Bruchlandung
Einfach mal so zu Aldi oder Lidl gehen und das Zeug in den Einkaufswagen legen, ist leider nicht. Aber gut, gehen wir davon aus, dass er es wirklich geschafft hat, sich das Zeug zu besorgen. Dann bräuchte man einen Zünder, was aber im Fall Semtex relativ einfach zu bewerkstelligen ist. Besser wäre es, mit einer sogenannten Initialzündung zu arbeiten, aber zur Not geht es auch ohne. Dann aber sehe ich die großen Probleme bei dem Vorhaben.«
Er nahm erneut einen Schluck aus der Dose.
»Das Semtex muss unter die Asphaltdecke der Landebahn gebracht werden, bevor die aufgetragen wird, was nichts anderes heißt, als dass die einzelnen Riegel während der Arbeiten am Unterbau dort in Position gebracht werden müssen.«
»Riegel?«, fragte Lenz irritiert.
»Ja, Riegel. Stell dir das ungefähr so vor wie eine zu dick gewordene Tafel Schokolade, dann liegst du schon ganz richtig. Allerdings, und das dürfen wir nicht unterschätzen, handelt es sich bei Semtex um einen leicht modellierbaren Plastiksprengstoff, den man in jede erdenkliche Form bringen kann. Es könnte also sein, dass diese Rocker eine Kette ausgelegt haben, mit der sie die gesamte Landebahnbreite auf, was weiß ich, wie viele Meter Länge in Stücke reißen, es könnte genauso gut aber auch sein, dass sie einen riesigen Krater sehen wollen, wenn es bumm gemacht hat. Die Folge ist nach meiner Meinung im Übrigen immer die gleiche.«
»Und zwar?«, hakte der Leiter der Mordkommission vorsichtig nach.
»Wenn ein startendes Flugzeug gerade an der Stelle ist, wo die Explosion stattfindet, gibt es eine handfeste Katastrophe, Paul. Die Druckwelle, und glaub mir, das gibt eine beeindruckende Druckwelle, dürfte den Flieger glatt in der Mitte auseinanderreißen. Was als Nächstes kommt, ist, dass der Treibstoff, den der Vogel ja wohl in rauen Mengen gebunkert hat, sich entzündet, und den Feuerball, der dann entsteht, dürfte man, wenn es dunkel ist, noch in Göttingen, Paderborn und in Kassel sowieso sehen können.«
Lenz musste unwillkürlich schlucken.
»Wenn der Flieger gerade einschwebt, dürfte es nicht so eine große Feuerwirkung geben, weil die dann in der Regel ja den größten Teil des Brennstoffs schon verballert haben, aber unterschätz das mal bloß nicht. Ich meine, dass diese Explosion und die Folgen davon niemand überleben kann, egal ob der Flieger abhebt oder ankommt.«
Wieder bewegte sich der Adamsapfel des Hauptkommissars unkontrolliert auf- und abwärts.
»Aber, um das mal alles ein bisschen zu relativieren, ich glaube nicht daran, dass jemand so etwas plant. Wenn das gelaufen ist, hast du jeden Bullen am Arsch, der laufen oder zumindest kriechen kann, und wer will das schon.«
»Die wollten es, zumindest nach Trossers Aussage, irgendwelchen Islamisten in die Schuhe schieben.«
»Na, so blöd sind wir ja auch nicht, Junge. Wir können schon unterscheiden, ob das die einen oder die anderen waren, zumindest meistens.«
»Wie du schon sagst, meistens. Ein Restrisiko, dass wir die Falschen verdächtigen, bleibt immer bestehen.«
Kostkamp nickte.
»Leider ja, da kann und will ich dir nicht widersprechen.«
»Und wie ist es mit dem Zünder und diesem Krempel? Meinst du, das Zeug könnte über eineinhalb Jahre nach der Installation noch funktionieren?«
»Und wie das funktionieren kann, Paule. Ich habe mir eben, während du mir die Geschichte erzählt hast, schon mal überlegt, wie ich es gemacht hätte, und dann würden der Zünder und der ganze Rest auch noch in fünf oder mehr Jahren einwandfrei arbeiten. Wichtig ist, dass beim Aufbringen des Asphalts nichts verdrückt oder beschädigt wird. Wenn man dann noch gute Batterien verwendet, und davon gehen wir mal aus, kann die Sache dauerhaft funktionieren. Ich hätte sogar den Empfänger des Funksignals abseits der Asphaltdecke untergebracht, damit ich zur Not da noch mal dran kann. Ein dünnes Kabel zum Sprengstoff gelegt, und fertig ist die Laube.«
»Du meinst, das Funksignal, das die Sprengung auslöst, würde die Bahn nicht durchdringen?«
»Das kann ich dir nicht sagen, weil ich nicht weiß, was die benutzt haben, wenn wir denn überhaupt richtig liegen mit unseren Annahmen. Aber so eine Landebahndecke muss schon eine Menge aushalten, also denke ich, dass die schon eine gehörige Dicke hat, und dass es dann an dieser Stelle zu Problemen kommen könnte, ist wohl klar. Denen gehe ich am einfachsten aus dem Weg, indem ich die meisten Komponenten außerhalb unterbringe.«
»Ich
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