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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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weder er noch irgendein anderer darf direkt vom Feuer in kaltes Wasser gestellt werden.
    Wenn man Ton einer so starken Temperaturschwankung aussetzt, bricht er. Und wo wir gerade davon sprechen: Beachte bitte, daß dasselbe auch für Glasflaschen gilt«, fügte Cadfael eilig hinzu. »Wenn man sie mit einer heißen Flüssigkeit füllt, müssen die Flaschen zuvor erwärmt worden sein. Du darfst nie irgend etwas vom Feuer in die Kälte oder von der Kälte ins Feuer bringen.«
    »Ich habe alles aufgewischt«, sagte Oswin kleinlaut, »und auch die Topfscherben habe ich weggeworfen. Und trotzdem, ich bin sicher, daß er irgendwo einen Sprung gehabt haben muß... Es tut mir leid, daß der Sirup verdorben ist, und heute nach dem Abendmahl will ich einen frischen ansetzen.«
    Alles, nur das nicht! dachte Cadfael, sprach seinen Gedanken aber nicht aus. »Nein, mein Sohn!« sagte er mit Nachdruck. »Du mußt dich an die Ordensregeln halten und dich dem Studium der Schrift widmen. Ich werde den Sirup selbst zubereiten.« Da ihm an seinen Töpfen lag, würde er sie fortan besser vor Bruder Oswins Elan schützen müssen. »Nun lauf und bereite dich auf den Vespergottesdienst vor.« Und so war Bruder Oswins Tolpatschigkeit der Grund dafür, daß Cadfael nach dem Abendmahl noch einmal seine Kräuterküche aufsuchte und dadurch in die Ereignisse, die darauf folgten, verwickelt wurde.

2. Kapitel
    In prächtigen Gewändern erschienen Sir Godfrid Picard und seine Gemahlin zum Vespergottesdienst. Mit niedergeschlagenen Augen ging Iveta de Massard zwischen ihnen wie ein Lamm, das zum Opferaltar geführt wird. Eine ältliche Zofe mit einem harten Gesicht trug Lady Picards Gebetsbuch, und Sir Godfrid folgte ein Diener. Das Mädchen hatte die schönen Kleider abgelegt und war in einfache, dunkle Farben gekleidet. Ein Schleier bedeckte ihr goldblondes Haar.
    Während des ganzen Gottesdienstes blieb sie blaß und stumm, und nicht ein einziges Mal sah sie auf. Von seinem Platz bei den anderen Klosterbrüdern aus beobachtete Cadfael Iveta mit Neugier und Sympathie, und je länger er sie betrachtete, desto mehr wunderte er sich. Welches Verwandtschaftsverhältnis mochte zwischen ihr und jenem Kreuzritter bestehen, der seinerzeit eine Legende gewesen war, wenn auch die heutige Generation ihn vergessen zu haben schien? Wenn ein Mann vierzig Jahre in seinem Grab liegt, ist er wirklich tot.
    Als die Mönche am Ende des Gottesdienstes in einer Reihe hintereinander die Kirche verließen, um im Refektorium das Nachtmahl einzunehmen, stand Iveta auf, trat mit gefalteten Händen an den Marienaltar und kniete nieder. Es schien Cadfael, als habe Agnes Picard ihr folgen wollen, sei aber von ihrem Mann, der ihr eine Hand auf den Arm legte, zurückgehalten worden, denn eben kam Prior Robert Pennant auf sie zu. Er ließ es sich nie nehmen, Gäste, die wie er zum normannischen Adel gehörten, persönlich zu begrüßen, und seine hochgewachsene, weißhaarige Gestalt strahlte vornehme Würde aus, als er nun vermutlich eine höfliche Einladung aussprach, die man nicht würde ablehnen können. Die Lady warf ihrer Nichte, die tief ins Gebet versunken war, einen scharfen, prüfenden Blick zu, bevor sie der Einladung des Priors folgte und zwischen ihm und ihrem Mann die Kirche verließ.
    Cadfael aß in aller Eile. Die unschönen Ereignisse, deren Zeuge er geworden war und gegen die all seine Kräuter nichts ausrichten konnten, beschäftigten ihn immer noch. Nur gut, daß - dank Bruder Oswins Eifer - eine Arbeit auf ihn wartete, die seine volle Aufmerksamkeit erforderte.
    Iveta erhob sich erst, als es einige Minuten lang still um sie und die höfliche, zuvorkommende Stimme des Priors verklungen war. Sie schlich zum Südportal der Kirche und spähte vorsichtig hinaus. Robert hatte seine Gäste in den Klosterhof geführt, um ihnen die letzten Blüten der sorgfältig gepflegten Rosen zu zeigen. Sie kehrten ihr den Rücken zu, und der westliche Wandelgang des Klosters lag offen vor ihr.
    Iveta raffte ihre Röcke, nahm ihren ganzen Mut zusammen und lief wie eine verschreckte Maus hinaus in den großen Hof, wo sie kurz stehenblieb und sich verzweifelt umsah. Nur sie selbst wußte, wieviel Tapferkeit und wie wenig Hoffnung sie besaß.
    Sie war zum erstenmal in diesem Kloster und mit den Örtlichkeiten nicht vertraut, aber zwischen dem Gästehaus und dem Haus des Abtes sah sie zwei grüne Hecken, die einen schmalen Pfad begrenzten, und dahinter die Wipfel einiger Bäume. Dort

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