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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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dafür zu verlangen«, entgegnete Wehmeyer.
    »Nun scheiß dich mal nicht so an, Junge. Wenn du ihm seine Bucks hättest geben müssen, wärst du viel schlechter gefahren. Und weil wir die Entsorgung dieses Arschlochs gleich mit übernehmen, finden wir, dass du ein echtes Schnäppchen gemacht hast.«
    »Ja, ja, ist ja schon gut«, trötete der Mann hinter dem Schreibtisch, dessen Gesichtsfarbe irgendwo zwischen dunkelrot und blau angesiedelt war, und dessen beide Ohren ebenfalls eine seltsame Farbe aufwiesen. Außerdem schmückte ein großes Pflaster seine Nase.
    »Also, wie geht es jetzt weiter?«
    »Na, wir verpacken ihn und dann transportieren wir ihn ab, wie vereinbart.«
    Er nickte den drei Männern zu, die in der Tür stehen geblieben waren.
    »Holt schon mal die Kiste aus dem Auto, Jungs. Aber macht nicht so einen Alarm dabei, ja?«
    »Geht klar.«
    »Aber es ist abgemacht«, meinte Wehmeyer ebenso nasal wie ängstlich, »dass ihr euch nicht mit dieser Geschichte brüstet, ja? Er verschwindet, taucht nie wieder auf, und alle Menschen auf der Welt sind glücklich.«
    Sein Gegenüber lachte laut auf.
    »Dir quillt die Schiss ja schon aus deinen vermöbelten Ohren, du feige Sau. Vertrau uns oder lass es, aber fang nicht immer wieder an, so einen Scheiß zu erzählen.«
    Der Geschäftsführer des Sicherheitsunternehmens schnaufte tief und genervt durch.
    »Herrje, ist ja schon gut, ich hab es verstanden. Nehmt ihn mit, macht ihn kalt und lasst mich mit dem Rest in Ruhe.«

    In Andreas Blatters Kopf kreisten so viele Insekten, dass er keine Ahnung hatte, wie er dieses fiese Geräusch jemals wieder loswerden sollte. Außerdem wurde sein Rücken von einem so stechenden Schmerz gequält, dass er befürchtete, für den Rest seines Lebens das Schicksal eines Querschnittgelähmten ertragen zu müssen. Aber das Schlimmste für ihn war, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was ihn in diese Situation gebracht hatte.
    Ich liege, soviel ist klar , schoss es ihm durch den Kopf.
    Mit größter Mühe gelang es ihm, das rechte Augenlid um ein paar Millimeter zu heben, doch es fiel sofort wieder herunter.
    Scheiße.
    Er fragte sich, ob er einen Unfall gehabt haben könnte, konnte sich jedoch nicht daran erinnern, in einem Auto unterwegs gewesen zu sein.
    Nein, ich war zu Fuß unterwegs.
    Wie durch dichte Watte drangen ein paar Laute an sein Ohr.
    Ich hätte nicht gedacht, dass er so naiv ist.
    Wer sprach da?
    Ich kenne die Stimme , dachte er. Ich kenne den Kerl, der da redet.
    Wie gesagt, wenn wir so was zusagen, dann klappt das auch. Und wenn es gegen den Präsi dieser verschissenen Krähen geht, dann machen wir das noch viel lieber.
    Diese Stimme kannte Andreas Blatter, weil er sie schon Tausende Male in seinem Leben gehört hatte. Sie gehörte zu Björn Hassemer, dem schönen Björn , wie er überall in der Szene genannt wurde.
    Sein gesamter Körper wurde für einen Moment zur Seite geschleudert, als ein brutaler Tritt ihn traf. Zu gern hätte er aufgestöhnt, konnte es jedoch gerade noch vermeiden.
    Stimmt doch, Andy, du bist doch noch der Präsi dieser Vollarschtruppe, oder?
    Verdammt , durchzuckte es den tatsächlich noch amtierenden Präsidenten des Black-Crows-Charters Kassel. Verdammt .
    Björn Hassemer war bis vor drei Jahren ein Member gewesen, einer seiner Brüder, bis er versuchte, direkt an Blatters Stuhl zu sägen. Immer wieder hatte es Gerüchte gegeben, dass er, Hassemer, gern der nächste Präsident des Charters Kassel werden würde, was nach den Statuten der Crows eine Todsünde war, weil jeder Bruder dem anderen und speziell dem Präsidenten die absolute Treue geschworen hatte. Irgendwann war es zu einer finalen Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern gekommen, für dieses Mal jedoch auf rein verbaler Ebene, weil Björn Hassemer bereit gewesen war, seine Kutte abzugeben. Jene Kutte, die er über zehn Jahre getragen hatte. Danach war er aus Kassel verschwunden und hatte sich den Göttinger Devils angeschlossen, der Rockergruppe, die den Bereich zwischen der hessisch-niedersächsischen Landesgrenze und dem Bereich etwa 40 Kilometer südlich von Hannover kontrollierte. Dort war er recht schnell in den Führungszirkel aufgestiegen, auch, weil er über gut funktionierende Kontakte zu osteuropäischen Mädchenhändlerbanden verfügte, die er einbringen konnte. Und nun war er offenbar nach Kassel zurückgekehrt.
    Nun scheiß dich mal nicht so an, Junge. Wenn du ihm seine Bucks hättest geben müssen,

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