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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Unglücksschiff ist nie leicht zu führen, vor allem nicht in Kriegszeiten.« Er deutete auf einen versiegelten Umschlag, der auf dem Tisch lag.
    Die Siegel glänzten im Licht des Kaminfeuers wie frisches Blut.
    »Ihre Befehle. Sie enthalten die Order, das Schiff sofort zu übernehmen und in See zu gehen.« Der Admiral wog seine Worte sorgfältig ab. »Sie werden zu Sir Samuel Hoods Geschwader stoßen und sich ihm zur Verfügung stellen.«
    Bolitho war wie betäubt. Hood stand in Westindien, von wo er selber eben zurückgekehrt war. Im Geiste sah er die abertausend Meilen leerer See vor sich – und sich als Kommandanten eines fremden Schiffes, mit einer Mannschaft, unter der es vor Unzufriedenheit nur so brodelte.
    »Wie Sie sehen, Bolitho, bin ich noch immer ein harter Lehrmeister.« Der Admiral schauderte, als ein Windstoß das Fenster traf. »Ich fürchte, Sie haben fast hundert Mann zuwenig an Bord. Ich mußte viele Unruhestifter vom Schiff entfernen, und Ersatz ist schwer aufzutreiben. Einige werde ich hängen lassen müssen, sobald ein Kriegsgericht einberufen werden kann. Sie haben also kaum genug Männer, das Schiff zu segeln, von kämpfen ganz zu schweigen.« Er rieb sich das Kinn, seine Augen funkelten. »Ich schlage vor, Sie laufen unverzüglich aus, und zwar erst zur Westküste. Nach meiner Information liegen die meisten Fischereiflotten im Augenblick in den Häfen von Devon und Cornwall. Das Wetter scheint nicht nach ihrem Geschmack zu sein.« Er lächelte jetzt stärker. »Nichts spräche dagegen, daß Sie Ihrer Heimat Falmouth einen Besuch abstatten, Bolitho. Während Ihre Offiziere einige dieser Fischer für den König zwangsausheben, finden Sie womöglich Zeit, Ihren Vater aufzusuchen. Sie werden ihm hoffentlich meine besten Grüße ausrichten.«
    Bolitho nickte. »Danke, Sir. Das werde ich gern tun.«
    Er wünschte sich plötzlich fort aus diesem Zimmer. Es gab so viel zu tun. Für die lange Reise mußten die Magazine und die Takelage überprüft werden, es galt, sich um Proviant und Vorräte zu kümmern.
    Der Admiral nahm den Segeltuchumschlag und wog ihn in den Händen. »Ich will Ihnen keinen Rat geben, Bolitho. Sie sind jung, aber erprobt und mehr als das. Erinnern Sie sich nur an eins. Es gibt schlechte Leute auf Ihrem Schiff und gute. Seien Sie fest, aber nicht zu hart. Betrachten Sie Mangel an Erfahrung nicht als Insubordination, wie Ihr Vorgänger das tat.« Sein Ton wurde scharf. »Wenn es Ihnen schwerfällt, sich daran zu erinnern, dann versuchen Sie daran zu denken, wie Sie als Midshipman auf mein Schiff kamen.« Er lächelte nicht mehr.
    »Sie können der Phalarope wieder den ihr gebührenden Platz zurückerobern, indem Sie ihr den Stolz zurückgeben. Wenn Sie es nicht schaffen, kann nicht einmal ich Ihnen helfen.«
    »Das würde ich auch nicht erwarten, Sir.« Bolithos Augen waren jetzt so kalt und grau wie die See jenseits des Hafens.
    »Ich weiß. Darum habe ich das Kommando auch für Sie freigehalten.« Vor der Tür hörte man Stimmengemurmel, und Bolitho wußte, daß die Unterredung kurz vor ihrem Abschluß stand. Doch der Admiral schickte noch etwas nach. »Ein Neffe von mir fährt auf der Phalarope«, sagte er. »Einer Ihrer jungen Midshipmen. Sein Name ist Charles Farquhar, und er könnte ein guter Offizier werden. Aber begünstigen Sie ihn nicht um meinetwegen, Bolitho.« Er seufzte und reichte dem Kapitän den Umschlag. »Das Schiff ist segelfertig, also nutzen Sie den günstigen Südwind.« Er drückte Bolitho die Hand.
    Bolitho hob den Degen an und klemmte den Dreispitz wieder unter den Arm. »Dann möchte ich mich verabschieden, Sir.« Es gab nichts weiter zu sagen.
    Fast ohne etwas wahrzunehmen, ging er hinaus und an der kleinen Gruppe flüsternder Offiziere vorbei, die darauf warteten, vom Admiral empfangen zu werden.
    Ein Offizier stand etwas abseits, ein Kapitän etwa seines eigenen Alters. Das war aber auch die einzige Ähnlichkeit. Er hatte blasse, vorstehende Augen und einen kleinen, verkniffenen Mund. Er befingerte seinen Degen und starrte auf die Tür. Bolitho vermutete in ihm den bisherigen Kommandanten der Phalarope. Doch der Mann schien weniger besorgt als gereizt. Wahrscheinlich verfügt er über Einfluß am Hof oder im Parlament, dachte Bolitho grimmig. Aber selbst das würde nicht ausreichen, um Sir Henry mit Erfolg entgegenzutreten.
    Vor dem Gasthaus umheulte ihn der Wind, als er langsam zum Sally Port hinunterging, doch er merkte es nicht. Im Hafen sah er,

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