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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zu, Joss«, fuhr er ernst fort, »du läßt dich bei ihm auf zu viele Risiken ein. Du weißt doch, daß er viel für dich tun kann, wenn er zufrieden mit dir ist. Und das ist es letztlich auch, was dein Vater sich wünscht und von dir erwartet. Es ist dumm von dir, deine Zukunft so aufs Spiel zu setzen. Du kannst ihn zufriedenstellen, wenn du nur willst - es ist ja gar nicht so viel, was er von uns erwartet.«
    Sie gingen durch das Tor, lehnten sich an den steinernen Pfeiler und sahen erwartungsvoll die Straße hinunter. Sie waren beide hochgewachsene, kräftige junge Männer. Simon war drei Jahre älter und etwas kleiner als Joscelin. Neben ihm biß sich sein blonder Freund auf die Unterlippe und sah mürrisch zu Boden.
    »Meine Zukunft! Was kann er schon groß für meine Zukunft tun, außer mich in Schimpf und Schande zu meinem Vater zurückzujagen! Meinst du im Ernst, das würde mir etwas ausmachen? Ich werde Ländereien und zwei schöne Herrenhäuser erben - das wird er mir nicht nehmen können.
    Und außerdem gibt es noch andere Herren, denen ich dienen kann. Ich bin stark genug, um es mit fast jedem aufzunehmen...«
    Simon lachte und gab ihm einen leichten freundschaftlichen Stoß. »Das stimmt! Das habe ich am eigenen Leib gespürt!«
    »Es gibt Herren genug, die gute Männer in Dienst nehmen würden, jetzt, da die Kaiserin wieder in England ist und der Kampf um die Krone aufs neue entbrannt ist. Ich weiß, wie man ein Schwert führt! Sieh dich doch selbst an, Simon - du hast ebensoviel zu verlieren wie ich. Mag sein, daß du sein Schwestersohn und Erbe bist, aber was« - er biß sich auf die Lippen; es fiel ihm schwer, es auszusprechen, aber es erfüllte ihn mit einer merkwürdigen Lust, das Messer tiefer in seine Wunde zu treiben und es herumzudrehen, um die Schmerzen zu verdoppeln - »was, wenn sich das ändert? Eine neue, junge Frau... wenn er nun einen Sohn bekommt? Dann bist du die längste Zeit sein Erbe gewesen.«
    Simon legte seinen braunen Lockenkopf in den Nacken und brach in lautes Lachen aus. »Nach dreißigjähriger Ehe mit meiner Tante lsabel und Gott weiß wie vielen Seitensprüngen, ohne daß er je einen Nachkommen gezeugt hätte? Mein lieber Freund, mein Onkel Huon mag zwar ein Weiberheld sein, aber wenn er einen Sohn zeugen sollte, fress' ich einen Besen! Nein, nein - mein Erbe ist mir sicher, da kannst du ganz beruhigt sein!
    Ich bin fünfundzwanzig, und er geht auf die Sechzig zu. Ich kann warten!« Er richtete sich auf. »Sieh nur, sie kommen!«
    Aber Joscelin hatte die leuchtenden Farben des Zuges, der sich auf der Straße auf sie zu bewegte, bereits bemerkt und sich gespannt aufgerichtet. Die Pferde waren in einen leichten Trab gefallen - Goldfrid Picard und seine Begleitung hatten es eilig, das Kloster zu erreichen. Joscelin trat einen Schritt vor, und Simon ließ den Arm, den er um die Schultern seines Freundes gelegt hatte, sinken.
    »Du lieber Himmel, Joscelin, was soll das? Sie ist nicht für dich bestimmt!« Aber das sagte er mit einem hilflosen Seufzer, und Joscelin hatte ihm ohnehin nicht zugehört.
    Sie kamen und ritten vorbei. Ihre beiden Bewacher saßen aufrecht im Sattel und sahen hochmütig geradeaus, aber ihre Stirnen waren gerunzelt und ihre Gesichter angespannt, als sei bereits etwas vorgefallen, das ihren Unmut erregt hatte. Und zwischen ihnen Iveta, eine blasse, verzweifelte junge Frau in einer goldenen Hülle. Sie hatte ein Gesicht, das nur aus Augen zu bestehen schien - Augen, die blind waren, die nichts sahen.
    Erst als sie nahe herangekommen war und irgend etwas - Joscelin war überzeugt, daß es seine Nähe und Liebe gewesen war - sie aufschreckte und erschauern ließ, richtete sie ihren Blick auf das Tor, neben dem er stand. Sie wagte es nicht, ihren Kopf zu wenden, aber er war sicher, daß ein Windhauch ihr seine Gegenwart zutrug, als sie, bewacht von ihrem Onkel und ihrer Tante, an ihm vorbeiritt. Sie beging nicht den Fehler, sich nach ihm umzusehen oder die starre Maske des Gehorsams abzulegen, aber sie hob die rechte Hand an ihre Wange, hielt sie einen Augenblick lang dort und ließ sie dann wieder fallen.
    »Ich glaube wirklich«, seufzte Simon Aguilon, als er Arm in Arm mit seinem Freund wieder den Hof betrat, »daß du sie noch nicht einmal jetzt aufgegeben hast. Hoffst du vielleicht auf ein Wunder? Nimm doch Vernunft an - in zwei Tagen wird sie Lady Domville sein.«
    Joscelin antwortete ihm nicht. Er dachte an die erhobene Hand, und tief in seinem Herzen

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