Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
sah flüchtig zu Herrick hinüber. »Ich glaube, das ganze Schiff schätzt sich glücklich, Sie als Kapitän zu haben.« Während die Worte verklangen, fingerte er nervös an seinem Degen.
    Bolitho nickte. »Danke, Mr. Okes.« Er konnte es sich nicht leisten, mehr hinzuzufügen. Okes konnte auf Bevorzugung aus sein oder darauf, zurückliegende Verfehlungen zu kaschieren.
    Aber immerhin, es war ein Anfang.
    Er setzte hinzu: »Was Kapitän Pomfret tat oder nicht tat, kann ich nicht ändern. Ich habe meine eigenen Vorstellungen von der Führung eines Schiffes und erwarte, daß sie stets beachtet werden.« Aus den Augenwinkeln bemerkte er, daß der Steuermann zweifelnd den Kopf schüttelte. »Möchten Sie etwas sagen, Mr. Proby?«
    Der alte Mann schaute hastig hoch. »Äh . . . Nein, Sir. Mir ging bloß durch den Sinn, daß es eine Abwechslung sein wird, wieder auf hoher See zu navigieren statt zwischen Klippen und Sandbänken.« Er lächelte, wodurch er nur noch kummervoller aussah. »Die jungen Herren werden von der langen Fahrt zweifellos profitieren.«
    Es war ernst gemeint, aber Fähnrich Neale stieß seinen Gefährten Maynard heimlich an, und beide kicherten. Dann bemerkte Neale, wie Vibart die Stirn runzelte, und blickte hastig zu Boden.
    Bolitho nickte. »Also gut, meine Herren. Bereiten Sie alles zum Ankerlichten vor. Ich komme in zehn Minuten an Deck.«
    Er fing Vibarts Blick auf. »Es wird mich interessieren, die Männer an ihren Stationen zu sehen, Mr. Vibart. Ein bißchen Segeldrill wird sie eine Weile von ihren unruhigen Gedanken ablenken.«
    Die Offiziere gingen einer nach dem anderen hinaus.
    Stockdale schloß die Tür. Bolitho setzte sich und starrte auf die Papier- und Bücherstapel. Er hatte versucht, Zugang zu ihnen zu finden, aber es war ihm nicht gelungen. Eine Barriere war da, ein Schild aus Ressentiments. Oder war es Furcht? Das mußte er selber herausfinden. Er konnte keinem einzigen trauen, sich niemandem anvertrauen, bis er sich des Grundes, auf dem er stand, sicher war.
    Er sah Stockdale an und fragte ruhig: »Nun, wie gefällt dir die Phalarope? «
    Stockdale schluckte heftig. »Ein gutes Schiff, Sir.« Er nickte bedächtig. »Aber von dem Fleisch, das sie zwischen den Spanten hat, halte ich nicht viel.« Er legte Bolithos Degen neben den Pistolenständer und fügte hinzu: »Ich würde Degen und Pistole immer griffbereit halten, Captain. Für alle Fälle.«
    Richard Bolitho stieg den Niedergang zum Achterdeck hinauf und ging langsam zur Luvreling. Auf der Fregatte herrschte lebhafte Tätigkeit. Männer standen am Gangspill, andere warteten mit ihren Maaten unter den Masten. Bolitho taxierte den Wind und blickte kurz zum Wimpel am Masttopp hinauf.
    Das Schiff zerrte heftig und wie verdrossen an der Ankerkette, als wollte es ebenfalls von Land fort, und Bolitho zügelte seine Ungeduld, während er wartete und die letzten Vorbereitungen beobachtete.
    Die Decks glänzten vor Sprühregen und Spritzwasser, und Bolitho merkte plötzlich, daß er bereits bis auf die Haut durchnäßt war. Aber vielleicht war es ganz gut, wenn seine Matrosen ihn so sahen, nicht in den Wachrock gehüllt, sondern vor dem Wetter genauso ungeschützt wie sie.
    An der Leereling bemerkte er Fähnrich Maynard. Und wiederum dankte er Gott für die Fähigkeit, sich Namen merken zu können, selbst wenn er sie nur einmal gehört hatte.
    »Sie sind Signalfähnrich, Mr. Maynard?« Der Junge, dessen magerer Körper sich wie eine Vogelscheuche gegen das mürrische Wasser abzeichnete, nickte. »Sehr gut. Signalisieren Sie dem Flottenkommando, daß wir klar zum Auslaufen sind.«
    Er sah die Flaggen hochsteigen, vergaß sie jedoch, als Vibart mit gefurchter Stirn nach achtern kam.
    »Anker ist kurzstag, Sir!« Er berührte seinen Hut. »Und die Ladung gesichert.«
    »Sehr gut.« Bolitho hob sein Fernrohr und sah nach den Flaggen, die am Signalturm drüben hochstiegen. Vielleicht verfolgte der Admiral von seinem warmen Zimmer im King George aus das Manöver.
    »Antwort, Sir!« rief Maynard. »Gute Fahrt und viel Glück!«
    Bolitho übergab Stockdale sein Fernrohr und verschränkte die Hände unter den Rockschößen. »Lassen Sie bitte Segel setzen.
    Passieren Sie die Landzunge in Luv.« Er wollte sich heraushalten. Er würde beobachten, jeden einzelnen Mann. Und jeder würde das wissen.
    Die Maaten brüllten ihre Befehle. »Marssegel setzen!«
    Die Wanten wimmelten plötzlich von Leuten, als die Toppgasten so geschickt und sicher wie

Weitere Kostenlose Bücher