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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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den regennassen Bergen hinter der Stadt und auf die grauen Mauern der Zitadelle oberhalb Carrick Roads. In der Geborgenheit der Reede lagen mehrere kleine Schiffe vor Anker. Küstenfahrzeuge und dickbäuchige Fischerboote erfreuten sich des Schutzes, den dieser Ankerplatz bot.
    »Ein Spaziergang wird uns guttun, Mr. Herrick«, sagte Bolitho. »Könnte für eine Weile die letzte Möglichkeit dazu sein.« Er stieg steif aus dem Boot und wartete, bis Herrick ihm die ausgetretenen Stufen hinauf gefolgt war. Ein alter Seemann mit grauem Bart rief: »Willkommen, Kapitän. Feines Schiff, das Sie da draußen haben.«
    Bolitho nickte. Er stammte selbst aus Cornwall, war in Falmouth geboren. Daher wußte er nur zu gut, daß kein jüngerer Mann es wagen würde, sich hier aufzubauen und einem Offizier des Königs mit müßigen Bemerkungen zu kommen. Fregatten waren zu beschäftigt, um einen Hafen anzulaufen, es sei denn, sie wollten Leute ausheben. Genau das hatte Vibart geltend gemacht, während die Phalarope mit im Wind donnernden Segeln durch die Nacht schoß. Doch als Bolitho seinen Plan darlegte, schwieg sogar er.
    In seiner Jugend hatte Bolitho häufig Kriegsschiffe in die Bucht einlaufen sehen. Und er hatte gehört, wie die Nachricht durch die engen Straßen gerufen wurde. Wie ein Alarmsignal ging der Ruf von einem Haus zum anderen. Die jungen Männer warfen dann ihre Arbeit hin, verabschiedeten sich hastig von ihren Familien und Freunden und zogen sich in die Sicherheit der Berge zurück. Von dort konnten sie alles beobachten und warten, bis das Schiff wieder Segel setzte und unter dem Horizont verschwand.
    Über die Hügel lief eine schlechte Küstenstraße von Falmouth in nordöstlicher Richtung nach Gerrans Bay und St. Austell.
    Kein Preßkommando würde sich die Mühe machen, die Leute bis dort zu verfolgen. Die Männer der Preßkommandos wußten nur zu gut, daß sie durch ihre Waffen so behindert waren, daß alle Anstrengungen vergeblich bleiben mußten. So konzentrierten sie sich auf die wenigen Leute, die langsam oder dumm genug waren, den Männern des Königs einen leichten Fang zu erlauben.
    In pechschwarzer Nacht hatte Bolitho das Schiff unter Land gebracht und beigedreht, wobei es durch den steifen Wind und die schnelle ablandige Strömung gefährlich krängte. Old Proby hatte zuerst gezweifelt, dann aber seine Bewunderung offen gezeigt. Hier gab es keine Leuchtfeuer, und bis auf einen nebelhaften Schatten bewies nichts, daß Bolitho genau den Punkt unterhalb Gerrans Bay getroffen hatte, an dem die Karte einen winzigen, halbmondförmigen Streifen Strand auswies.
    Bald nachdem Portsmouth hinter ihnen lag, war ein Landungskommando zusammengestellt worden. Die ausgewählten Leute, deren Gesichter im Licht einer Blendlaterne bleich schimmerten, hatten unterhalb des Achterdecks Bolithos Instruktionen entgegengenommen.
    »Ich setze euch in zwei Kuttern an Land. Es werden zwei Gruppen gebildet. Mr. Vibart und Mr. Maynard führen die eine, und Mr. Farquhar führt die andere.« Bolitho suchte das ernste Gesicht von Brock, dem ersten Stückmeister. »Mr. Brock gehört ebenfalls zur zweiten Gruppe.« Sich selbst überlassen, wäre Farquhar womöglich zu draufgängerisch. Brocks Erfahrung würde ein guter Ausgleich sein.
    »Wie ich Falmouth kenne, werden sich die Männer, hinter denen wir her sind, so schnell wie möglich über die Küstenstraße davongemacht haben. Wenn die beiden Kommandos auf der Straße von Pendower Beach herauf ein gutes Marschtempo vorlegen, werden ihnen die Leute direkt in die Arme laufen.
    Das macht uns die Auswahl leichter, denke ich.« Bolitho bemerkte, daß Brock anerkennend nickte. »Die Boote kehren zum Schiff zurück, und die Kommandos marschieren mit den Leuten direkt nach Falmouth.« Einige Männer seufzten, und Bolitho fügte ruhig hinzu: »Es sind nur fünf Meilen. Immer noch besser, als für nichts und wieder nichts die ganze Stadt zu durchkämmen.«
    So hatten seine Befehle gelautet. Und jetzt ging er mit Herrick die ansteigende Straße zu den sauberen Häusern hinauf, wobei er auf dem Kopfsteinpflaster, an das er sich so gut erinnerte, ab und zu ausglitt. Zu diesem Zeitpunkt mußte Vibart bereits einige Leute aufgebracht haben. Wenn das nicht der Fall war, wenn ihm, Bolitho, eine Fehlkalkulation unterlaufen war, würde das die Spannungen auf der Phalarope nur noch steigern.
    Leutnant Okes war an Bord geblieben. Bis zu Bolithos Rückkehr trug er die Verantwortung für das Schiff;

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