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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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intimere Atmosphäre einer Soloversion an – etwa für »The Angel«, »Mary Queen of Arkansas« oder »Visitation at Fort Horn«. Aber »It’s Hard to Be a Saint in the City« schrie förmlich nach dem elektrischen Puls von Manhattan und ein Song wie »Lost in the Flood« konnte ein bisschen mehr Dampf vertragen, um der Schilderung der postmoralischen Ödnis mehr Dramatik zu verleihen. Cretecos sah das genauso, und Clive Davis, der von der Meinungsverschiedenheit erfuhr, schloss sich Bruce’ und Cretecos’ Meinung an.
    Dass Davis Hammond dabei gnadenlos überging, hatte laut einigen Beobachtern bei Columbia Records mindestens ebenso viel mit Bruce’ Musik und Davis’ Meinung darüber zu tun wie mit der unterschwellig brodelnden Rivalität zwischen den beiden Plattenbossen. Hammond hatte Appel und Bruce von Anfang an zu verstehen gegeben, dass allein seine persönliche Fürsprache ausreiche, um Bruce einen Plattenvertrag zu verschaffen. Als dann Davis Bruce kurze Zeit später kennenlernte, von ihm ebenso begeistert war wie Hammond und ihm umgehend einen Vertrag anbot, schien das Hammonds große Entscheidungsmacht in der Plattenfirma gewissermaßen zu bestätigen. Vierzig Jahre später ist Davis allerdings sorgfältig darauf bedacht, diesen Eindruck zu entkräften. »John war ein A&R-Manager, der eine Menge Ideen hatte«, sagt er. »Einige [seiner Künstler] wurden unter Vertrag genommen, andere nicht. Ich weiß genau, dass Bruce mir seine Songs vorspielen musste, nachdem John ihn gehört hatte. John war nicht befugt, einen Künstler unter Vertrag zu nehmen.« Ebenso wenig, wie ihn bei dem jüngeren und vermeintlich angesagteren Tochterlabel Epic Records unterzubringen, wie es Appel zufolge zunächst Hammonds Plan gewesen war. Appel war von dieser Idee nicht besonders angetan, und Davis, der fürchtete, dass auf diese Weise ein vielversprechendes Talent seinem Einflussbereich entzogen würde, lehnte diesen Vorschlag rundheraus ab. Bruce blieb bei Columbia.
    Nachdem Bruce von Davis grünes Licht für die Aufnahmen mit Band erhalten hatte, griff er zum Hörer und rief die anderen Mitglieder der Bruce Springsteen Band an. In Garry Tallents Ohren klang Bruce’ Nachricht nach allem Möglichen, aber definitiv nicht nach baldigem Ruhm. »Er fragte mich lediglich, ob ich raufkommen und ihm bei Aufnahmen helfen könne.« Abgesehen von den paar Sessiontagen stellte Bruce den vier Musikern, die so lange mit ihm zusammen gespielt hatten, nichts in Aussicht. Er machte keine Versprechungen und hatte offenbar auch nicht das Gefühl, dass seine neueste, zweifellos sensationelle Enthüllung – dass er einen Plattenvertrag bei einem der größten und renommiertesten Majorlabel an Land gezogen hatte – irgendeiner Erklärung bedurfte. Vielmehr wurde den anderen recht schnell klar, dass Bruce’ Manager und die Verantwortlichen bei der Plattenfirma ihnen keine besondere Bedeutung für den weiteren Verlauf von Bruce’ Karriere beimaßen. »Wir waren so eine Art Outlawband aus New Jersey«, sagt Tallent. »Ein paar Kumpels, die Bruce mitgebracht hatte.«
    Wäre es Bruce allerdings tatsächlich nur darum gegangen, ein paar Kumpels dabeizuhaben, hätte man erwarten dürfen, dass Steve Van Zandt mit von der Partie gewesen wäre. Er und Bruce hatten in den vergangenen sieben Jahren hart auf diesen Augenblick hingearbeitet. »Ich war sein bester Freund und eine Art Consigliere«, sagt Van Zandt. Sie hatten so viel Musik miteinander gehört und in den letzten zwei Jahren so eng zusammengearbeitet, dass Van Zandt nicht im Geringsten daran zweifelte, dass ihre Zusammenarbeit weit über Bruce’ Debütalbum hinaus andauern würde. »Ich wusste, was er hören wollte«, sagt er. »Aber ich stand ihm einfach zu nah. Sie hätten ihn nicht erreichen und manipulieren können, ohne dass ich wie ein Fels dazwischen gestanden hätte. Zumindest dachten sie das wohl, weshalb Mike Appel entschied, dass man auf mich verzichten konnte.«
    Schon am ersten Aufnahmetag trat der Konfikt offen zu Tage; das erkannten auch die anderen. »Steve war am ersten Sessiontag da«, so Tallent. »Er hatte eine eigene Meinung [hinsichtlich des Sounds], doch Mike wollte keine andere Meinung hören.« Appel hingegen erklärt, dass er mit Van Zandts Rauswurf nichts zu tun hatte. »Bruce meinte, dass er nicht benötigt würde«, sagt er. »Ich nehme an, er dachte, dass ein zweiter Gitarrist zu jener Zeit nicht ins musikalische Gesamtbild passte. Man darf nicht vergessen,

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