Brown, Dale - Phantomjäger
in den Hinterhalt geriet.«
»Wer hat den Angriff auf das Flugzeug unserer stellvertretenden Außenministerin befohlen?«, fragte Thorn weiter.
»Keine Ahnung«, sagte Gurisow. »Nachdem die Taliban seine Kommandos erledigt hatten, hat Grislow eine Warnung herausgegeben, dass unser Luftraum gesperrt sei, und Bomber losgeschickt, um sie in Grund und Boden bombardieren zu lassen.«
»Hat Senkow die Einsatzbefehle für die Blockade und den Luftangriff unterzeichnet?«
»Falls er’s getan hat, habe ich sie nie zu sehen bekommen«, antwortete Gurisow. »In diesem Fall hätte ich die Delegation Ihres Außenministeriums selbstverständlich wieder ausgeladen.«
»Warum haben Sie die Einflugerlaubnis nicht nach dem Angriff der Taliban auf Mary oder spätestens dann zurückgezogen, als Sie von Senkows Einsatzbefehl für das Kommandounternehmen erfahren haben?«
»Senkow wollte, dass Sie sehen, was die Taliban getan haben«, sagte Gurisow. »Er wollte Ihnen beweisen, dass sie die Aggressoren sind, nicht wir.«
»Aber weshalb ist der Luftraum nach dem Start unserer Regierungsmaschine in Bahrain gesperrt worden?«
»Ich wusste nichts von dem Hinterhalt der Taliban in der Nähe von Mary, dem Luftangriff oder dieser Blockade – außer dem, was ich in dem Einsatzbefehl gelesen habe«, antwortete Gurisow. »Ich habe um Erläuterungen zu diesem Befehl gebeten, aber seit Tagen mit niemandem mehr in Moskau gesprochen – und auch den russischen Verbindungsoffizier, der mich über solche Einsätze auf dem Laufenden halten sollte, seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen!«
»Und Sie haben keinen Einsatzbefehl erhalten, der sich auf die Blockade und den Luftangriff bezogen hat?«
»Seit die Taliban die Kommandos in einen Hinterhalt gelockt haben, hat Moskau nichts mehr von sich hören lassen. Sreka! Ich wollte nur, dass die Russen diese verdammten Talibanguerillas stoppen.«
»Sehen Sie lieber zu, dass Sie schnellstens dort rauskommen, Mr. President«, riet Thorn ihm. »Nehmen Sie ein Handy mit und geben Sie sofort folgende Nummer ein.« Thorn nannte ihm eine verschlüsselte Nummer, die keine Ähnlichkeit mit einer gewöhnlichen Telefonnummer hatte.
Gurisow gab die Nummer ein. »Was mache ich jetzt?«, fragte er.
»Sie brauchen nichts zu tun. In ein paar Sekunden beginnt einer unserer Satelliten, das Signal Ihres Handys zu überwachen, und dann wissen wir ständig genau, wo Sie sind – solange Sie sich in Reichweite einer Mobilfunkstation aufhalten«, sagte Thorn. »Wir entsenden so rasch wie möglich Truppen, die Sie dort rausholen. Und jetzt müssen Sie verschwinden!«
Gurisow ließ einfach den Telefonhörer fallen, steckte das Handy ein und rief: »Habt ihr schon Verbindung mit irgendwem? Kann jemand uns sagen, wo die Russen sind?«
»Irgendwas ist hier faul ... ich bekomme einfach keine Verbindung zum Lagezentrum«, stellte der Generalstabschef fest. »Die Leitung ist mausetot.« Er machte dem Luftwaffengeneral ein Zeichen, weiter am Telefon zu bleiben, und sagte dann zu Gurisow: »Herr Präsident, ich empfehle Ihnen, Aschchabad zu verlassen. Ihr Wagen sollte Sie sofort aus der Hauptstadt bringen. Sobald Sie in Sicherheit sind, können wir entscheiden, wohin Sie fahren sollten.«
»Also los, wir hauen ab!«, rief Gurisow. »Lassen Sie meine gepanzerte Limousine vorfahren!« Er nahm seinen Aktenkoffer mit und hastete damit zur Tür. Seine engsten Mitarbeiter und seine militärischen Berater blieben ihm auf den Fersen.
Plötzlich flog die Tür auf. Zehn bis zwölf russische Soldaten mit Sturmgewehren und Maschinenpistolen stürmten ins Arbeitszimmer des Präsidenten und stießen Gurisow und seinen Stab grob zurück. Alle mussten sich an eine Wand stellen und die Hände auf den Kopf legen.
»Was soll das?«, polterte Gurisow, der nur hoffen konnte, dass niemand das Zittern in seiner Stimme hören würde. Dann betrat zur allgemeinen Überraschung Generaloberst Boris Kasimow den Raum. Der russische Verbindungsoffizier beim turkmenischen Generalstab hielt ebenfalls ein kompaktes Sturmgewehr AK-74 in den Händen.
»In der Staatsführung hat es einen Wechsel gegeben, Herr Präsident«, sagte er auf Turkmenisch. »Ich stehe unter dem Befehl von General Anatoli Grislow, dem Generalstabschef der Streitkräfte der Russischen Föderation. Er hat das Kriegsrecht ausgerufen und mir befohlen, während dieser nationalen Krise die Führung Turkmenistans zu übernehmen.«
»Was zum Teufel reden Sie da?«, explodierte Gurisow.
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