkreditiert sind, werden als feindliche Provokateure betrachtet, verhaftet, vor ein Kriegsgericht gestellt und standrechtlich erschossen, wenn ihnen Spionage nachgewiesen werden kann. Haben Sie das
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