Brown, Dale - Schattenpilot
der Fregatten steht ein Dickschiff, ein Kreuzer oder Zerstörer.« Er konnte kaum glauben, dass er schon wieder mit CINCPAC diskutieren musste. »Wir haben es erfasst, und wir haben gesehen, wie es die Torpedos abgeschossen hat. Das sind Raketentorpedos gewesen, und wir haben beobachtet, wie der Kreuzer sie abgeschossen hat.«
»Die Fregatten haben Maßnahmen zur Torpedoabwehr getroffen«, sagte Allen, »aber keinen Kontakt mit chinesischen Kriegsschiffen oder U-Booten gemeldet. Wir überwachen dieses Seegebiet seit Tagen und haben nirgends ein größeres Kriegsschiff... warten Sie.«
»Jesus, da haben wir's wieder - >warten Sie<«, beschwerte Elliott sich. »Wir sollen wohl warten, bis die Chinesen uns abschießen?«
»Die Duncan liegt gestoppt«, meldete Denton, während er die beiden amerikanischen Fregatten mit dem Zoom heranholte. Er rief weitere Informationen auf und fügte dann hinzu: »Irgend etwas stimmt hier nicht - unser ISAR identifiziert die Duncan nicht mehr richtig.«
»Das könnte bedeuten, dass sie getroffen ist und sinkt«, stellte McLanahan fest. »Sobald sie teilweise unter Wasser ist, kann das Radar sie nicht mehr vollständig abtasten.«
Im Cockpit herrschte sekundenlang betroffenes Schweigen, bis Brad Elliott losbrüllte: »Versenkt diesen gottverdammten chinesischen Kreuzer! Frei zum Öffnen der Bomberklappen! Setzt die Striker ein, verdammt noch mal!«
»Brad, wir warten, bis CINCPAC uns Feuererlaubnis gibt«, sagte McLanahan nachdrücklich. »Wir haben...«
Er verstummte, als er das vertraute Rumpeln, das Brausen des Luftstroms und die Meldung »Striker gestartet!« hörte. Jeff Denton, der noch auf dem OSO-Platz saß, hatte Elliotts Befehl ausgeführt und zwei Lenkwaffen gesteuert, um das noch immer nicht identifizierte Schiff anzugreifen! Er hatte das große Schiff rasch und effizient als Ziel bezeichnet und die beiden Lenkwaffen darauf angesetzt! Sekunden nach dem Abwurf zündeten sie ihre schubstarken ersten Stufen und rasten über die Formosastraße hinaus und auf ihr Ziel zu. Nur wenige Sekunden später waren sie schon überschallschnell und stiegen auf ihrer ballistischen Bahn auf fast vierzigtausend Fuß.
»Jesus, Denton!«, rief McLanahan erschrocken. »Steuern Sie die Lenkwaffen weg!«
»Warum? Wir greifen an, verdammt noch mal!«, antwortete Denton ebenso laut.
»Wir haben keine Feuererlaubnis!«, erklärte McLanahan ihm. »Steuern Sie die Striker von diesem Ziel weg!«
Jeff Denton wirkte benommen, verwirrt und erschrocken. »Aber der Kommandant hat gesagt...«
McLanahan wusste, dass die Schuld nicht bei Denton lag, der nur tat, was der Kommandant ihm befohlen hatte: das chinesische Schiff vernichten. Aber leider hatte Elliott diesen Befehl voreilig erteilt. McLanahan überzeugte sich rasch davon, dass Denton nicht versehentlich eine der Fregatten im Visier hatte - das war nicht der Fall. »Schalten Sie auf manuelle Steuerung um und steuern Sie die Lenkwaffen nach Südwesten vorn Land weg!«
»Auf dem Ziel bleiben, OSO«, befahl Elliott ihm. »Angriff fortsetzen.«
Von seinem provisorischen Sitz aus konnte McLanahan dem Angriffscomputer keine gesprochenen Befehle erteilen. Als er sich nach vorn beugte, um Denton zur Seite zu schieben und die Lenkwaffen Striker anzuweisen, das unbekannte Schiff nicht anzugreifen, stieß Denton ihn zurück. »Hey, Oberst McLanahan, die Lenkwaffen sind unterwegs«, sagte Denton. »Dieses Schiff hat die Duncan mit Torpedos angegriffen. Der Kommandant hat angreifen gesagt, verdammt noch mal - warum wollen Sie mich also wegschubsen?«
»Weil ich der Mission Commander bin, Denton, und ich sage, dass wir nicht angreifen, bevor CINCPAC uns den Feuerbefehl erteilt!«, antwortete McLanahan. »Schalten Sie die Sensorsteuerung aus, Denton. Lassen Sie mich die Dinger manuell steuern!«
Aber dazu war es schon zu spät. Im nächsten Augenblick - Sekunden vor dem Einschlag - erschien das von der Infrarotkamera einer Striker aufgenommene Bild auf Dentons SMFD. Das nur mit Radar aufgenommene erste Bild zeigte ein hohes, massives Schiff, das sehr weit aus dem Wasser ragte. Erst als McLanahan den Bildschirm berührte, um auf IR-Darstellung umzuschalten, waren plötzlich Einzelheiten zu erkennen.
Das Schiff war kein Kreuzer, kein großer Zerstörer, überhaupt kein Kriegsschiff, sondern eine Autofähre. Flüchtig war zu sehen, dass sie an einer sehr kurzen Trosse eine Art Frachtkahn oder Prahm schleppte, der es dem ISAR erschwert haben mochte, das Ziel
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