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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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South Amboy bestreiten, bevor sie am 22. und 23. Januar zwei Abschiedskonzerte im Upstage gaben. Diese beiden Konzerte waren in null Komma nichts ausverkauft, und angesichts der Masse an Freunden, Nachbarn und Bekannten, die noch zusätzlich eingelassen wurden, herrschten ein Riesengedränge vor der Bühne und schweißtreibende Temperaturen. Die Zugaben, die allein fast vierzig Minuten dauerten, gipfelten in einer Version von »Resurrection«, die die Wände wackeln ließ, doch das Publikum hatte immer noch nicht genug. Als die Band zum letzten Mal auf die Bühne kam, trat Bruce ans Mikrofon, um die tatsächlich allerletzte Zugabe der Band mit folgenden Worten anzukündigen: »Aus persönlichen Gründen ist dies mein letzter Song.« Er zählte den Takt ein und die Band begann erneut mit dem Song, der den Weg des damals Einundzwanzigjährigen vom düstersten Sumpf katholischen Aberglaubens ins gleißende Licht des Bühnenwalhallas versinnbildlichte. »Hail, hail ressurection!«, sang er. »I’ll say my prayers to the earth and the sun/Hail, hail ressurection!«
    Bruce’ Wiedergeburt als Rock’n’Roller war nicht auf die Bühne beschränkt. Der einst so schüchterne junge Mann, der vor zwei Jahren zum ersten Mal die Treppe zum Upstage hinaufgestiegen war und Anfang 1971 längst zu den Stammgästen des Clubs zählte, hatte sich in eine extrem starke, tonangebende Persönlichkeit verwandelt. »Er war eine echte Rampensau geworden«, so Albee Tellone, ein Multiinstrumentalist, der mit seinen Folksongs regelmäßig im Green Mermaid auftrat. »Er imitierte George Carlin oder spielte ganze Filmszenen mit den kompletten Dialogen nach. Bruce besaß ein unglaubliches Charisma und hatte viel Spaß daran, da oben herumzualbern.«
    Auch in intimeren Momenten mit seiner damaligen Freundin Pam Bracken konnte er sehr einnehmend sein. »Er konnte tolle Geschichten erzählen, aber er zog nie über andere her«, sagt sie. »Ich mochte das sehr.« Auch wenn Bruce mit seinem extremen Ehrgeiz und seiner eisernen Disziplin den Bogen manchmal überspannte, ahnte Bracken doch, welche Wucht und welch emotionaler Aufruhr ihn antrieben, seiner Bestimmung zu folgen. Alles andere als ein früher Verfechter des Feminismus, erwartete Bruce von seiner Freundin, dass sie seine Wäsche wusch (und manchmal sogar auch die seiner Bandkollegen) und konnte es kaum abwarten, bis sie ihm endlich die Burger, Brathähnchen und Pastagerichte auftischte, die er sich gewünscht hatte. Als Bruce sich eines Tages in der Brandung von Bradley Beach einen Schneidezahn abbrach, rief er sie an, und verlangte von ihr, ihm »schleunigst« die Dose mit den Schmerztabletten vorbeizubringen, die bei ihr im Badezimmer stand. »Er hatte gewiss schreckliche Schmerzen«, sagt sie, während sie sich an den entrüsteten Blick erinnert, den sie von ihm erntete, als sie ihn schließlich blutend und völlig am Ende auf der Strandpromenade fand.
    So sehr Bruce die Annehmlichkeiten einer engen Partnerschaft auch schätzte, so sehr plagten ihn die damit einhergehenden Ansprüche: Extreme Eifersuchtsanfälle wechselten sich mit kaum verhohlenen Seitensprüngen ab. Einer hilflosen Frau konnte Bruce nie widerstehen, erinnert sich Bracken. Robbin Thompson war fast schon verheiratet, als er zu den anderen in die Surfbrettfabrik zog, doch als ihm seine Zukünftige nach Asbury Park folgte, ging die mittlerweile kriselnde Beziehung vollends in die Brüche. Völlig durcheinander und fertig mit den Nerven suchte die junge Frau Trost bei dem Zimmergenossen und Bandkollegen ihres Ex-Freundes. »Zu meinem großen Verdruss«, sagt Thompson. »Aber Bruce hat sie mir definitiv nicht ausgespannt oder so was. Wir hatten uns getrennt, und dann hatte sie halt plötzlich einen Neuen.«
    Dieser feine Unterschied beruhigte Pam Bracken ganz und gar nicht. Sie fand die reichlich windige Erklärung ihres Freundes, er habe Robbins verzweifelter Ex-Freundin lediglich etwas Trost spenden wollen, wenig überzeugend. Im Verlauf einer heftigen Auseinandersetzung verpasste Bruce ihr schließlich eine saftige Ohrfeige. Tief verletzt und völlig außer sich rannte sie hinaus auf die Straße. Bruce lief ihr nach, um zu beteuern, dass es ihm leid täte und er sie nur geschlagen habe, weil er fürchtete, sie könne »hysterisch« werden.
    Bruce’ Beziehung zu Thompsons Ex-Freundin dauerte gerade einmal ein, zwei Wochen, danach kehrte er reumütig in Brackens Arme zurück. Allerdings verlangte er von ihr, sich zukünftig

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