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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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dass Bruce selbst verdammt gut Gitarre spielt.«
    Ganz gleich, wessen Entschluss es war, Van Zandt erhielt keine Gelegenheit, seine Gitarre auszupacken. Sein einziger Beitrag zu Bruce’ erstem Album ist das Donnergrollen zu Beginn von »Lost in the Flood«, das entstand, als er gegen die Hallspirale an der Rückseite seines Verstärkers schlug. Kurz danach erfuhr Van Zandt von seinem Rauswurf. »Ich weiß nicht mehr, ob Mike es mir sagte oder Bruce. Ich vermute, es war Bruce. Und ja, das hat mich schon ziemlich runtergezogen. Es war echt deprimierend.«
    Für Bruce ging es ums Überleben – professionell gesehen. »Man darf nicht vergessen, hier war ein Kerl, der seine erste Platte aufnahm. Und eigentlich wollten sie ja gar keine Band dabeihaben!«, sagt er. »John Hammond erwartete genau das, was er in seinem Büro gehört hatte.« Bruce war es zwar gelungen, Appel und Hammond (und vor allem Clive Davis) dazu zu bewegen, ihm zu erlauben, sich bei einigen Songs von einer Rhythmusgruppe begleiten zu lassen, doch ihr Interesse an einem dichten, ausgeklügelten Gitarrensound – oder gar an einer auch nur moderat verzerrt klingenden E-Gitarre – tendierte gen Null. »Für mich fühlte es sich an, als würde ich undercover spielen«, sagt Bruce. »Ich wusste ja, wann ein Song anfängt zu rocken und zu rollen, doch dazu musste man unbedingt lupenreine [elektrisch verstärkte Musik mit einer Band] machen. Aber das war in diesem Moment einfach nicht gefragt.«
    Und was hat es mit dem Gerede über Reibereien zwischen Van Zandt und den beiden Produzenten Appel und Cretecos auf sich? »Sie kannten Steve doch gar nicht. Sie hatten einfach kein Interesse daran, sich auch noch eine E-Gitarre unterjubeln zu lassen. Sie signalisierten mir: ›Bis hierher und nicht weiter.‹ Ich akzeptierte das als Kompromiss zwischen dem, was John Hammond und der Plattenfirma vorschwebte, und der Platte, die ich – mit Mike als Produzent – machen wollte. Und ich glaube, ich war auch ganz schön fasziniert von diesem Ein-Mann-eine-Gitarre-dein-Song-Ding. Ich befand mich gerade mitten in dem Prozess, mich selbst neu zu erfinden. Und das kam letzten Endes dabei heraus.«
    Van Zandt fuhr zurück nach New Jersey, stellte seine Gitarre in die Ecke und nahm sie, wie er sagt, fast zwei Jahre lang nicht mehr in die Hand. Bruce runzelt die Stirn, als er das hört. »Stimmt das? Keine Ahnung, womöglich übertreibt er etwas. Vielleicht aber auch nicht.« Van Zandt: »Ich arbeitete auf dem Bau, mit einem Presslufthammer, und am Wochenende spielte ich Football.« Bruce, der sich erinnert, lacht: »Oh ja, das stimmt. Er hatte einen richtigen Job. Was war bloß in ihn gefahren?« Nachdem er sich eines Tages beim Football an einem Finger eine Verletzung zugezogen hatte, begann Van Zandt, intensiv Klavier zu spielen, um die Muskelkraft wieder aufzubauen. Es dauerte nicht lange, und es juckte ihn, wieder einmal vor Publikum aufzutreten. Also gründete er eine Kneipenband. Der Cousin des Drummers gehörte zur Tourband der Dovells, einer Gesangsgruppe aus den frühen 60ern, die unter anderem mit »Bristol Stomp« einen Hit gelandet hatten. Kurz darauf heuerten die Dovells Van Zandt als Bandleader für die Tourneen der Gruppe an, und der Musiker hängte den Presslufthammer an den Nagel. »Wir machten bei einer dieser Oldie-Revuen mit. Das hat mir großen Spaß gemacht. Ich hab dort all meine Idole getroffen.«
    Die Aufnahmen zu Greetings from Asbury Park, N. J. begannen Anfang Juli mit Bandsessions in den 914 Sound Studios im abgelegenen (und daher vergleichsweise preiswerten) Örtchen Blauvelt, New York, das etwa fünfundvierzig Fahrtminuten nordwestlich von Manhattan lag. Appel und Cretecos leiteten die Aufnahmen im Regieraum, während Bruce die Band im Aufnahmeraum instruierte. Während der Sessions ging es sachlich und zielorientiert zu, es herrschte eine sehr geschäftige, professionelle Atmosphäre, in der rein gar nichts an den Alle-für-Einen-Einer-für-Alle-Geist erinnerte, der Steel Mill und die Bruce Springsteen Band zusammengeschweißt hatte. Zwischen den schallisolierten Wänden und verglasten Kabinen, die Bruce, Appel und die Jungs aus Asbury Park voneinander trennten, war es für jeden einfacher, sich auf seine Licks zu konzentrieren, als darüber nachzudenken, was die neue Wendung in der Karriere ihres Bandleaders für die eigene Zukunft bedeutete. Bruce leitete die Musiker souverän durch »For You«, »It’s Hard to Be a Saint in the City«,

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