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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mußten die Klostergärten sein, in denen um diese Zeit gewiß niemand mehr war. Irgendwo dort, hatte er gesagt, werde er auf sie warten, und als sie an ihm vorbeigeritten war, hatte sie ihm das verabredete Zeichen gegeben, mit dem sie ihm bedeutete, daß sie kommen werde. Warum hatte sie das getan? Es konnte ja nur ein Abschied sein. Dennoch eilte sie weiter, mit jenem verzweifelten Mut, den sie lieber schon lange zuvor, als es noch nicht zu spät war, hätte aufbringen sollen.
    Das feierliche Verlöbnis war bekanntgegeben - ein Vertrag, der fast so bindend war wie die Hochzeit selbst. Es war weit einfacher, sich aus dem Leben zu stehlen als aus einer solchen Abmachung.
    Die dicken grünen Wände umschlossen sie und verstärkten das Zwielicht der Abenddämmerung. Sie atmete tief durch und ging langsamer. Wohin sollte sie sich wenden? Der Weg zur Rechten führte zwischen der Rückseite des Gästehauses und den Fischteichen des Klosters hindurch, und hinter dem zweiten Teich überspannte eine kleine Brücke den Mühlkanal kurz vor seiner Einmündung in den Mühlweiher. Auf der anderen Seite der Brücke führte der Weg zu einem kleinen Tor in einer altersschwachen Mauer. Sie schlüpfte hindurch und fühlte sich gleich unendlich viel sicherer, und die würzigen Duftwolken, die aufstiegen, als ihr Gewand die Blätter der Pflanzen, die dort wuchsen, streifte, gaben ihr ein seltsames Gefühl der Ruhe und des Trostes. Der umfriedete Garten war erfüllt von den aromatischen Düften von Rosmarin und Lavendel, von Minze und Thymian, von allen möglichen Kräutern, die jetzt, im Herbst, schon etwas welk geworden waren und sich auf den Winter vorbereiteten. Die meisten Blüten, die der Sommer hervorgebracht hatte, waren bereits geerntet.
    Eine Hand streckte sich aus einem Laubengang und ergriff ihren Arm, und eine hastige Stimme flüsterte: »Hier entlang, schnell! Dort hinten steht eine Hütte..., die Kräuterküche des Apothekers. Komm! Dort wird uns niemand suchen.«
    Jedesmal, wenn es ihr gelungen war, ihm nahe zu sein - das war sehr selten und immer nur für kurze Zeit der Fall gewesen - , hatte schon allein seine Größe sie überrascht und beruhigt: zu seinem Kopf mußte sie aufsehen, seine Schultern waren breit, seine Arme lang und seine Hüften schmal und geschmeidig, und ihr war, als könne sein großer Schatten sie gegen alle Bedrohungen schützen wie ein gemauerter Turm. Aber sie wußte, daß das ein Wunschtraum war, daß er ebenso unglücklich und verletzbar war wie sie, und dieser Gedanke allein ließ sie mehr um ihn fürchten als um sich selbst. Wenn der Zorn hoher Herren erst einmal erregt war, waren sie sehr wohl imstande, junge Knappen zu vernichten, so groß und stark und waffenkundig diese auch sein mochten.
    »Und wenn uns dort jemand findet?« flüsterte sie und klammerte sich an seinen Arm.
    »Um diese Tageszeit? Kein Mensch wird uns dort suchen.
    Die Mönche sind jetzt beim Essen, und danach versammeln sie sich im Kapitelsaal.« Er führte sie zum Gartenhaus, unter dessen vorspringendem Dach Büschel getrockneter Kräuter hingen. Drinnen war es warm - das Holz hatte die Wärme des Tages gespeichert -, auf den Borden funkelten Gefäße aus Glas, und die schwache Glut unter dem Trockengestell glomm im Zwielicht wie ein weit entferntes, feuriges Auge. Er ließ die Tür offenstehen, so wie er sie vorgefunden hatte. Er wollte keine Spuren hinterlassen, die später auf das Eindringen von Fremden hindeuten könnten. »Iveta! Du bist wirklich gekommen! Ich fürchte...«
    »Du wußtest, daß ich kommen würde!«
    »Ich fürchtete, man würde dich keinen Moment aus den Augen lassen. Hör mir zu - vielleicht haben wir nicht viel Zeit.
    Du wirst diesem schrecklichen alten Mann nicht ausgeliefert werden. Wenn du mir vertraust, wenn du mit mir gehen willst, dann komm morgen, um diese Stunde, wieder hierher...«
    »O Gott!« stöhnte sie leise. »Warum tun wir so, als könne es einen Ausweg geben?«
    »Aber es gibt einen Ausweg, es muß einen geben!« rief er hitzig. »Wenn du wirklich willst..., wenn du mich liebst...«
    »Wenn ich dich liebe, sagst du?«
    Sie warf sich in seine Arme, und ihre eigenen Arme schlossen sich mit aller Kraft um seinen muskulösen jungen Körper, als Bruder Cadfael, dessen Schritte auf dem weichen Gras des gepflegten Gartenweges nicht zu hören gewesen waren, in aller Unschuld durch die Tür trat und sie aufschreckte.
    Er war weit verwunderter, als sie es waren, und machte, ihren Gesichtern

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