Brown, Dale - Phantomjäger
ich an Ihrer Stelle würde meinen Stab warnen, das Gebäude binnen zwei Minuten zu räumen.«
»Was wollen Sie damit erreichen, General? Welche Absichten verfolgen Sie?«
»Die Vereinigten Staaten verfolgen keine Absichten, Generaloberst«, antwortete Patrick. »Russland hat den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt, Russland hat das Flugzeug unserer stellvertretenden Außenministerin beschossen, Russland hat den turkmenischen Präsidenten Gurisow ermordet, Russland droht damit, Amerikaner in Turkmenistan zu inhaftieren und hinzurichten, und Russland marschiert in Turkmenistan unter dem Vorwand ein, das Land schützen zu wollen. Russlands Absichten sind klar: Sie wollen sich Turkmenistan einverleiben und sind bereit, jeden zu beseitigen, der sich Ihnen in den Weg stellt.«
»Das stimmt nicht, Sir! Russland will nur die innere Sicherheit und die Souveränität eines wichtigen Freundes und Verbündeten schützen. Nicht wir, sondern die Talibanguerillas gefährden den Frieden! Wir sind verpflichtet ...«
»Entschuldigung, Generaloberst«, unterbrach Patrick ihn, »aber die Kawkas wurde gerade von vier Lenkwaffen MiniMaverick mit Thermium-Nitrit-Gefechtsköpfen getroffen. Unsere Flugzeuge greifen gleich noch mal an, und das dürfte der Kawkas den Rest geben – sie krängt bereits ziemlich stark nach Steuerbord. Sie haben noch neunzig Sekunden Zeit, bevor ich das Gebäude Präsident-Nijasow-Avenue achtundzwanzig mit vier Lenkwaffen in Schutt und Asche lege – das ist doch Ihr Hauptquartier in Aschchabad, nicht wahr?«
Boris Kasimow knallte den Hörer mit einem halb wütenden, halb entsetzten Schrei auf die Gabel. »Verdammt noch mal, was ist mit der Kawkas?«, brüllte er.
»Bisher keine Verbindung zu dem Schiff, General«, meldete ein Stabsoffizier.
»Der reinste Alptraum!«, rief Kasimow restlos frustriert aus. »Das darf nicht wahr sein!«
»Sollen wir das Hauptquartier vorsichtshalber räumen lassen?«
»Ja, verdammt noch mal, lassen Sie sofort alle ...«
In diesem Augenblick zuckten draußen mehrere Lichtblitze auf, die an fernes Wetterleuchten erinnerten. Sekunden später ließen mehrere krachende Detonationen die Fensterscheiben klirren und das Licht flackern.
Die Stabsoffiziere liefen ans Fenster. Der Generaloberst brauchte nicht selbst hinauszusehen – die hängenden Schultern seiner Offiziere sagten ihm alles. »Unser Hauptquartier steht in Flammen!«, rief jemand. »Scheiße... wieder eine! Noch eine Explosion!« Das Klirren der Fensterscheiben und das hallende Echo der Detonationen trafen Kasimow wie Hammerschläge. » Wir werden angegriffen!«
Kasimow nahm den Hörer ab, aber das Telefon funktionierte nicht mehr – und Sekunden später ging im Arbeitszimmer des Präsidenten auch noch das Licht aus. »Sorgt dafür, dass die verdammte Stromversorgung wieder klappt! Und dann verbindet mich mit General Grislow in Moskau – sofort!«
Tschardschu, Republik Turkmenistan
Am selben Abend
»Friede allen wahren Dienern Allahs.
Meine Freunde und Nachbarn in Turkmenistan, mein Name ist Jaialuddin Turabi. Ich bin kein Turkmene. Ich bin in Afghanistan geboren und als wahrer Diener Allahs erzogen worden. Ich glaube an die Einzigartigkeit Allahs, ich glaube, dass Mohammed sein wahrer Prophet ist, und ich glaube von ganzem Herzen an den Tag des Gerichts und die Wiederauferstehung der Gläubigen in den Armen Allahs.
Und ich bin ein Taliban. Ich weiß, dass das mich und meinen Stamm sofort als fanatische, Feuer speiende Mörder abqualifiziert. Aber ich sage euch: Wir sind, was wir sind, und das verkündet schon unser Name, der ›Wahrheitssucher‹ bedeutet. Wir sind nicht im Besitz der Wahrheit; wir behaupten nicht, sie zu besitzen, wir versuchen nicht, anderen unser Wissen oder unsere Meinung von Wahrheit aufzudrängen.
Was wir an Wissen besitzen, ist uns von einem Ältestenrat, den alle Clans einer Provinz wählen, übermittelt worden. Dieser Ältestenrat leitet die Aktivitäten jedes Clans oder jeder Gruppe von Clans. Solche Aktivitäten zerfallen in Sijaehija, das sind weltliche Aufgaben, oder Dschihads, das sind heilige Aufträge. Ich hatte den Auftrag erhalten, im Rahmen eines Dschihad Waffen, Ausrüstung und Geld für den Ältestenrat zu beschaffen. Mein Freund Wakil Mohammad Zarazi war unser Führer. Wir wurden im Iran und im Sudan als Hisbollah-Mitglieder ausgebildet und lernten Waffengebrauch und Guerillataktik, um andere an der Waffe für Guerillaeinsätze ausbilden zu können.
Unser Einsatz
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