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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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»Lost in the Flood« und »Does This Bus Stop at 82nd Street?«. Für das Einspielen der Basistracks benötigten sie gerade einmal zwei Tage, erinnert sich Tallent. Die Verabschiedung auf dem Parkplatz vor dem Aufnahmestudio war eine eher beiläufige Angelegenheit; man blieb unverbindlich. Allen war klar, dass dies womöglich ihr letztes gemeinsames Projekt gewesen sein konnte. Tallent und Sancious fuhren wieder nach Richmond. Lopez kehrte zu seiner Bootswerft zurück. »Was uns anbelangte«, sagt Tallent, »hatte sich damit eigentlich alles erledigt.«
    Bruce, Appel und Cretecos feilten noch eine Woche an den Bandaufnahmen, dann konzentrierten sie sich auf die Akustiknummern, die Bruce alleine einspielen sollte. Da sich Akustiktracks und Bandaufnahmen die Waage halten sollten, nahmen sie fünf weitere Nummern auf, bei denen Bruce sich selbst auf der Gitarre und einmal auch am Klavier begleitete: den knapp acht Minuten dauernden Anti-Kriegs-Song »Visitation at Fort Horn«, die impressionistische Bikerballade »The Angel«, den eine mitternächtliche Stimmung heraufbeschwörenden Song »Jazz Musician«, die so gar nicht morgenländisch anmutende Ballade »Arabian Nights« sowie »Mary Queen of Arkansas«, das Klagelied eines Zirkusartisten. Die relativ zügig abgeschlossenen Sessions endeten Anfang August, wenige Tage später trafen die fertigen Bänder bei Columbia ein. Clive Davis gefiel, was er hörte. Die Songs waren ebenso gut arrangiert und produziert wie auf Bruce’ Studiodemos. Die Band sorgte bei den entsprechenden Nummern für das gewisse Etwas, ohne von den wichtigen Texten abzulenken. Kurzum, das waren großartige Tracks für ein Album. Aber hatte irgendeiner dieser aus tiefstem Herzen kommenden, ungeheuer fantasievollen Songs eine Chance, von den Radiosendern gespielt zu werden? Ein, zwei Tage später griff Davis höchstpersönlich zum Hörer und rief Bruce an.
    »Ich fragte ihn, ob es ihm etwas ausmachen würde, noch ein paar Songs zu schreiben«, sagt er. Insbesondere, so fügte Davis hinzu, ein, zwei Tracks, von denen er sich wünschte, dass man sie auch im Radio spielen würde. »Das ist immer ein heikles Thema bei Musikern, aber Bruce war nicht zuletzt auch deshalb etwas Besonderes, weil er daran keinen Anstoß nahm.«
    Nicht im Geringsten, um genau zu sein. »Ich sagte: ›Alles klar, hab verstanden‹«, erzählt Bruce. »Und dann ging ich runter zum Strand und schrieb ›Blinded by the Light‹ und ›Spirit in the Night‹. Es war also zweifellos eine gute Idee, mich nochmal anzurufen. Diese beiden Songs sind die besten auf dem Album.«
    Die beiden neuen Titel machten weitere Aufnahmesessions mit Band erforderlich. Weil die Zeit ziemlich drängte, schlug Bruce vor, Lopez solle wie gehabt Schlagzeug spielen, aber für die Keyboardparts würden sie den Studiomusiker Harold Wheeler anheuern und Bruce würde – den wunderbaren Möglichkeiten des Overdubbing sei Dank – sowohl Gitarre als auch Bass spielen. Außerdem hatte er noch ein Ass im Ärmel: einen weiteren Musiker aus Asbury Park, den er im vergangenen Jahr kennengelernt hatte. Bruce hatte die fertigen Aufnahmen bereits im Kopf und wusste, dass ihnen nur einer den letzten Schliff verleihen konnte: der Saxofonist Clarence Clemons. Clemons, damals Frontman bei Norman Seldin and the Joyful Noyze, kam gerne für die Aufnahmen vorbei, und seine von Junior Walker inspirierten Riffs sorgten für das richtige Rhythm-and-Blues-Feeling der Songs – genauso, wie Bruce sich das vorgestellt hatte. Clemons und Lopez steuerten auch noch Backing Vocals und Hand Claps bei, und nachdem »Arabian Nights« und »Jazz Musician« gegen die beiden neuen Titel ausgetauscht worden waren, war das Mastertape für Bruce’ Debütalbum fertig.
    Nach den Testpressungen fuhr Bruce nach Bradley Beach, während Appel und Bob Spitz mit einer Azetatkopie des neuen Albums im Gepäck nach Los Angeles reisten, um neue Kontakte in der Entertainment-Hauptstadt an der Westküste zu knüpfen und die dortige Szene auf Bruce aufmerksam zu machen. Sie nahmen sich ein Zimmer im berühmt-berüchtigten Hyatt House Hotel 1 , einem Treffpunkt für Rock’n’Roller am Sunset Boulevard, und machten die Runde bei Musikmanagern, Plattenbossen und durch Appels illustren Freundeskreis. Jedem spielten sie etwas aus dem Album vor und jeder erhielt eine Kostprobe von Appels Jovialität und Wichtigtuerei: Mit Springsteen habe er das große Los gezogen. Bald würde die ganze Welt wissen, dass

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